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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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07.10.2012, 19:52 | #1 |
Erloschner Stern
Erloschner Stern
Wie kann es dir gelingen, dem Schicksal zu entrinnen, das deine Nornen singen, schon vor den Zeiten spinnen? Dein Muster ist gewebt, du magst es hässlich finden, dein Leben ist gelebt, gezählt sind deine Sünden. Die Summe deiner Werke ist nichts als bloße Zahl, was gestern deine Stärke wird heute dir zur Qual. Wenn nun die finstre Nacht sich senkt auf deine Tage, ist sie von dir gemacht, du selbst wirst dir zur Plage. Du willst Gerechtigkeit, so sei sie dir gegeben, denn schon vor langer Zeit tat’st Unrecht du dem Leben. Bist einem Steine gleich in deines Wesens Kern, verhärtet, was einst weich wie ein erloschner Stern. 1734 |
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07.10.2012, 21:06 | #2 |
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Erloschner Stern
Lieber Desperado,
da ist einer, dem klargeworden ist, dass sein Leben nicht den Verlauf genommen hat, den es bei günstigeren Bedingungen hätte nehmen können, und dessen Herz hart wie Stein geworden ist unter all seinen Bitternissen, Enttäuschungen und eigenen Fehlern. Obwohl ich befürchte, dass auf die Spitze getriebene Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ein hohes Potential an Selbstzerstörerischem bergen kann. Das Gedicht ist zwar in der Du-Form geschrieben, es kann sich also um ein Gespräch mit sich selbst handeln, aber der Desperado schmult um jede Ecke. Nur das versteinerte Herz passt nun gar nicht zu ihm. Das Gedicht spricht mich nicht nur inhaltlich an, sondern auch durch seine Qualität. Es war Freude und Nachdenklichkeit für mich, es zu lesen. Lieben Gruß Nitribitto |
07.10.2012, 21:45 | #3 |
Guten Tag Desperado,
das nüchterne Resumee eines Lebens, so scheint es, zieht hier das Lyrische Ich. Jedoch diese Strophe: Du willst Gerechtigkeit, so sei sie dir gegeben, denn schon vor langer Zeit tat’st Unrecht du dem Leben. verweist mich zusammen mit den Nornen auf Fehler, die früher gemacht worden sind und dies früher interpretiere ich jetzt mal ausm Bauch heraus als ein früheres Leben. Kühl und sachlich wird hier "Gericht" gehalten und in die Schalen der Waage gelegt. Muschelich |
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08.10.2012, 08:30 | #4 |
Hallo Nitribitto, hallo MuschelIch,
danke für Eure gedankenvollen Zeilen! Auch ein versteinertes Herz kann wieder "ausgetauscht" und zu Fleisch werden, der Mensch ist fähig zu Einsicht, Umkehr und Neuanfang, er hat die Freiheit dazu. Ob nun ich oder du- das Du ist immer auch das Ich, das sich im Du wiedererkennt. Nüchtern ehrliche Bestandsaufnahme schützt vor Selbstverachtung nicht, hat sie aber ebensowenig zwingend zur Folge. Auf frühere Leben blick ich fürwahr zurück- in diesem einen. Puh, am frühen Morgen schon so viel denken müssen... Lieben Gruß Desperado |
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08.10.2012, 17:21 | #5 |
Hallo, Desperado,
dein LI geht wirklich hart mit sich ins Gericht. Aber wenn es seine Fehler einsieht und aufrichtig bereut besteht ja noch Hoffnung. Du sagst ja auch oben, "auch ein versteinertes Herz kann ausgetauscht werden"! gern gelesen. lieben Gruß simba |
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08.10.2012, 17:30 | #6 |
Beim Lesen dachte ich an ein bestimmtes Wesen, für das es keine Zukunft gibt...
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09.10.2012, 08:22 | #7 |
Hallo simbaladung, hallo marlenja,
ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, wenn ich den Hintergrung und das Phantom des Gedichtes offen und für mich behalte. Vielleicht besteht noch Hoffnung, vielleicht gibt es keine Zukunft, ich habe einen Horror davor, mich zum Richter aufzuspielen. Aber manchmal erreichst du deine Grenzen, bleibst sprach- und ratlos zurück, erschüttert klingt vielleicht hochtrabend, trifft es aber, einfach weil es dir nahe geht, so nahe, dass das Ich und das Du im Gedicht zu einer zerrissenen Person geworden sind, in der das Gemeinsame und Verbindende vor eine radikal trennende Entscheidung gestellt sind. Schlimme Erfahrung, niemandem zu wünschen. Aber schon lange überwunden, seit 1734 genau gesagt. Lieben Gruß Desperado |
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09.10.2012, 20:56 | #8 |
Du sprichst in Rätseln. Böse bin ich Dir desshalb nicht.
Ich frage mich, warum spricht man etwas an, das einem beschäftigt und möchte es dann doch nicht offenlegen... Doch passt es so in düstere Welt...en... |
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09.10.2012, 21:40 | #9 |
Forumsleitung
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Lieber Desperado,
die ersten drei Strophen sind reiner Determinismus - womit ich mich nicht anfreunden kann, aber egal, es geht ja um Deine Sichtweise, nicht um meine. Jedenfalls ist hier von dem Resignierenden die Rede, der ja weiß, daß alles schon vorbestimmt ist. Hier steht der gelähmte Mensch, der nur zusieht. Die weiteren drei Strophen stehen dem aber entgegen: Die finstre Nacht ist selbst gemacht, am eigenen Unglück ist man selbst schuld wegen verübten Unrechts, und man ist selbst zu Stein geworden ... Da ist man plötzlich selbst schuld. Hier steht der Mensch, der gehandelt hat. Also: Was nun? Wo hat dieser Widerspruch seine Schnittstelle? Ich finde das durchaus spannend. LG Ilka |
10.10.2012, 09:04 | #10 |
Hätte nie gedacht, dass dieses kleine Gedicht soviel Aufsehen erregt...
Ich spreche in Rätseln, marlenja, weil ich einfach nicht über das düstere Kapitel, das dem harten Reim zu Grunde liegt, reden will, eine "Erklärung" würde zudem nichts an seiner Aussage ändern, er spricht gewissermaßen für sich und darf ruhig im Ominösen bleiben. Beides, Ilka-Maria, immer beides, kein entweder oder. Der Mensch mit seiner Entscheidungsfreiheit den Launen des Schicksals ausgeliefert, darin sehe ich absolut keinen Widerspruch, die Schnittstelle ist die Wirklichkeit des Lebens. Und jetzt schickt das Ding wieder ins Dunkel zurück. Desperado |
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10.10.2012, 18:24 | #11 |
Du kommst mir wie ein Stern vor, ein leuchtender - Desperado
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11.10.2012, 13:35 | #12 |
Eine Supernova?
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11.10.2012, 13:54 | #13 |
Wie ein Mensch
einer mit Herz |
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12.10.2012, 08:28 | #14 |
Sogar noch mit seinem eigenen, pumpt noch ganz gut.
Danke, marlenja. Männer sind alle Verbrecher ihr Herz ist ein finsteres Loch ?dadaada? sind seine Gemächer aber lieb, aber lieb sind sie doch. Wie hieß die Sängerin nochmal gleich? Lieben Gruß Desperado |
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12.10.2012, 08:34 | #15 |
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Brigitte Mira
Ein Stern, der deinen Namen trägt. |
12.10.2012, 08:43 | #16 |
Brigitte Mira... Angst essen Seele auf... man vergisst so viel.
Danke Dir, Carina! |
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12.10.2012, 08:56 | #17 |
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Ja man vergisst so einiges aber oftmals kommt es wie ein Bumerang zurück. Nichts geht wirklich verloren.
Der Film ging mir wirklich unter die Haut. Erschütternd. Angst kann einen Menschen so sehr lähmen und krank machen. Ich wünsche dir einen gesunden und sonnigen Tag, Carina |
12.10.2012, 10:32 | #18 |
Dafür, dass Gerechtigkeit eines Tages allen Menschen offenbar wird - ist es gut. Doch die Gnade wird alles Böse vergessen lassen. Es wird für immer verloren sein. Das ist die Hoffnung der Menschen, die im Finstern leuchten wie die Sterne am Himmelszelt...
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12.10.2012, 10:41 | #19 |
Desperado
So denke ich heute von Dir. Von dem was ich von Dir gelesen habe. Ob Du von allen Seiten so bist weiss ich nicht. Im Netz kann man sich viele ichs geben. Das von sich zeigen - was man zeigen will. (Ich muss jetzt wieder etwas abnehmen von der Sahne die ich Dir gegeben. Nicht das ich noch zu gut von Dir denke und rede....falls es nicht stimmt ). |
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12.10.2012, 10:52 | #20 |
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Liebe Marlenja,
was ich damit meinte ist, dass alles was einmal war und in unseren Gedanken gepeichert ist nicht wirklich verloren geht, sondern nur oftmals verschüttet ist. Mir passiert dies in letzter Zeit öfter, dass ich an Vorkommnisse in der Vergangenheit denken muss. Nicht immer gut aber vielleicht doch wichtig. Warum war dies oder jenes so? Was wäre anders geworden hätte ich auf manches anders reagiert? Ich wünsche dir einen fröhlichen Tag, lieben Gruß, Carina |
12.10.2012, 11:09 | #21 |
Ja, etwa so hatte ich Dich verstanden. Danke Dir Carina.
Eine Eigenart von mir: Ich lese etwas, einen Satz und dann denkt es in mir weiter und weiter und das was ich schrieb - liegt in der Zukunft. War nicht auf Dich und Deine Gedanken bezogen. Ich lieh sie mir nur aus um sie weiterzuspinnen... Dir auch einen frohen Tag wünschend geh ich jetzt bügeln... |
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12.10.2012, 11:12 | #22 |
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Liebe Marlenja,
das ist sehr schön. Ich verleihe gerne meine Gedanken und manchmal verschenke ich sie auch. |
12.10.2012, 11:59 | #23 | |
Zitat:
Somewhere Mama's weeping for her blue-eyed boy she's holding them little white shoes and that little broken toy and he's following a star the same one them three men followed from the east I hear that sometimes Satan comes as a man of peace Bob Dylan 1983 ...man hat aber auch die Freiheit, einfach nur das Eine oder Andere für sich zu behalten. Schöner Austausch von Euch Beiden Desperado |
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12.10.2012, 12:21 | #24 |
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Lieber Desperado,
auch ein Stern der verloschen ist, hat irgendwann einmal ganz hell gestrahlt. Alles Materie und nichts geht wirklich verloren. Wer weiß schon, was einmal aus meiner Asche werden wird? Zum Guten Schuß möchte ich dir noch sagen: Ich mag deine Texte. Heute ist hier Novemberfeeling angesagt. Der Himmel schüttelt Graues aus, verborgen sind die Lichter, ein Ungeheuer fegt ums Haus und Wolken werden dichter. |
12.10.2012, 13:13 | #25 | |
Zitat:
We Are Stardust... Wozu gibt's schwarze Löcher, und was hat eines davon im Zentrum unserer Milchstraße zu suchen? Irgendwie hängt alles miteinander zusammen, Energie geht nicht verloren, die spirituelle Komponente wird "jenseits" derselben angesiedelt, was ist Geist, was ist Gedanke, Fragen über Fragen. Und ein Minenfeld dazu. Haarsträubende Sekten hier und bornierte Fundamentalisten dort, irrsinnige Fanatiker und verstockte Moralisten in sämtlichen Fraktionen und Konfessionen, Kreationisten und Bibelforscher wetteifern mit der Wissenschaft um die Genesis, an jeder Straßenecke kommt eine Lichtgestalt herabgeschwebt, mit einem Male ist nur noch die eigene Überzeugung gut und alles andere vom Bösen, die Wahrheit wird gebucht wie ein Einkaufsbon, ein regelrechter Sternschnuppenregen an Dogmen und Parteiungen prasselt auf die Köpfe der Gläubigen nieder, die synkretistischen Strömungen der Esoterik fließen plätschernd mit ein und schillern in allen Farben an allen Ecken und Enden, zu guter Letzt wettern auch noch die Atheisten und Materialisten erbittert gegen alles Religiöse an, geißeln als Selbstbetrug und verspotten als Humbug, was anderen heilig ist, die Beleidigten geifern nicht minder hasserfüllt zurück im Namen des Allerhöchsten, was, so frag ich mich, hat all der Aberwitz mit mir zu tun? Alles, was mir dazu einfällt, sind die Brückenfiguren des heiligen Nepomuk, der seinen Zeigefinger zu einem weisen Psst an die Lippen drückt. Bei uns zieht sich grade der Himmel zu, vormittags war Sonnenschein, der Herbst kommt ins Land gezogen mit Macht, morgen ist Weihnachten. Wir sind Sternenstaub... Desperado |
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12.10.2012, 17:49 | #26 |
Der
Verschenkende fühlt sich mit seinem Gegenüber eins was er hat gibt er gern von Herzen umsonst |
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12.10.2012, 20:15 | #27 |
13.10.2012, 08:44 | #28 |
Das ist wahr, marlenja, was wir zeigen von uns sollte wahr sein.
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13.10.2012, 09:03 | #29 |
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Lieber Desperado,
ich schreibe ja noch Texte, nur hier stelle ich sie nicht mehr rein. Dies war nur die erste Strafe...äähhmm Strophe von meinem Herbstgedicht. Nun die Wahrheit. Jeder hält das hält das was er denkt und meint für Wahrheit. Es sei denn er /sie belügt sich selbst oder er/sie lügt bewusst. Es fällt schwer noch Menschen zu finden, die ernsthaft daran interessiert sind ihr Wahres Ich zu zeigen. Maskenball der Eitelkeiten. Reißt man ihnen jedoch die Maske herunter bleibt nicht viel von ihnen übrig. Allenfalls eine häßliche Fratze. Give peace a chance. Lieben Gruß, Carina |
13.10.2012, 13:28 | #30 | |
Zitat:
Wenn ich dem Romney oder dem Putin die Maske vom Gesicht reißen könnte, dürft ich getrost von einer scheußlichen Fratze dahinter ausgehen und wüsste mal wieder anschaulich, wo der Feind steht. Wenn da aber nur ein banales und nichtssagendes, durchschnittliches und unscheinbares Allerweltsgesicht zum Vorschein kommt, wie in neunundneunzig von hundert Fällen der Fall... was willst du mit so einem schon groß machen? Da lohnt sich der Aufwand einfach nicht. Du legst ja deine Masken nicht ab, weil ein greller Geistesblitz dir die absolute Selbsterkenntnis geschenkt hat, du tust es, weil du irgendwann früher oder später dahinterkommst, dass du nicht besser oder schlechter, größer oder kleiner, klüger oder dümmer, bedeutender oder unbedeutender, böser oder guter bist als der Rest der Welt, sondern auch nur einer von ihnen, ein Mensch unter Menschen und nichts anderes. Solange du jedoch noch nicht soweit bist, verbirgst du dich hinter Masken, nicht vorwiegend um des Täuschens Willen, sondern vor allem, um dich zu schützen, einfach weil du Angst hast, verschwinden und untergehen zu können in, ja verschluckt zu werden von der großen, unüberschaubaren Masse von Mitmenschen. Was eigentlich vollkommener Quatsch ist, aber sag das mal jemandem, bevor er's nicht selbst geschnallt hat. Es ist ein großes Elend! Aber lass den Kopf nicht hängen, kommt Zeit, kommt Einsicht. Lieben Gruß Desperado |
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13.10.2012, 15:08 | #31 |
13.10.2012, 15:30 | #32 | |
Der helle Morgenstern
Zitat:
Als die Welt
bin ich nicht besser sündig und verloren drum brauch ich Einen der mich löst aus Sünde Tod und Elend Es gibt nur einen Namen von dem ich glaube das Er's kann Jesus Christus Amen |
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13.10.2012, 16:17 | #33 |
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