|
|
Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
03.10.2012, 12:58 | #1 |
Forumsleitung
|
Eheszenen
Ich finde, hier muß mal wieder frischer Wind rein und ein kontoverses Thema eingestellt werden, natürlich in Erzählform. Und deswegen mache ich den Anfang.
Hier sind drei Szenen: Ich heiße ‚Wolfgang‘. nicht ‚Wolf‘,“ bellte er mich an. Seine Augen hatten nichts Hündisches. Sie waren weder groß, noch braun. Sie lagen tief und eng und hatten im Zorn von wasserblau zu stahlgrau gewechselt. Seine Lippen zitterten, und sein Gesicht ängstigte mich. Mit der Verdammung des Kosenamens, mit diesem Verbot, ihn auszusprechen, starb das erste Stück Vertrautheit. Ich kann mich nicht erinnern, welcher Streit diesen Ausbruch ausgelöst hatte, offensichtlich war der Anlaß zu unwichtig gewesen. Die Wahrheit lag im Ergebnis und war der Anfang einer Demontage. Er wollte nicht länger mein starker Wolf sein. Er wollte kein Leitwolf sein und geriet an eine schwache Wölfin, die er für stark hielt. Es war die erste in einer Reihe immer schwächerer Wölfinnen. Erst bei der dritten Wölfin resignierte er, weil er nichts mehr einzusetzen hatte. Ein gezähmter, zahnloser Wolf, den niemand mehr einen Wolf nennen mag. *********** Sie stand im Flur wie angewurzelt. Was hatte sie gerade gehört? Die Stimmen ihrer Eltern waren laut genug gewesen, um durch die Wohnzimmertür zu dringen. „... und in der Spessartstraße steht meine Villa ...“. Die Worte der Mutter klangen ihr wie ein Echo in den Ohren. Behutsam schloß sie die Wohnungstür und schlich in ihr Zimmer. Sie nahm ihr Buch vom Regal, auf dem sie ungefähr bei Seite hundert angelangt war, lümmelte sich auf ihre Couch und las weiter. „Das Tal der Puppen“, eine Ansammlung von unglücklichen Liebesgeschichten, weil sich Menschen immer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort und mit den falschen Erwartungen treffen. Selbt die Farbe des Lippenstifts, falsch gewählt, kann ein ganzes Leben ruinieren. Aber sie konnte sich nicht auf den Roman konzentrieren. Was war das mit der „Villa“? Ihre Mutter war eine schöne Frau, sie hätte alle Möglichkeiten gehabt, ihr Äußeres zum Markt zu tragen. Sie war umworben gewesen, hatte sich aber für Vater, diesen armen Schlucker, entschieden - gutaussehend, sportlich, manierlich, zuvorkommend, zuverlässig ... jede Menge Gründe, ihn zu mögen. Aber dann: Kurzarbeit, Geldmangel, Mühle auf und Mühle zu, die Tochter nichts davon spüren lassen ... Ja, meine Mutter hätte reich werden können, hätte sie sich anders entschieden. Dann wäre sie vielleicht Herrin über die Villa in der Spessartstaße gewesen. Und mein Vater wäre niemals so erniedrigt geworden. *********** Telefon. „Hilf mir! Mein Mann betrügt mich wieder!“ „Was ist?“ „Er kam gestern sehr spät nach Hause und redete sich damit heraus, er habe im Stau gestanden – Unfall .... Aber in den Nachrichten kam nichts von einem Unfall.“ Sie weinte. Ich versuchte, sie zu beruhigen. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Er ist seit der bösen Erfahrung geheilt. Damals, als er einer Wette wegen sich mit einer Kollegin einließt, die nur zu gerne ein Auge auf ihn geworfen hatte. Und dann wegen Verdacht auf Syphilis in Beobachtung kam. Weißt du noch, wie er damals Rotz und Wasser heulte und erleichtert war, daß es doch nichts Ernstes war? Warte doch erstmal ab.“ Sie war verzweifelt, aber ich spürte, daß es ihr gut tat, mit mir zu sprechen. Ich bin von meiner Art ohnehin eher der Beschwichtiger als der „Den-Teufel-an-die-Wand-Maler“. Und so stellte sich die Wahrheit einen Tag später durch die Nachrichten heraus: „... war die Autobahn etwa zwei Sunden lang durch einen Unfall blockiert ...“ Am nächsten Tag saßen wir bei Kaffee und Kuchen zusammen, strickten Babykleidung, hechelten die Nachbarn durch, unsere untauglichen Ehemänner sowieso, und der Himmel war wieder wolkenlos blau. *********** to be continued |
03.10.2012, 17:12 | #2 | |
Hallo Ilka-Maria,
die Szenen sind alle sehr gut herausgearbeitet und das lesen bereitete mir keine Mühe. Zitat:
Ich würde sagen, keine Ehe ist perfekt. Überall kriselt es mal. Mich würde allerdings interessieren, warum du die Erzählperspektive im zweiten Teil wechselst. Es grüßt Narziss |
||
03.10.2012, 17:26 | #3 |
Forumsleitung
|
|
03.10.2012, 17:39 | #4 |
'Tschuldigung, hab mich falsch ausgedrückt. Ich meinte die Erzählsituation. Du wechselst zur zweiten Szene ins Personale.
|
|
03.10.2012, 18:23 | #5 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Ich ahne aber, was Dich stört. Es ist die Frage, woher die Tochter instinktiv weiß, welche Waffe ihre Mutter gegen den Vater ins Feld führt. Denn mit dem Vorwurf "... und in der Spessarstraße steht meine Villa ..." ist alles gesagt. Der Vater ist ein Versager, der einstmals geschmähte Mitbewerber hat es dagegen zu Wohlstand gebracht. Darauf kann sich die Tochter viele Reime machen. |
|
03.10.2012, 18:55 | #6 |
Genau darauf wollte ich hinaus.
Aber dein Schreibstil gefällt mir. Ich warte auf die Fortsetzung. Narziss |
|
03.10.2012, 19:01 | #7 |
Forumsleitung
|
|
03.10.2012, 19:35 | #8 |
abgemeldet
|
„Frischer Wind“?
Sorry – das hier ist Mief, der sich in den Schubladen jener Kommoden zu sammeln pflegte, die in 50ern des vorigen Jahrhunderts in den Wohn- und Schlafzimmermansarden tonnenschwer an der Wand standen. Sie heute noch einmal zu öffnen, bringt leider nicht den eingangs von der Autorin versprochenen „frischen Wind“ ins Biedermeier, sondern verbreitet Mottenkugelgeruch. Mädelz von heute brauchen längst keinen Fleischwolf mehr. Sie hüten ihre Schäfchen allein, bauen sich ihre Hütte selber und, vor allem, sie stricken nicht mehr am Strampelhöschen. Sie nutzen die Zeit besser, machen Karriere und schlafen mit dem, der ihnen wirklich gefällt. Kinder kriegen sie, wenn überhaupt noch, dann später. Von einem anderen. Wer für „frischen Wind“ sorgen möchte, sollte hier mit dem Fidibus kommen. Falls der Krempel nicht nur qualmen, sondern tatsächlich brennen sollte, könnte es sein, dass erst ein bisschen Zugluft und danach Platz für ein zeitgenössisches Möbel entsteht. Das wäre dann immerhin etwas. |
03.10.2012, 19:48 | #9 |
Forumsleitung
|
Ach, das hat Dich interessiert?
Da haste mir einiges voraus. Ich habe es in Weinlaune produziert, und natürlich angeregt von einigen Lektüren. Mehr war nicht dahinter. Ist mir - kurz gesagt - völlig wurst. Aber schön, daß es Dich zu einer Reaktion motiviert hat, frischen Wind als Köder eingeschlossen. Wenn der Wind aus dem Loch des Sitzfleisches gekommen wäre, hättest Du die Nase genauso drangehalten. Dann hättest Du auch gerochen, daß Eheprobleme nicht miefig, sondern seit einigen hundert Jahren immer dieselben sind. Sie sind nicht miefig, sondern stinken zum Himmel. Und trotzdem gibt es immer noch Leute, die heiraten, weil sie denken, mehr als Mief hättern sie nicht auszuhalten, der große Gestank bliebe ihnen erspart. |
04.10.2012, 01:23 | #10 |
abgemeldet
|
Wir waren alle auf den „frischen Wind“ gespannt, den zu produzieren man recht großspurig angekündigt hatte. Wie zu ersehen, ist daraus leider nichts geworden.
Schon mittags alkoholisiert? Ein junger, spritziger Wein war das gewiss nicht, der da die Feder geführt hatte. Und die Lektüre, die „inspirierte“, war wohl ähnlich abgestanden. Ein Bastei-Liebesroman? Eine Fotoromanza aus der „Frau im Spiegel“? Ein G’schichterl aus der „Gartenlaube“, Baujahr 1936? Heiraten ist megaout. Nur Omis halten das noch für das Nonplusultra. Der Rest der Welt ist längst woanders angelangt und sorgt für neue Systeme. Niemand hat etwas gegen historische Texte. Aber sie sollten uns nicht als „frischer Wind“ angedient werden. Es gibt ihn – aber der weht gewiss nicht in Wohngegenden, wo die Stricknadel klappert und die Hausspinne webt. |
04.10.2012, 04:12 | #11 | ||||
Hallo Ilka-Maria!
Ich leg mal gleich los: Zitat:
Zitat:
Warum nicht jede Menge Gründe, ihn zu lieben? Dass man im Streit oft die Eigenschaft moniert, die der Partner/die Partnerin nicht besitzt – im Fall der Geschichte das Statussymbol „Villa“ - stellvertretend für Reichtum, sehe ich persönlich als alltäglich an; wunderte mich daher über die einspurigen Gedanken der Tochter. Zitat:
Die Ehe scheint wieder im Lot, doch der Vertrauens-/Ehebruch des Mannes macht der Ehefrau noch immer zu schaffen. Kein Wunder also, dass sie so schwarz-seherisch reagierte. Zitat:
Ein Wimpernschlag und alles ist vergeben und vergessen. - - - - Parenthetisch fanden sich minimale Flüchtigkeitsfehler, doch das nur am Rande. Insgesamt habe ich Deine drei Kurzgeschichten mit großem Interesse gelesen und sie haben mich – wie Du siehst – zum Nachdenken angeregt. VG Pitti |
|||||
04.10.2012, 06:41 | #12 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Eulen nach Athen ... |
|
04.10.2012, 13:21 | #13 |
R.I.P.
|
Also das geht mir doch ein bisschen zu weit, beide Kernaussagen entsprechen nicht der Lebenswirklichkeit, sind zu sehr schwarz/weiß, sind und bleiben Wunschdenken.
Man kann (und sollte) zwischenmenschliche Beziehungen so nicht generell über ein Kamm scheren: Wenn Ilka hier über böse Erfahrungen in einer Ehe schreibt, ist das so aktuell, wie es schon immer gewesen ist. Die Trauung soll auch heute noch zum begehrten Ehestand führen; auch eine hohe Scheidungsrate spricht nicht dagegen (führt sie doch oft zu einem neuen Ehestand). Die jungen Frauen in der heutigen Zeit sind mobiler, haben mehr Gelegenheiten, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben. Wie sie ihr Leben leben wollen, was sie sich dabei vorstellen, und wie das Ergebnis dieser Lebensführung aussieht, unterscheidet sich nicht wesentlich vom Verhalten der Frauen anderer (älterer) Generationen. Für die große Zahl alleinerziehender Mütter verläuft ihr Leben (und das ist bestimmt kein Zuckerschlecken) ganz anders, als geplant. Nebenbei: Gleichberechtigung kann u.U. auch (welch böse Erkenntnis) gewaltig belasten. HG Kurier |
04.10.2012, 14:55 | #14 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Schon deshalb interessieren mich die Erfahrungen, die andere User gemacht haben. |
|
04.10.2012, 18:06 | #15 |
abgemeldet
|
Es waren "frischer Wind" und ein "kontroverses Thema" angekündigt worden.
Stattdessen nun Filzpuschen, Gartenlauben, Strickstrümpfe und redundantes Geschwätz über Beziehungsunfägkeiten. Hatte Omi nicht einst bekundet, sie habe einen Sohn, der durchs Abitur gefallen ist oder sein Studium abgebrochen hat? Hat sie den im Freien aufgezogen? Anyway. Ich glaube nicht, dass Geplauder über persönliche Eheerfahrungen essentieller Bestandteil eines Gedichte-Forums sei. Derlei Mief gehört in einen Chat oder in Omis Strickgruppe. Mit Literatur, nota bene spannender, hat solches Gequatsche nichts zu tun. |
04.10.2012, 19:02 | #16 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Ich hatte zu Fortsetzungsbeiträgen anregen wollen, da wäre vielleicht auch etwas für den anderen Geschmack dabeigewesen. Hat aber nicht geklappt. 2. Sohn stimmt, Abitur durchgefallen stimmt nicht. Wie und wo ich ihn aufgezogen habe, geht Dich nichts an. Wenn ich darüber im Forum geschrieben habe, dann nicht um der Sache selbst willen, sondern in einem anderen Themenzusammenhang. 3. Wer im Forum über welches Thema schreiben und debattieren will, bestimmst Du nicht. Von Beiträgen, die Dir nicht passen, darfst Du Dich fernhalten, das liegt ganz bei Dir. "Mief" ist kein Grund, sich darüber zu beklagen, nachdem man die Nase in eben diesen hineingesteckt hat. |
|
06.10.2012, 01:27 | #17 |
abgemeldet
|
Eheszenen
Hi Ilka, was magst Du lieber :"Auf in den Kampf, Tor.." oder " Aux armes cit...."? Beides passt hier. Gruss, kipling
|
06.10.2012, 02:24 | #18 |
an die Moderatoren:
Bitte löschen! Dankeschön! M. |
|