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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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13.11.2004, 15:23 | #1 |
Der Pfitzer
Er steht ganz Still am Fenster
Blickt schweigend auf die Stadt Lächelnd dankt er seinem Gott Für alles was er hat Sein treues, herzensgutes Weib War wunderschön und liebenswert Sie schenkte ihm sechs stolze Kinder Denen er sein Leben ehrt Doch dann kam dieser schwarze Tag Ein Brief, ein Fluch, ein Hilfeschrei Sein guter, alter, weiser Vater War angeklagt der Hexerei Im Bunde sei er mit dem Teufel Und trieb als Dämon jetzt sein Unheil "Tod durch Gottes Galgen!" So lautete sein Urteil Des Pfitzers Weib war wohl besorgt Sie bangte, sie müsse ihn nun hergeben Als er zum heil'gen Stadtrat ging Zu retten seines Vaters Leben "Ein Ketzer müsse an den Galgen So lautet Gottes Kunde Und wer den Teufel noch verteidigt Steht selbst mit ihm im Bunde" So kam er in den Kerker Verwirrt, betrübt und mitgenommen Doch seine Wut und seine Hoffnung Ließen ihn entkommen. Nun rannte er, und rannte er Auf seines Bruders Lande Hier hockte er und grübelte Über seine ungewollte Schande Die Pfitzerin derweilen hatte Ihres Mannes Platz besetzt Im Kerker saß sie und sie weinte Man hatte ihre Welt zerfetzt "Ihr seid auch nur eine Hexe, Ihr habt getanzt in blut'gen Lachen Eure Nichte hat es uns erzählt Als wir ihr die Knochen brachen!" Der Pfitzer selbst war tief geschockt Weil er sich selbst nicht weinen kannte Doch die Tränen kamen unverhofft Als man sein Weib zu Tode brannte Und nun weint und betet er Doch hat Gott keine Antwort gegeben Von einer einst so stolzen Familie Ist nur noch er am Leben Ein Schicksal nur, aus tausenden 400 Jahr ist dies nun schon her Alles, was wir wollen, ist Einsicht Und keine Toten mehr! --- Jau, das quasi als kleiner Vorgeschmack auf meinen im Dezember erscheinenden Gedichtband. |
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