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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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12.06.2007, 16:32 | #1 |
Kläglicher Rest
Leben rausgelebt aus alten Körpern.
Sinne verzerrt in Menschengewand. Ständig Schmerzen und ewig jammern. Alte Körper fühlen sich einfach krank. Jeder Bewegung ein Schrei entflüchtet, faltigen, zitternden, kalten Lippen. Glanzlose Augen starren zur Wand, die Sie mit ihren sehen nicht fanden. Menschlein ganz klein hat sich tief, ganz tief in sich selbst verirrt. Das Leben ringsum dieses Dasein schwirrt. Leben, Lachen, Erkennen, Fühlen, Lieben. Wo ist das abgeblieben ? Lächeln sich auf diese Lippen band durch beruhigend, streichelnde Hand. Sinn machen, Sinn geben, das alles, für solch ein Leben ? |
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12.06.2007, 18:32 | #2 |
abgemeldet
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RE: Kläglicher Rest
Dieses Gedicht ist sehr bewegend.
Das Thema hat mich schon oft beschäftigt. Es ist das, wovor meine Großmutter immer Angst hatte. So sehr, dass sie für den Fall der Fälle sogar vorsorgen wollte. Ich glaube, sie hat nicht vorgesorgt und zum Glück war das auch nicht nötig. Ich werde es tun. Es gibt bei weitem schlimmers als den Tod und wo Himmel und Hölle ungefähr liegen, weiss ich- nämlich irgendwo im Leben, nicht ausserhalb. Scheiss auf Religionen die Sinn zum Disount anbieten. Ups...bin voll am abschweifen hier. Zum Text: "Alte Körper fühlen sich einfach krank." hört sich so "ach ja... was solls!" an. Wie wäre es mit "verbraucht und krank" oder "verlebt/zerlebt und krank"? "die sie mit ihren sehen nicht fanden" klingt recht unbeholfen. "Menschlein"- ich hasse Verniedlichungen aber das ist Geschmackssache. Die Stimmung kommt aber insgesamt gut (also das Gegenteil davon) rüber. Der Schlusssatz ist nochmal besonders gelungen Grüße aus dem sonnigen HH Bambus |
12.06.2007, 22:09 | #3 |
RE: Kläglicher Rest
Hääää?
Hallo Bambustherapie, wenn es aber nur noch "Menschlein" sind, kann ich keine Menschen drauß machen... Erlebe es jetzt jeden Tag und es weckt so'ne Hilflosigkeit in mir. Zum kotzen ! Wann warst Du zum letzten Mal in nem Pflegeheim bei den schweren Fällen ? Man beschäftigt sich nicht damit, weil es einen nicht betrifft - so lange, bis es einen betrifft... Bambus, denke nicht falsch von mir, ich bin einfach am Rande meiner Vorstellung vom Leben, weil ich nun täglich mit Alzheimer- und Demenzkranken umgehen muß und erlebe, wie dieser Staat selbst da noch Kohle raus holt. Es ist so verstummend traurig und grausam. Mein Kind ist ziemlich krank und die Krankheit verschlechtert sich und ich muß arbeiten bei Menschen, die _nichts- mehr sind,außer Profit für diesen jämmerlichen Staat! Die Bürde ist mir zu groß... Wo ist der AUS-Knopf? Entschuldigung... Bin mit mir durchgegangen. Weißt Du, ich bin ein Mensch, der noch versucht Sinn zu finden. Momentan seh ich einfach kein Land... Sei nicht böse Jeanny |
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13.06.2007, 01:37 | #4 |
abgemeldet
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RE: Kläglicher Rest
Ach was. Ich bin dir doch nicht böse.
Jeanny, das klingt furchtbar. Ich habs in diesem Forum schon mal irgendwo gesagt: Die Seele eines Menschen, allen voran die eigene ist etwas auf das man sehr gut acht geben sollte. Es ist sicher ziemlich vermessen von mir als Fremden, dir einen Ratschlag zu geben, aber wenn es dich so sehr belastet musst du dich nach etwas anderem umsehen. Ganz dringend. Und wegen deinem Kind...es tut mir leid. Möge es wieder gesunden. Mit der Sinnfindung tu ich mich auch recht schwer. Hab mich jetzt auf Sinnstiftung verlegt. Übe noch, aber es scheint mir sinnvoller Im Wissen das meine Worte dir kaum helfen können, hoffe ich dass sich ein Weg für dich auftut, der bessere Zeiten verspricht. Joachim |
13.06.2007, 06:51 | #5 |
RE: Kläglicher Rest
Hallo Joachim,
muß gleich zu meinen "Menschlein" und vorher noch meine Süsse wegbringen. Manchmal gerät man an unbekannte Grenzen und kann damit nicht umgehen.Villeicht sollte ich wirklich aufhören den Job zu machen, aber damit ist das Problem ja nicht vom Tisch und ich... Ich würde mich auch als Versager fühlen - weglaufen bringt nichts. Scheiß Situation. Liebe Grüße Jeanny |
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13.06.2007, 20:23 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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RE: Kläglicher Rest
Hallo Jeanny,
es ist sehr schwierig, in alten, pflegebedürftigen, demenziell erkrankten Menschen das Menschsein hinter dem äußeren Bild zu sehen, zu erkennen. Ich arbeite in der Altenpflege seit 1986. In den ersten Jahren war ich häufig am Rande des Nervenzusammenbruchs und kam sehr oft an meine psychischen un körperlichen Grenzen: da wollte ich mehrmals nur noch aussteigen. Nach nunmehr 21 Jahren beginnt das Erkennen des Menschen hinter dem veränderlichen Ausdruck ... also, vielleicht noch etwas Geduld? Es gibt andererseits wenige Berufe, in denen Du so direkt und unmittelbar eine positive Rückmeldung über Dein Tun erhältst, wenn Du einfühlend, mitfühlend pflegst ... zu interagieren mit den Jahren gelernt hast. Einen lieben Gruß. Wünsche Dir viel Kraft! Deja_vu |
13.06.2007, 23:04 | #7 |
RE: Kläglicher Rest
Hallo und danke,
aber es ist halt nicht einfach... Auf der einen Seite diese Menschen, denen ich noch was geben möchte - und sei es nur 2 Minuten Zeit... Auf der anderen Seite mein fast 4 jähriges Kind, daß immer neu diagnostiziert wird und nie was besser wird... Alte Menschen sterben halt, das ist der Lauf der Dinge. Mein Kind hat noch garnicht angefangen zu leben und ich führe hier einen ewig sinnlos Kampf um das Überleben von diesem bezaubernden Wesen und alles läuft rückwärts, wird schlechter... Hast Du Kinder, die Dir was bedeuten ? Trägst Du die Entscheidung über so ein Wesen, daß abhängig ist von Deiner Entscheidung ? Mußt Du fast jede Woche zu Ärzten, die mit Dir über die Krankheit Deines kindes reden müssen, weil sich stets und ständig wieder mal so viel verändert und so viel beachtet werden muß ? Hast Du täglich vor Augen, wie's sein kann und sein wird? Ich, ja... Und ich finde es unerträglich und grausam und ich habe Angst... Und der Film läuft und läuft... Ja !...manchmal möcht ich weggehen... Ich weiß nur nicht wohin. Jeanny |
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14.06.2007, 00:43 | #8 |
Jeanny,
eigentlich möchte ich dir nur mein größte Bewunderung aussprechen. Solche Dinge sind nicht leicht zu tragen und ich denke du meisterst es mit Bravour. Ich weiß, manchmal möchte man aufgeben aber man findet ach immer wieder etwas ermutigendes. In meinem Fall waren die Auswirkungen nicht so gravierend aber meine Mutter ist mit mir auch jahrelang zu allen möglichen Ärzten gerannt. Ich hab Asthma und neurodermitis und dadurch bedingt auch alle möglichen Allergien. Hatte als kleines Kind deswegen auch mal ein paar heftige Anfälle, das war bestimmt auch nicht leicht für sie. Das ist natürlich nicht mit deiner Situation vergleichbar aber vielleicht kann ich ein bisschen nachvollziehen was du empfindest. Von Arzt zu Arzt rennen und es wird nie was besser, das kenne ich. Ich wünsche dir und deiner Tochter auf jeden Fall alles erdenklich Gute und das sie wieder gesund wird. Gib nicht auf! Egal wie schwach du dich manchmal fühlst ich glaub ganz fest an dich! Tut mir Leid wenn ich jetzt irgendwie Schwachsinn geschrieben habe. Ich wollte eigentlich nur meine Anteilnahme ausdrücken... Lg, Kim |
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14.06.2007, 07:04 | #9 |
Moin Neruda,
was soll denn daran Schwachsinn sein ? Find's ganz lieb, muß da aber sagen, daß ich mir mitunter selber auf den Wecker falle - will nicht jammern und tus doch... Es geht halt nicht um ein kaputtes Auto oder so, sondern um mein Zauberwesen und der Kampf dauert halt zu lang und das Ziel existiert scheinbar im Nirgendwo. Ja, ich habe Angst, das Leben meiner Tochter rückwärts laufen zu sehen. Liebe Grüße Jeanny |
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