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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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29.06.2016, 18:18 | #1 |
Erntezeit
Die Erde klebt kalt an den kraftlosen Händen,
es sielen sich Schatten an inneren Wänden, die Spuren des Samens, der ausgebracht, sie schweben durchs Zimmer in ruhloser Nacht. Und wieder das Sabbern von klebrigen Weiden, verschließe die Ohren, den Klang zu vermeiden, um nur nicht zu hören das widrige Quellen, der grünlichen Knospen, die unter mir schwellen. Es ruft mich der Raum, den ich niemals verschließe, es zwingt mich das Ding, das ich niemals begieße, ich taste den Spaten, den Mantel, den Stab, die Stiege, sie führt mich zu ihm hinab. Und an ihrem Fuße sich windende Triebe wie Schlangen, sie peitschen die Beine, die Hiebe, sie zeichnen mich zitternden Lazarus, ich krieche zum Ursprung des Grauens, ich muss. Am Ende des Ganges in steinernem Raum erwartet mich drohend mein wülstiger Traum, der drängend sich durch meine Nachtstunden windet und mich schon so lange in Finsternis bindet. Aus uralten Tiefen, durch Böden sich splitternd, zuckt und pulsiert dort die Pflanze, sie zittert, die Eine, die einst wohl dem Orkus entspross, hier wuchs sie zum unendlich eklen Koloss. Sie hat eine Stimme, die brodelt und schäumt, die ätzt wie die Wolfsmilch, dass alles sich sträubt, ihr Klang wächst durch Ohren bis tief in das Hirn und brennt wie ein grünlich pulsierend’ Gestirn. Sie gibt mir den Auftrag, ich kann ihn nicht wehren, das Saatgut zu bringen, es ihr zu verehren, dort unter der Weide zu buddeln, es holen, ich renne, die Stufen, ich will’s, wie befohlen, ins Freie zum Baum, der da steht in der Weite, ich treibe den Spaten, schaff’ Erdreich zur Seite, bis plötzlich ich schwammigen Widerstand fühle, seh’ weißliche Glieder im schwarzen Gewühle. Ich ziehe den Körper, den Steine geschunden, aus moostiefer Erde, dem Jenseits entwunden. Ich spür seine Kälte, die starrenden Säfte, ihn zu ihr zu bringen, setz ich alle Kräfte. „Muss fressen, nun mach schon, nun schleife es her. Will wachsen, komm bring mir das Ding zum Verzehr.“ Schon weit vor dem Haus finden mich ihre Worte. Ich trage das Saatgut an finstere Orte. |
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29.06.2016, 21:59 | #2 |
faszinierend.
ein paar kleine unreinheiten in metrik und reim. zu lang? komprimieren? weiß nicht. man kann sich drin verlieren. so richtig verstanden hab ichs nicht. aber faszinierend. lg Sonnenwind |
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30.06.2016, 12:43 | #3 | |
Zitat:
wenn es ein Erlebnis war, freut mich das. Die kleinteilige, formale Ziselierung war mir hier nicht so wichtig. Eher die Vermittlung subjektiven, labyrinthischen Erlebens im Ganzen. Und die Abbildung eines Erzählstrangs. Daher auch die Länge. Straffen könnte man sicher noch hier und da. Danke für Deinen Beitrag Elysium |
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