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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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27.03.2015, 20:18 | #1 |
Forumsleitung
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Kein Entkommen!
Mittagspause. Ich lasse das Büro hinter mir und laufe vom Westend strammen Schrittes in Richtung Zeil, überquere den Zebrastreifen, der direkt zum Eingang des KAUFHOF führt, und sehe meinen Boss entgegenkommen, Arm in Arm mit einer jungen hübschen Dame.
Beide begrüßen mich herzlich, aber ich bin verwirrt, weil ich die junge,hübsche Dame nicht zuordnen kann. Ich überspiele die Situation, indem ich vermeide, Namen zu nennen. Das ist nicht schwierig, weil mein Boss die Kommunikation locker hält und es immer eilig hat. Trotzdem nagt die Begegnung an mir. „Wer war denn die Dame an Ihrem Arm?“ traue ich mich später zu fragen. „Das war meine Frau!“ Unverkennbar ist Stolz in seiner Stimme. „Aber die sieht ja aus wie ein junges Mädchen …“ „Liegt in der Familie. Da altert niemand äußerlich. Alle sehen mit sechzig aus wie mit zwanzig. Meine Frau ist Mitte fünfzig.“ Zehn Jahre später: |
27.03.2015, 20:37 | #2 |
R.I.P.
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Liebe Ilka-Maria -
es schaudert mich. Allein die Vorstelling, dement zu werden, löst panischen Schrecken in mir aus. Jedes Fitzelchen Vergeßlichkeit empfinde ich als Vorboten. Welch ein schlimmes Schicksal füe dieses Paar - sowohl für sie (ob sie über sich selbst weiß?) wie für ihn, der eine ungeheuer schwere Last zu tragen hat. Du hast das so deutlich und klar geschildert, daß es mir unter die Haut geht. Ich weiß nicht, wem von den beiden ich mehr Mitgefühl entgegenbringe. Begegnen möchte ich ihnen nicht - ich wüßte wohl nicht, wie ich damit umgehen soll. (Bei meiner dementen Mutter ist es schon schwer genug). Betroffenen Gruß von Thing |
27.03.2015, 21:27 | #3 |
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Sehr eindringlich und anschaulich
LiebenIlka-Marian.
Deinen Text finde ich extrem anrührend, aber warum als Du ihn als Gedicht gepostet? Dennoch mit großem Interesse gelesen |
27.03.2015, 21:31 | #4 |
Man erhält nur selten einen solch tiefen Einblick. Berührend erzählt.
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27.03.2015, 21:57 | #5 |
Forumsleitung
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04.04.2015, 12:45 | #6 |
abgemeldet
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Wow, das is ja mal sehr mitfühlend erzählt. Traurig, aber wahr.
Hast du wirklich einmalig geschrieben, liebe Ilka. Liebe Grüße Lara |
04.04.2015, 13:26 | #7 |
Forumsleitung
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Thing, Versard, Lara,
vielen Dank für Eure mitfühlenden Worte. Kurze Hintergrundinformation: Es handelt sich nicht um eine Geschichte, sondern um einen wahren Bericht. Aus Vertraulichkeitsgründen kann ich nicht zu sehr ins Detail gehen, aber in Wirklichkeit ist alles viel schlimmer, als ich es aufgeschrieben habe. Natürlich gab es Eheprobleme, denn der Beginn der Demenz wurde falsch ausgelegt und führte zu Missverständnissen und zu unschönen Auseinandersetzungen. Das erzählte mir - ich nenne sie einfach mal Frau XY - oft verzweifelt oder sogar weinend am Telefon, aber wir hatten ja beide keine Ahnung, was die wirkliche Ursache war. Erst nach Jahren kam ein Verdacht auf, weil ihr Erinnerungsvermögen dramatisch nachließ und sie sich nicht mal mehr daran erinnern konnte, ein parkendes Auto mit dem eigenen Wagen ramponiert zu haben. Sie konnte bald nicht mehr ohne Aufsicht sein, weil sie keinen Schritt alleine machte und sogar das Essen vergaß. Körperlich war sie völlig gesund, aber das Gehirn machte nicht mehr mit. Jetzt ist sie in einem Heim und wird künstlich ernährt, weil sie nicht mehr in der Lage ist, die Nahrungsaufnahme selbst zu steuern. Mein Ex-Boss besucht sie regelmäßig und hat sich inzwischen mit der Situation abfinden können, weil seine Frau - wie er sagt - jetzt wesentlich besser aussieht als vor einem halben Jahr, als sie nur noch Haut und Knochen war. Verheerend an diesem Verfall ist, dass es kein Medikament gibt, ihn zu stoppen. Weshalb ich das alles mitteile? Ich dachte mehrmals daran, aus diesem Plot später vielleicht einen Roman zu machen. Zwei Gründe sprechen zur jetzigen Zeit dagegen: Zum einen bin ich meinem Ex-Boss noch zu sehr verbunden (er kommt in die Kanzlei, wenn er Kopien oder Scans braucht, manchmal ruft er auch an, wenn er mit Winword ein Problem hat oder schickt mir Dokumente zum Formatieren), zum anderen wurde das Thema "Demenz" gerade in den letzten Jahren gehäuft in Büchern, Dokus und Spielfilmen verarbeitet. Ich danke für Euer Interesse und Eure Aufmerksamkeit. Liebe Grüße und schöne Ostern, Ilka |
04.04.2015, 13:59 | #8 |
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Oh, da kann ich mir vorstellen, wie es dir geht. Tut mir leid.
Werke mit wahrer Begebenheit sind sowieso viel mitfühlender und wirken einfach echter. Noch mal ein Lob! Frohe Ostern liebe Ilka Alles Gute Lara |
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