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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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21.11.2018, 15:41 | #1 |
Mutterkorn
Der Roggen zeigte in den Ähren
auch schwarze Körner dieses Jahr. Die Herkunft ließ sich nicht erklären. Er ging zur Mühle, wie er war. Wer von dem Brot aß, sah Schimären. Im Wahnsinn sträubte sich sein Haar. Die Haut durchzog ein Kribbeln, Gären. Es schwärmten Spinnen offenbar. Im Körper bebten alle Sphären, als kochte ihn ein Feuer gar. Die Opfer brachten unter Zähren bizarre Narrentänze dar. Dann ging durch Hand und Fuß ein Schwären. Verstümmelte, der Glieder bar, erhängte man. - Verhexte nähren, so hieß es, teuflische Gefahr… |
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21.11.2018, 16:36 | #2 |
Hallo gummibaum,
das Gedicht gefällt mir sehr gut!! Großes Kompliment! Nur eine kleine Frage hätte ich.. Wieso "Narrentänze"? Kommt es beim Ergotismus nicht eher zu Lähmungserscheinungen? Liebe Grüße |
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21.11.2018, 17:14 | #3 |
Danke, liebe Mohrel.
Die Krankheit hat unterschiedliche Ausprägungen. Sie trug u.a. den Namen Veitstanz, mit dem aber auch andere Erscheinungen bezeichnet wurden. Liebe Grüße gummibaum Geändert von gummibaum (21.11.2018 um 21:38 Uhr) |
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21.11.2018, 19:50 | #4 |
abgemeldet
Dabei seit: 04/2018
Ort: Zwischen den Gedanken
Alter: 57
Beiträge: 697
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Lieber gummibaum,
du hast das Thema Antoniusfeuer mit seinen Folgen für die Betroffenen meisterhaft umgesetzt und damit gekonnt ein Schaudern beim Lesen entzündet. Was Menschen alles so in Laufe der Geschichte erleiden, ist schon haarsträubend. Schon allein die leiblichen Symptome müssen die Hölle sein und dazu noch die Vorstellung, dass die Krankheit ohne Läuterung nur der Vorhof zu dieser ist, hat bestimmt sehr grosse seelische Nöte hervorgerufen. LG, Serpentina P. S. Einfach genial gemacht. Ich wollte noch Textstellen zitieren, die mir besonders gefallen, bemerkte aber dann, dass ich dann doch das ganze Gedicht zitieren muss. |
21.11.2018, 22:30 | #5 |
Genau, liebe Serpentina.
Diese Krankheit hatte ihre seelische und moralische Seite. Einen schönen Abend wünscht dir gummibaum |
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22.11.2018, 16:11 | #6 |
abgemeldet
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Meine Anerkennung lieber gummibaum. Das Gedicht stammt von meisterlichen Händen. |
22.11.2018, 23:37 | #7 |
Danke, lieber Einsamkeit. Ich freue mich.
Grüße von gummibaum |
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02.12.2018, 12:11 | #8 |
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Wow! Stilistisch sowie inhaltlich ein perfektes gummiwerk und das mit nur zwei Reimendungen, oder wie man das nennt.
Begeisterte Grüße und einen extra Gruß zum 1. Advent, Letreo |
02.12.2018, 21:00 | #9 |
Danke, liebe Letreo, fürs Lob. Ich freue mich. Auch dir einen schönen 1. Advent.
LG gummibaum |
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20.02.2019, 22:47 | #10 |
(Ich hatte eben nach folgendem Satz gegoogelt: ›Frauen sind die besseren Autofahrer und Autofahrerinnen.‹ Und Google hat dieses Forum ausgespuckt. Tja. Und dann habe ich einige Gedichte gelesen, die ihr hier veröffentlicht habt. Die waren zwar zum Teil etwas holprig, aber sie gingen mir nah.)
@ gummibaum Vorschlag: Wer von dem Brote aß, der sah Schimären. Da ist meiner Meinung nach noch an ein paar anderen Stellen Luft nach oben: Die Haut durchzog ein […] Gären. Funktioniert nicht so recht. Ich versuche mir das vorzustellen. Im Zusammenhang mit Muskelkater (bzw. Milchsäure, die bei einem Gärungsprozess in den Muskeln entsteht) als Folge von Krämpfen wäre das Gären plausibel. Und mit den bebenden Sphären, die sich im Körper befinden, kann ich mich auch nicht so recht anfreunden. Insgesamt finde ich das Gedicht aber recht gut. Edit: Die Milchsäure scheint den Muskelkater nicht zu verursachen. Habe gerade mal gegoogelt. Edit 2: Wären, gebären, gewähren, Totenfähren – ein paar Wörter, die auf ären oder ähren enden, gibt es ja noch. Im Zweifelsfall mit einer Wildcard aus dem Wörterbuch herausfischen. Finde ich jedenfalls legitim, sich solcher Hilfsmittel zu bedienen. |
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20.02.2019, 23:17 | #11 |
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hallo P-
Milchsäure wird im Muskel gebildet, wenn er seinen normalen Energievorrat aufgebraucht hat, aber weiterhin einen hohen Energiebedarf hat. Kleine Mengen an Milchsäure dienen als vorübergehende Energiequelle, was Ermüdung beim Training entgegenwirkt. Eine Anreicherung von Milchsäure während des Trainings kann jedoch zu einem Brennen im Muskel führen, wodurch die sportliche Aktivität verlangsamt wird oder eingestellt werden muss. Aus diesem Grund sollte man wissen, wie man die Milchsäure in der Muskulatur reduzieren kann. vlg rchen |
20.02.2019, 23:33 | #12 |
Dass die Milchsäure den Schmerz verursacht, dachte ich bis eben auch. Der Schmerz scheint aber eher durch Mikrorisse in den Muskeln verursacht zu werden. Ich habe allerdings nur flüchtig gegoogelt. Außerdem wird damals, als Mutterkorn noch ein Problem war, die Ursache für Muskelkater niemand gekannt haben. Das Gedicht scheint aber eher aus der Perspektive eines Menschen aus der Gegenwart geschrieben zu sein. Vielleicht lässt sich aber auch mit dem Gären noch was machen. Nur nicht in der Haut. Oder vielleicht doch. Falls säuerlicher Schweißgeruch Folge eines Gärungsprozesses ist. Das weiß ich gerade nicht. Ich will mir nur etwas unter dem Gären in der Haut oder anderswo vorstellen können, also irgend ein Krankheitssymptom oder ein Gefühl von Kranksein.
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21.02.2019, 20:26 | #13 |
äh!
Ein „schwarzes“ Gedicht mit vielen Gefähren. Was mich daran wirklich interessiert, aber selbstverständlich soll es das Geheimnis des Schöpfers bleiben, wie ist gummibaum nur auf diesen Schwarzkorn-Gedanken-Trip geraten. Hat er vielleicht ein solches Körnchen genascht? -ganter-
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21.02.2019, 20:35 | #14 |
Vielleicht auch Mitglied in einem genossenschaftlich organisierten Bioladen. Ich hatte mal in einem der Fässer mit dem Getreide Mutterkorn gefunden. Lange her. Mutterkorn ist aber ein interessantes Wort. Nicht ganz so unappetitlich wie Mutterkuchen, aber darauf lässt sich schon ein Gedicht bauen.
Heute back ich Mutterkuchen, muss nur noch Rosinen suchen. Morgen brau ich Mutterbier, ja, ich bin ein eklig Tier. Und übermorgen, tja, ich denk, da gehts mir solala. Geändert von Plutino (21.02.2019 um 22:05 Uhr) |
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22.02.2019, 13:18 | #15 |
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hallo P -
ganz wizzig. hast du schon mal mutterkuchen gekostet? ich bin regelmäßiger gast in kreiß-sälen und kriege den immer wieder in den spitalskantinen. er wird mit ei geröstet, gesalzen und gepfeffert. einfach lecker und extrem vitaminreich. besser als apfel oder pflaumenkuchen. vlg rchen |
22.02.2019, 16:09 | #16 |
Nicht oral. Nur über die Nabelschnur. Ekelig genug. Zum Glück hat mein Auge nicht mitgegessen. Das Auge ist nicht mit vom Mutterkuchen. Jedenfalls mag ich die deutsche Sprache auch wegen solcher Wörter wie Mutterkuchen. Es gibt ja auch die Redewendung, dass eine Speise wie von Muttern sei. Kuchen wie von Muttern.
Ist dir schon mal aufgefallen, dass Schraubenmütter alleinerziehend sind? Es gibt keine Schraubenväter, nur schraubende Väter. Sind Schraubenmütter, in denen sich Schraubenväter befinden, eigentlich trächtig oder paaren sie sich gerade? Und sind alle Schrauben Väter? Können Holzschrauben Vater werden? Holzschraubenmütter sind schließlich eher selten. |
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22.02.2019, 17:17 | #17 | |
Materialschlacht
Zitat:
Hi Plutino, das harte Dasein der Mutter aller Schrauben, der alten Schraube. Was macht man mit ihr, packt sie in eine alte Schachtel als Schicksalsgemeinschaft. Dabei war sie doch einst so glücklich verschraubt.
-ganter- |
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22.02.2019, 18:49 | #18 | |
Zitat:
Plazentas Placebo-Effekt
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22.02.2019, 20:35 | #19 |
Damit sie sich nicht ganz so einsam in der alten Schachtel fühlt, wird sie mit der Mutter aller Kuchen, der Mutter aller Körner, der Mutter aller Tage, der Mutter aller Male und der Mutter aller Erden vergesellschaftet.
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