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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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06.09.2014, 09:46 | #1 |
Gast
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Alles besprochen
Alles besprochen ©Hans Hartmut Karg 2014 Alles besprochen, nichts gelöst? Die Welt hintergangen, Wahrheit verdöst? Werden wir nur noch reden, Um uns selber gesund zu beten? Bleibt die Politik denn ein Schein, Der Redeschwall allgemein? Alles besprechen, Strategien aushecken, Das Wissen zerpflücken, Von der Wahrheit abrücken? Wird nichts gelöst, nur noch gelabert, Weil diese Welt nur mehr bewabert Mit beliebigem Treiben Zöpfe abschneiden? Alles besprochen, Nichts mehr gerochen, Nichts mehr gesehen, Nur noch Verwehen? * |
07.09.2014, 02:34 | #2 |
abgemeldet
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Diese Fragen sind berechtigt, Hans - und soweit es mich betrifft, auch beantwortet: Abgesehen vom wirklichen Leben, werde ich in virtuellen Foren künftig alle Dummen bis Bösartigen ignorieren, nur noch mit jenen kommunizieren, die der "Kultur des Herzens" verpflichtet sind. Denn alles andere ist Zeit- und Kraftverschwendung; dafür ist mir das wahrscheinlich letzte Drittel meines Lebens zu wertvoll. Und meine beiden schon fast selbstständigen, in Spanien lebenden "Kinder" sind mir ohnehin zu wichtig, als dass ich ihnen nicht meine ganze Liebe und die von ihnen gewünschte Aufmerksamkeit geben sollte - der einzige noch übrig gebliebene Grund, warum ich noch nicht "nach mir die Sintflut" denke. Denn Dummheit, feiger Opportunismus und Egoismus auf Kosten anderer sind ganz offensichtlich unausrottbar ...*
* Aus diesem Forum werde ich demnächst verschwinden; hier gibt es mir zu viele "rechtslastige Flachdenker", nicht zuletzt ermöglicht durch den/die diesbez. indifferent wahrnehmenden und gewichtenden Admin bzw. Forenbetreiber - und ich bin fast sicher, dass auf mindestens zwei, drei Leute, die hier ihren Nazi-Unrat hinterlassen, schon der Verfassungsschutz aufmerksam geworden ist ... Dir wünsche ich alles Liebe und einen angenehmen Sonntag! Pedro |
07.09.2014, 09:21 | #3 |
Gast
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Re: Alles besprochen
Lieber Pedroburla,
Immanuel Kant hat die beiden wichtigsten Welten genannt: Den bestirnten Himmel über mir und das Sittengesetz in mir. So kann man sinnvoll besprechen - und so entsteht Seelengröße - an die wir uns halten sollten..... Herzliche Grüße und schönen Sonntag! H. H. Karg |
07.09.2014, 12:11 | #4 |
abgemeldet
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Jaja, der gute alte Immanuel - für den derart "hehre Ideale" ganz sicher auch nur "Weg & Ziel" waren! Oder etwa nicht?
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09.09.2014, 09:01 | #5 |
Gast
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Re: Alles besprochen
Naja, lieber Pedroburla,
ganz so einfach ist das Denken Kants nicht zu klären. Im Gegensatz zu modernen Theorien sind seine Darstellungen insofern stimmig, als sie eine Kombination aus Verhaltens- und Handlungstheorie darstellen (zumindest in seiner Anthropologie und in seiner Pädagogik). Auf der einen Seite bleibt der Mensch Getriebener, der sich den Mächten des Kosmos´ ausgeliefert weiß, auf der anderen Seite ist der Mensch seiner Ansicht nach durchaus in der Lage, zu kontrollieren und zu intervenieren. Natürlich bleibt der Mensch "aus krummem Holz geschnitzt", aber er besitzt die Gabe, auch im Sinne des Kategorischen Imperativs zu handeln. Herzliche Grüße H. H. Karg |
09.09.2014, 13:40 | #6 |
abgemeldet
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Idealerweise sollte es wohl eine ausgewogene Balance zwischen Ratio und Sensus geben - schon weil das Archaische eben nur mit Kultur gezügelt werden kann, die den humanistischen Idealen verpflichtet ist. Kant war jedenfalls für die abendländische "Aufklärung" sehr wichtig - konnte sich jedoch auch auf Philosophen wie etwa Aristoteles und Sokrates berufen; er selber war wohl mehr "vernunftgesteuert", weniger "ganzheitlich" konditioniert - eben das, was man unter "Ostpreuße" zu verstehen meint ...
Aus meinem Roman, dem Kapitel "Im Namen Gottes": (...) Nach der Französischen Revolution, mit dem Sturm auf die Bastille am 14.Juli 1789, entwickelte sich im Okzident die intellektuelle Kultur der Aufklärung, die dialektische Hinterfragung des Bestehenden - der antike Grieche Sokrates war da ein Meisterlehrer. Nicht mehr Kirche und Papst, sondern der Mensch solle zum Maß aller Dinge werden; er sei es, der mit seiner "kritischen Vernunft" – dieser Terminus ist vom Philosophen Immanuel Kant - und Erfahrung die "Wahrheit" erkennen könne. Darum fühlte sich die katholische Kirche, deren Bild von der Welt schon lange widerlegt war, in ihrer Existenz und ihrem Wesen bedroht – bis sie sich teilweise öffnete und mit den neuen Gewichtungen und Sichtweisen zu arrangieren versuchte. Eine historisch entscheidende Wende in diese Richtung dokumentiert das Zweite Vatikanische Konzil in Rom. Es begann 1962 im Pontifikat des um Versöhnung mit Judentum und Islam bemühten Papstes Johannes XXIII. und wurde einige Jahre später von Paul VI. beendet. Der Vatikan propagierte seitdem eine "Öffnung für die Welt" - doch "Aufklärung" war längst zu einem globalen Phänomen geworden, das die Fundamentalisten jeder Religion und alle undemokratischen Regimes fürchten. Weil Werte wie "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" ihre Macht infrage stellen. Denn die von ihnen vorgegebenen Gesetze, in Scharia wie Katechismus, basieren auf einer nur angeblich "von Gott gewollten Ordnung" - zu der eben gehöre, dass einige unter den "Gleichen vor dem Herrn" etwas "gleicher" sind, nicht erst im jenseitigen Paradies oder Dschannat der himmlischen Gnade teilhaftig werden. Wenn die europäische Moderne eine Öffnung für um Gerechtigkeit bemühte Vernunft ist, zu der auch die Tugend der Toleranz gehört, darf man nicht unterschlagen, dass es ebenso im Islam Rationalisten gab - in Persien etwa Avicenna alias Ibn Sina, und in Córdoba Averroes, den Araber Ibn Rushd nennen. Beide waren Anhänger des Sufismus, und sie machten – zusammen mit jüdischen Gelehrten – so alte Geistesgrößen wie Aristoteles in Europa erst bekannt, weil sie deren Schriften ins Lateinische übersetzten. Allerdings wurden solche Denker – wie es die katholische Kirche mit Giordano Bruno oder Galileo Galilei tat - von den islamistischen Dogmatikern systematisch bekämpft oder ermordet. Es gab zwar immer wieder Jahrzehnte, in denen man sich ein wenig für die im Abendland gewachsenen Werte der Aufklärung öffnete. Zum Beispiel im 19.Jahrhundert, als europäische Weltreisende – wie Ulrich Jasper Seetzen und Heinrich Barth – Arabien und Afrika mit Respekt vor deren Religion und Kultur zu erforschen suchten. Aber selbst deren Erkenntnisse wurden dann von den europäischen Kolonialmächten bedenkenlos genutzt – was einen religiös und kulturell motivierten Gegenschlag der islamischen Macht provozierte. Auch mit der Begründung, dass bei einer Annäherung an den christlichen Okzident die muslimische Seite ihre Identität verlieren würde. Obwohl das Ende der islamischen Hochkultur schon nach dem Tod Saladins (einer der Protagonisten in Lessings Schauspiel "Nathan der Weise") begann, im Jahr 1193, als mit der Herrschaft der Mamelucken wieder Misstrauen und Zwietracht in der arabischen Welt entstanden ... (Ende Auszug) LG. Pedro |
27.09.2014, 16:24 | #7 |
Gast
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Re: Alles besprochen
Lieber Pedroburla,
huch, da musste ich ganz schön lesen! Aber: Es hat sich gelohnt, Deine Zeilen ernst zu nehmen! Herzliche Grüße H. H. Karg |
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