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20.02.2024, 19:11 | #1 |
Forumsleitung
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Ein Liebesbrief
Geliebter Schatz,
seit geraumer Zeit brennt in meinem Gedanken eine Flamme, die ich zunächst für mich behalten wollte, da sie mir flüchtig erschien und nicht schwer zu deuten war, ähnlich einem Traum. Doch anders als die Träume, von denen kaum einer jemals wiederkehrt und an die ich mich nach dem Aufwachen bald nicht mehr erinnere, lodert die Flamme, sobald ich an dich denke, in meinem Kopf erneut empor und formt das immer gleiche Bild. Da ich jede Minute, jede Sekunde an dich denke, die ich frei bin von Pflichten, die meine geistige Aufmerksamkeit fordern, sehe ich dieses Bild fast ständig und in aller Klarheit vor mir: Es ist ein Garten voll der herrlichsten Blüten. Genau gesagt: Josephines Rosengarten. Jetzt wirst du fragen wollen, woher ich das so unwiderlegbar wisse, war ich doch nie in Malmaison gewesen. Ich könne nicht einmal sicher sein, dass der Rosengarten von Malmaison noch existiert. Du musst mir dennoch glauben, Schatz, denn mein Herz sagt es mir, und die Weisheit des Herzens trügt nicht. Aber Josephines Garten war trotz der vielen Rosen, die sie aus aller Welt kommen ließ und dort pflanzte, nicht perfekt. Das Bild, das mir die Flamme meiner Gedanken zeichnet, macht es perfekt: Du wandelst zwischen den Beeten umher und beschaust die vielen herrlichen Blüten; und da selbst die edelsten unter diesen Königinnen der Blumen es mit deiner Schönheit nicht aufnehmen können, verneigen sie sich vor dir wie Untertanen vor ihrer Kaiserin. Du, mein geliebter Schatz, bist der Glanz in meinem Rosengarten von Malmaison, wie selbst die elegante, zur Kaiserin gekrönte Josephine ihn nicht hätte darbieten können. Du hast diesen Garten in mir erschaffen, du bist seine Herrin und seine Mitte. Nein, du bist an Josephine nicht zu messen, für die Malmaison zu einem unglücklichen Ort wurde, nachdem Bonaparte sie verstoßen hatte. Wo sie nach einem Spaziergang auf ihrem Anwesen bei kühlem Wetter krank wurde und starb. In meinem Rosengarten von Malmaison wird die Sonne immer für dich scheinen, und niemals werde ich dich verlassen oder von mir stoßen. Egal, was geschieht. Bonaparte war ein Esel. Josephine war das Beste gewesen, das er gehabt hatte. Ich jedoch weiß, was ich an dir habe. Und was immer du mir schenken wirst, Junge oder Mädchen, ich werde ihm keine Krone hinterlassen, aber alles an Reich, was ich in mir trage und mit dem ich seinen Füßen einen leichten und sicheren Gang durchs Leben lehren kann. Jetzt weiß du, was meine Gedanken in Brand hält, was sie zu einem Land macht, das von einem Sieger besetzt ist. Vielleicht hältst du es für romantischen Unfug, für unerträglichen Schmalz, für übertriebene Schmeichelei. Aber ich schwöre dir: Nichts daran ist konstruiert, um dir zu imponieren oder dich blind zu machen. Ich bin kein Trapper, der dir eine Falle stellen will. Deshalb schreibe ich jetzt nicht, was du vielleicht gerne lesen würdest. Ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen, und dann sage ich es dir persönlich. Und wer weiß … vielleicht habe ich eine kleine Überraschung dabei, die noch viel persönlicher ist und dich vor eine Entscheidung stellen wird. In meiner Phantasie küsse ich dich, dein unverbesserlicher Romantiker |
23.02.2024, 22:33 | #2 |
Hallo, liebe Ilka-Maria,
dieser Text spricht mich stark an, dabei kann ich mit Romantik in der Regel nichts anfangen. Das Wesen des romantischen Menschen wird aber gut erklärt. Er ist nostalgisch und verliebt in die Liebe. Die einzige, die wahre Liebe. Er beteuert, keine Falle zu stellen, aber genau dies ist vielleicht die Falle? Oder bin ich einfach keine Romantikerin? Mir gefällt auch, dass Bezug zu historischen Figuren genommen wird. Die Sprache ist blumig und sehr bildhaft, aber nicht zu sehr. Ein, wie ich finde, sehr angenehmer Schreibstil. Beinahe meinte ich, die Rosen zu riechen. Liebe Grüße, Lee |
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