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01.12.2015, 19:52 | #1 |
Dabei seit: 04/2015
Ort: Black Forest
Alter: 35
Beiträge: 83
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Zeitumstellung. Es ist Winter.
Es fröstelt schon. Das ist das Zeichen. Der Herbst muss wohl gegangen sein. Es wird Zeit, dass der Winter kommt. Ich warte auf sein Kommen. Und dann klingelt es auch schon und ich renne an die Tür und reiße sie auf und da steht er. Hellblau eingefärbt, mit weißem Pelz, groß und grimmig und fröstelnd und zitternd, wie jedes Jahr.
Der Winter gibt mir zitternd die Hand und mit der anderen Hand präsentiert er mir auch schon all die Dinge, die ich im Herbst gelassen habe. All die Dinge, die ich im Herbst verloren habe, die Dinge, die sich im Herbst verlaufen haben. Die Dinge, die von den Blättern des fallenden Jahres überdeckt wurden. All die Dinge, die von einem sturmgepeitschten Ast erschlagen worden sind, bevor sie sich in meine sicheren Arme flüchten konnten. All die Dinge, die der Winter, in seiner Jahreszeit nicht mehr gebrauchen kann. Der Winter lächelt mich frostig an und ich lächle zurück. Es ist nie verkehrt, nett zu sein. Dann legt er seine Gaben auf meinen Tisch und sortiert alles fein säuberlich, damit ich auch ja nichts übersehe von dem, was den Herbst nicht überlebt hat. Dann reicht mir der Winter ein paar Taschentücher und lässt mich alleine mit den Opfern. Irgendwo auf diesem Tisch ist die lieblose Erinnerung an dich. Die Erinnerung, dass ich dich auch im Herbst verloren habe. Dass du irgendwo zwischen Oktober und November verloren gingst und ich dich nächtelang in meinen Träumen suchte. Aber ich fande dich nicht. Nicht in den tausend ungeweinten Tränen. Fand‘ dich nicht in deinen Millionen hasserfüllten Vorwürfen. Fand dich nicht in der Stunde, als ich die Hand nach dir ausstreckte und du deine tausend Kilo Interessiert-mich-nicht auf mich niederprasseln ließt. Ich kann dir nicht sagen, wann ich dich verloren habe. Ich kann es dir echt nicht sagen. Es muss in einem dieser Momente gewesen sein, in der Missverständnisse das Sagen hatten und in der ich mal wieder stumm war, weil meine Worte immer das falsche sagen und meine Taten immer tatenlos bleiben. Genauso wie meine Augen deiner Meinung nach immer zu wenig sehen und wie meine Seele immer nicht gut genug war. Aber ich muss dich dort liegen lassen. Ich habe dich im Herbst verloren. Du gehörst nicht mehr mir. Nicht mehr zu mir. Du gehörst jetzt dem Herbst. Ich kann dich nicht wiederbeleben. Genauso, wie ich dich in meinen Alpträumen rief und rief und du mich nie hören konntest. Genauso, wie ich mir immer wünschte, du würdest auch mal so weinen, wie ich weine und dann an mich denken und denken, dass du meinen Namen rufen könntest. Aber genauso, wie ich stumm bin, wenn ich dich rufen will und du taub bist, wenn ich nach dir rufe, genauso bist du tot, wenn ich dich wiederbeleben will. Der Winter ist da. Und alles was ich im Herbst verloren habe, nimmt der Herbst nun mit und vermerkt es in der Inventur-Liste der Verluste meines Lebens. Deinen Namen unterstreicht er wohl sieben Mal. Und setzt noch drei Ausrufezeichen dahinter. Lebewohl, Erinnerung an Zeiten, die unendlich schienen. Lebewohl an dich, Teil von mir und Teil meines Lebens. Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Lebewohl. A.H.S. |
02.12.2015, 23:01 | #2 |
abgemeldet
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Der Anfang gefällt mir durchaus. Für meinen Geschmack verliert sich aber der Text danach. Sobald der Mensch auftaucht, den man irgendwann im Herbst verloren hat, sank meine "Lesefreude" merklich ab. Schade.
Aber auf jeden Fall danke fürs "anschauen dürfen". Alles Liebe in deinen Winter vom Lichtsohn |
03.12.2015, 09:29 | #3 |
Mir gefällt der ganze Text sehr gut, eine Erzählung einer verlorenen Liebe. Es liest sich leise, unaufdringlich und doch melancholisch. Eine leise Wehmut stellt sich beim Lesen ein, der Text hat mich in die Welt der Protagonistin mitgenommen.
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04.12.2015, 11:34 | #4 |
Dabei seit: 04/2015
Ort: Black Forest
Alter: 35
Beiträge: 83
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Liebe Silbermöwe!
Vielen Dank für deine lieben Worte. Das war Balsam für meine geschundene Seele. Wenn ich ehrlich bin, ist es eher die Geschichte einer verlorenen Freundschaft. Was nun schlimmer ist, kann und will ich nicht beurteilen. Lieber Lichtsohn, wie vielsagend, dass sich deiner Meinung nach mein Text verliert, sobald die Person auftaucht, die ich verloren habe Ich mag diese Person inzwischen auch nicht mehr Vielen Dank für deine Rückmeldung. Liebe Grüße Andrea |
04.12.2015, 22:10 | #5 | |
abgemeldet
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Zitat:
MFG! |
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07.12.2015, 20:51 | #6 |
Dabei seit: 04/2015
Ort: Black Forest
Alter: 35
Beiträge: 83
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Lieber Poesieger,
die klassische Verzettelung ist mein Fachgebiet |
Lesezeichen für Zeitumstellung. Es ist Winter. |
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