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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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15.09.2018, 18:29 | #1 |
Der Taucher
Aus reinem Gold bin ich und war
des Königs treuster Becher. Doch brachte er mich in Gefahr, und ich verließ den Zecher. Er nahm mich nämlich in die Hand und kitzelte die Ehre: „Wer springt ihm nach vom Klippenrand und holt ihn aus dem Meere?“ Und eh ein Ritter oder Knapp es wagte, Mut zu zeigen, riss mich der Strudel schon hinab ins namenlose Schweigen. Ich sah an der Korallenwand zum Glück den einen Zacken, und es gelang mir mit der Hand des Henkels zuzupacken. Da hing ich jetzt, und unter mir, aus bodenlosem Dunkel, stieg vielgestaltiges Getier, gelockt vom Goldgefunkel. Verliebte Kraken fassten mich, und feurig küssten Drachen, doch Rochen stanken widerlich aus ungepflegten Rachen. Da sah ich, schwanenweiß das Bein, den Taucher zu mir strudeln. Er griff mich fest, mit mir allein ans Tageslicht zu sprudeln. Ein Knappe war es, schön und kühn, und als er scheu erzählte, sah er des Königs Tochter glühn im Wunsch, dass er sie wählte. Und wirklich tat der König kund: „Du wirst sie lieben dürfen, kannst du Erkenntnis noch vom Grund des dunklen Meeres schürfen!“ Er warf mich augenblicks hinab, und dieses Mal beschloss ich: „Ich bleibe in des Meeres Grab!“ Sein Spiel mit mir verdross mich. Kaum kam ein Hai daher im Wahn, dass sich ein Küsschen lohne, da schwang ich mich auf seinen Zahn und bildete die Krone. Und als der Jüngling nach mir griff, sein Eheglück zu machen, da biss der Hai, und Stück für Stück verschwand der Knapp im Rachen…. (nach Schillers Ballade) Geändert von gummibaum (15.09.2018 um 20:32 Uhr) |
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15.09.2018, 19:14 | #2 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber gummibaum,
auch diese Ballade, die wieder aus der Sicht eines an sich unwichtigen Statisten erzählt wird, ist dir in der Umsetzung hervorragend gelungen. Es macht Spaß, das zu lesen! Liebe Grüße Nöck |
15.09.2018, 20:47 | #3 |
Danke, lieber Nöck. Ich freue mich.
Liebe Grüße zurück von gummibaum |
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15.09.2018, 22:09 | #4 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
Alter: 37
Beiträge: 235
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Vor Jahren Schillers Taucher gelesen und sofort verliebt.
Wenn auch der neuen Herangehensweise und Perspektive Respekt zugestanden werden will, kommt das Gedicht nicht an die Vorlage ran, selbst wenn es das der Auslegung wegen nicht muss. Freue mich auf neue Auflagen der Klassiker. MFG |
16.09.2018, 15:09 | #5 |
Lieber Briefmarke,
du hast recht, die Vorlage ist viel erschütternder. Sie gibt ja die Naturgewalt und kontrastiv die Fragilität des Menschen (der nur durch Mut und Liebe etwas über sich hinauswächst und sich dabei gefährdet) wieder und findet für jede Abstufung der Gefühle passende Worte. Die Wahrnehmung des Bechers kreist um sein eigenes kleines Schicksal, und er kann hier nur dadurch etwas ambivalente Moral zeigen, dass er sich aus menschlicher Willkür in tierische Obhut begibt. Hut ab vor Schiller. Alles Liebe LG gummibaum |
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16.09.2018, 16:56 | #6 |
Lieber gummibaum,
wahrhaft: Eine Geschichte. Ich kenne Schillers Taucher nicht. Deine Geschichte ist aber stark, wirkt leider ein wenig gehetzt, ein bisschen? Das ist so viel Stoff! Da könntest du ruhig noch mehr Strophen machen! Nun gut, so bleibt es mir trotzdem als sehr interessant in Erinnerung Liebe Grüße |
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16.09.2018, 21:16 | #7 |
Danke, lieber MiauKuh.
Du hast recht, es gibt viel Handlung. Ich bin aber Kurzfassungen gewohnt, und so kommt es mir schon recht lang vor. LG g Geändert von gummibaum (16.09.2018 um 23:05 Uhr) |
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17.09.2018, 08:03 | #8 | |
Zitat:
nicht das du denkst, es gefiele mir nicht, im Gegenteil denke ich, als Nimmersatt: mehr .. ich will mehr ... noch meeeehr ... |
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25.09.2018, 14:48 | #9 |
abgemeldet
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Manchmal lohnt es sich, hier im Forum abzutauchen und solch edle Stücke an Land zu fischen.
Klasse, lieber gummibaum. Mit Freude gelesen. LG Letreo |
25.09.2018, 17:11 | #10 |
Danke, liebe Letreo.
Zum Glück ist dir der Hai nicht begegnet. LG g |
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26.09.2018, 23:40 | #11 |
moin moin lieber Gummibaum,
ich bin wieder aufgetaucht und habe es mit Vergnügen gelesen LG CB |
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27.09.2018, 11:02 | #12 |
Manchmal muss einfach untertauchen, lieber Curd.
Aber schön, dass du nun wieder da bist. Danke und LG gummibaum |
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27.09.2018, 14:32 | #13 |
Ein Prachtstück, lieber Gummibaum, welches ich mit Vergnügen gelesen hab.
LG Schnulle |
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27.09.2018, 23:08 | #14 |
Danke, liebe Schnulle.
Gute Nacht! LG g |
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09.10.2018, 15:39 | #15 |
Gast
Beiträge: n/a
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Je ein Hoch auf den Becher, den Taucher, der Ordnung halber auch auf den Schiller und auf den Baum, der sie alle besang!
Wem das "Hoch" nicht themengerecht vorkommt, nehme halt ein Tief, wie es dem Schauplatz entspricht. Aber das Hoch hab ich auch deshalb formuliert, weil es als Antizyklone hergehört. Wie warm fühle ich mich verstanden, wenn du, werter Gummibaum, radíkal um 180° umpolst, die Perspektive von der möglichen zur unmöglichen kippst. Mein Lebetag lebe ich von dieser azyklischen, ja antizyklischen Umstülperei, und meist fällt man ja damit auf die Schnauze, erntet misstrauische Blicke bis hin zum Besuch des Krankenwagens samt Notpsychiater, dessen Navi schon auf die Anschrift der Irrenanstalt programmiert ist. Nach dieser enthusiastischen Einleitung folgt die Kritik. - - - Es gibt keine. ~ Im ersten Moment ist mir eingefallen, dass der Schurke den Goldbecher zweimal in den Abgrund schmeißt, einmal zuerst und dann noch einmal. Aber deine Becherbiographie ist ohnehin schon lang, es wäre die Sache dann noch länger geworden. Also alles im hellgrünen Bereich! mfg gasco |
09.10.2018, 18:34 | #16 |
Danke, liebe gasco.
Die Inversion als Lebenprinzip glaube ich dir (ich sehe es ja Pseudonym), aber dein Transport zum Irrenhaus hat wohl noch nicht stattgefunden. Vielen Dank für dein Lob. Der zweite Wurf kommt im Gedicht vor (Er warf mich augenblicks hinab). Liebe Grüße gummibaum |
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