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15.11.2014, 19:29 | #1 |
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Reservismus
Reservismus
Das ist nun schon der 321zigste Tag ohne Sonnen- und Wonnenschein. irgendwie fühle ich mich verspannt, obschon ich auf nichts gespannt bin. Es würde wieder ein Tag werden den die triste Fadesse in ein farbloses Kleid hüllt. Ein Vergleich mit Karl Lagerfeld sei an dieser Stelle sehnsüchtig angebracht, denn seine letzte Kollektion in Paris zeigte ein pompöses Pompassement, das die selige Maria Antoinette als Punk vibrieren lässt. Wie gerne würde ich jetzt am Laufsteg zwischen all den bunten Miezen umhertorkeln. Unter ihre kurzen Röcke grabschen, mich in den weiten Kleider verfangen, über ihre Plateau-Turnschuhe stolpern und mich in einem Rausch von Pastellfarben in einen manischen Zustand der Erschöpfung lecken. Ich würde magere Hände in Handschuhen schütteln und unter den übergroßen Hüten Schutz vor dem Licht der grellen Scheinwerfer suchen. Ich könnte eine dieser Kurzhaarperücken tragen und mich mit ihren blinkenden, schweren Ketten schmücken. Wenn sie alle genackt und bar jeder Faser sind, würde ich mich an die ausgemergelten Ärsche und Becken pressen und die strengen Lippen inmitten ihrer ausgehöhlten Gesichter belecken - wie die Briefmarken für ne private Massensendung. All das verschmiert im sich im Fußumdrehen In der bleichen Schminke meines farblosen Alltags, der wieder mal um 10:05 Uhr beginnt. Ich dreh mich noch 20 mal auf der Matratze hin und her und rolle mich unterwürfig wie der wirre Wiesel meiner Lieblingscartoonserie cow and chicken. Die Wände meines Einzelraumes mit Bad und WC entfernen sich langsam auf eine Distanz außerhalb meiner Griffweite und ich bemerke, dass ich bereit bin. Bereit wozu? sinniere ich im nächsten Moment, denn ich bin seit 320 tagen ohne Job. Ich pisse nachdenklich in die winzige NiroWCmuschel und denke dabei an meine Zeit als Würstelmann auf dem SZ0360er von Wien nach Innsbruck. irgendwie fühle ich mich wie in einem Schnellzug der an der Nicht-Zeit vorbeirast, die mich aus dem schäumenden Abfluss anzischt. |
16.11.2014, 08:34 | #2 |
Forumsleitung
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Guten Morgen, Ralf,
in der Geschichte sind ein paar Fehlerchen, aber sie ist stilistisch gut geschrieben (Du kannst also doch mehr als "nur" hervorragend malen und zeichnen), dazu sachlich und lebensnah. Ich liebe solche unpathetischen und illusionslosen Geschichten, die es nicht darauf anlegen, ihre Leser "ergreifen" zu wollen, sondern die nackten Tatsachen des Lebens erzählen. Erinnert mich an Hemingway. Lieben Gruß und einen schönen Sonntag, Ilka |
16.11.2014, 16:58 | #3 |
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schatz - du weisst, dass ich legastheniker und autist bin. das sollte die vielen fehler ausmärzen oder ausaprilen...hm?
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