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13.03.2014, 22:28 | #1 |
Gedicht-Gedanken
Wie ich Gedichte schreibe, hast du mich gefragt?
Willst du wirklich wissen, wie sie in mir entstehen? Ich weiß es manchmal selber nicht. Bisweilen fange ich ein Wort aus der Luft auf. Aus dem Konzert der menschlichen Äußerungen, die täglich auf mich niederprasseln, zeigt es sich mir besonders deutlich - unaufgeregt in seiner Präsenz. Dann lege ich es behutsam in mich hinein, weiß um seine Existenz und lächle, wenn es vorwitzig aus mir herausdrängen möchte und noch nicht die rechte Zeit dafür gekommen zu sein scheint. Irgendwann spüre ich, es ist so weit, dann halte ich inne, zücke mein kleines sorgfältig ausgesuchtes Heftchen und den einzigen Stift, der es mir möglich macht, so zu schreiben wie ich schreiben möchte. Ich liebe diesen Moment der kurzen Stille, in dem ich alleine bin mit dem Papier und die Kühle des Stiftes in der Hand spüre, weiß, es geht jetzt los und doch nicht weiß, was sich am Ende zeigen wird. Und Buchstabe für Buchstabe schreibe ich zunächst dieses eine Wort, das mich wie ein Schmetterling umgarnte, mit Bedacht nieder, schließe danach fast ein wenig die Augen und - wie in Trance - schreibt es sich aus mir heraus. Ich spüre, wenn das Ende gekommen ist , spüre, wenn der letzte Buchstabe verfasst wurde. Dann lehne ich mich zurück und begreife, welches Geschenk mir gerade begegnet ist. |
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18.03.2014, 08:36 | #2 |
abgemeldet
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Gedicht-Gedanken
Liebe anna amalia,
dass hast Du wunderschön beschrieben. Ich hätte so ähnlich geantwortet, aber bestimmt nicht so schön Lieben Gruß letreo71 |
18.03.2014, 21:05 | #3 |
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 1.891
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aha. ich bin überrascht, wie verbiedermeiert das schreiben immer wieder dargestellt wird. das ergebnis ist meist entsprechend.
formulieren wir es einmal so: die liebe muse küßt einen schreiberling schon gelegentlich. man sollte nur nicht glauben, daß alle eingebildeten küsse solche der muse seien. meist sind sie gehirnfürze, deren notieren selbst bereits zuviel des guten ist. woraus ich hinaus möchte: es ist wichtig, daß man versteht, zwischen dem wollen und dem können zu unterscheiden. und daß man sich dessen bewußt wird, daß das schreiben ein handwerk ist, daß man erst einmal mühevoll erlernen muß. |
18.03.2014, 21:24 | #4 | |
R.I.P.
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Zitat:
aber, aber lb. Walther - wie oft predige ich den Unterschied zwischen das und dass (daß)? Das gehört nämlich auch zum Handwerk! Hallo, Anna-Amalia - so künstlerisch geht es bei mir bei weitem nicht zu. Aber sind wir nicht alle Individuen? Gleich zu sein - wäre das langweilig! Grüße von Thing |
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18.03.2014, 21:48 | #5 |
abgemeldet
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aber, aber lb. Walther -
Lieber Thing,
danke, dass Du für mich bereits geantwortet hast bzw. für anna amalia Bei aber, aber war ich auch schon... Anna Amalia hat lediglich Gedanken aufgeschrieben und diese haben mich sehr angesprochen Die Kritik von Walther finde ich ziemlich überzogen Lieben Gruß letreo71 |
18.03.2014, 21:59 | #6 |
Ihr lieben Verstehenden,
Genau so war es und nicht anders!! Aber vielleicht hast du, Walther, ja Lust , uns zu erzählen, wie und wo und wie lange du schreiben gelernt hast.... Für neue Impulse bin ich stets offen... Und vor allem zu erklären , wie du spürst, dass aus dem Wollen ein Können wird und du nicht nur das Können noch willst..... Danke euch... Fühlende Gruesse Ännchen |
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18.03.2014, 23:28 | #7 |
Forumsleitung
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Walther, ich verstehe, was du sagst. Wer das nicht annehmen will, hat einen Schritt versäumt.
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18.03.2014, 23:46 | #8 |
Ich verstehe es auch....
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19.03.2014, 15:26 | #9 |
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 1.891
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hallo thing,
hast du mich erwischt. lg w. lb. letreo71, die frage ist, ob der oder die, die schreiben, etwas dazulernen wollen. schreiben ist kein akt, der zum schwülsteln einlädt. er ist, wenn man ihn richtig versteht, arbeit. da gibt es nichts verklärtes und nichts biedermeierisches. aus dem schwulst, der oben steht, läßt sich, das zeigt die erfahrung, das ergebnis des schreibens ablesen. so entsteht keine kunst, sondern vielmehr eine anhäufung von exaltierten banalitäten und plattitüden. an dieser stelle sei angemerkt, daß solchen mitmenschen, die notierte selbstverständlichkeiten mit sprachschöpfungen verwechseln, die bescheidenheit denen gegenüber fehlt, die wirklich sprachkunst zustandebringen. das ist sehr ärgerlich und höchst mißvergnüglich. lg w. lb anna amalia, nein, die lust dazu habe ich nicht, weil das nicht relevant ist in dieser diskussion. worauf es ankommt, ist die betrachtung der hinter diesem text stehenden geisteshaltung. diese lautet: ich habe eine romantische eingebung, mich streift der geist der poesie, ich nehme einen stiftchen und schreibe meine eingebung in ein büchlein. geht's noch? es kommt heraus, was herauskommen muß: banales, plattes, uninspiriertes und uninspirierendes. kunst ist zu wichtig, um eine solche haltung unwidersprochen zu lassen. sie ist vor allem eines nicht: etwas lässiges, das über einen kommt. und, zuguterletzt: nein, du verstehst es nicht. und das ist die antwort auf die frage, warum ich meinen ersten eintrag in der obigen deutlichen form und überhaupt geschrieben habe. und wenn du nicht aufpaßt, dann verstehst du es nie. lg w. |
19.03.2014, 15:40 | #10 | |
R.I.P.
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Zitat:
Denn sie kann auch etwas lässig Überwältigendes sein. Schau mich an. Ich dichte zum größten Teil dann, wenn "es mich überkommt". Und dieser Dichtung willst Du dann das Prädikat Kunst absprechen? Das ist mir zu einseitig. Unter meinem persönlichen Aspekt könnte ich vielen freirhytmisch gestalteten Produkten jeden Anspruch auf Kunst absprechen. Verwundert>: Thing |
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19.03.2014, 15:59 | #11 |
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 1.891
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hi thing,
daß "freirhythmisches" keine kunst ist, darüber sind wir in der lyrik seit ca. 200 jahren mindestens hinweg. im übrigen sprechen wir hier nicht darüber. nein: kunst ist nichts lässig überwältigendes. sie ist immer mit schweiß und arbeit verbunden. je leichter etwas aussieht, desto schwerer ist es herzustellen. dies war mein letztes statement in dieser frage. die angelegenheit ist für mich ausdiskutiert. lg w. |
19.03.2014, 16:33 | #12 |
abgemeldet
Dabei seit: 12/2013
Beiträge: 39
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Mal andersherum gedacht: Gedichte, die nichts taugen, können auf die romantische Art der Inspiration entstehen, sie können aber auch das Resultat harter Arbeit sein. Es geht dabei nicht nur um Handwerk, das ist auch eine Sache des Charakters: Kann ich mich so weit von meinem Text entfernen, dass ich ihn selbst beurteilen und sogar verurteilen kann? Wie gehe ich mit Kritik von anderen um? Dabei hat jeder das Recht auf Irrtum, nur wenn's zu viele Irrtümer werden, dann liest die Gedichte keiner mehr.
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19.03.2014, 16:38 | #13 |
Und hier wiiederholt meine wirklich ernst gemeinte frage: wann ist ein Gedicht gut?
Liebe grüsse Anna amalia |
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19.03.2014, 16:42 | #14 |
abgemeldet
Dabei seit: 12/2013
Beiträge: 39
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Ein Gedicht ist gut, wenn es 50 Jahre nach dem Ableben des Dichters immer noch gelesen wird.
Das wollte ich schon immer mal auf diese Frage antworten |
19.03.2014, 17:04 | #15 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Für mich ist ein Gedicht gut, wenn ich das Bedürfnis habe, es auszuschneiden und in meiner Sammlung aufzubewahren. |
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19.03.2014, 17:08 | #16 |
Lieber Krato,
Vielen Dank für deine Antwort.... Das würde bedeuten, dass wir im hier und jetzt uns keine Bewertung eines Gedichtes erlauben dürfen ...Ich bin ohnehin gegen eine Bewertung von Gedichten, wohl aber dankbar fuer Rückmeldungen, Hinweise zur Sprache , Fehler in Syntax oder Semantik.. Meine Antwort auf die o.g. Frage ist: Ein gutes Gedicht berührt.... Alles Liebe Anna Amalia |
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19.03.2014, 17:13 | #17 |
abgemeldet
Dabei seit: 12/2013
Beiträge: 39
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Das gilt für Fremdgedichte. Ich vermute die Frage bezog sich darauf, wann man weiß, dass ein eigenes Gedicht gut ist. Ich würde auch nicht sagen 99% sind schlecht, es gibt Abstufungen von gut bis schlecht, aber vielleicht erschreckend oder vielleicht auch heilsam ist die Erkenntnis, dass nicht viel über bleibt von dem, was geschrieben wurde.
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19.03.2014, 19:21 | #18 | |
R.I.P.
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Zitat:
Gut und schlecht - das ist so eine Sache. Ich maße mir kein Urteil an. Kommentiere höchstens äußerst subjektiv. Für mich gilt immer noch: Gefallen macht schön! |
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