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18.04.2022, 13:26 | #1 | ||||||||
Eine Kritik der Kritik in diesem Forum
Hallo
Ich denke, es geht vielen von uns nicht leicht von der Hand, einen vorgestelltes Gedicht oder einen Text anzuschauen, um dann eine schriftliche Kritik zu formulieren. Um nun potentielle Kritiker in unserer Runde zu ermutigen, häufiger ihren Gedanken einen schriftlichen Ausdruck zu verleihen, habe ich einen kleinen Essay verfasst. Ich gebe darin Anregungen, wie meine Texte in sinnvoller Weise zu kritisieren sind. Ich hoffe, dass aufgrund meiner kleinen Anregungen auch die Texte anderer Autoren häufiger ein Feedback finden und nicht so viele Erstbeiträge den Bach runtergehen (was mir in meiner Seele wehtut). Die Kritik beginnt mit der passenden Anrede. Diese muss auf einer realen Einschätzung meiner Person beruhen. Sie wird deswegen immer respektvoll sein müssen. Antwortende, die sich bisher nicht trauten, mich zu kritisieren, wählen am besten eine eher distanziertere Anrede: etwa: Zitat:
Zitat:
Ihr solltet wissen, dass ich fehlenden Respekt schon in der Anrede körperlich spüre. Der dann folgende Text wird - so sagt mir meine Erfahrung - nur ein erbärmliches Niveau und das noch nicht mal erreichen können. So ist mir die Art und Weise, in der ich angesprochen werde, eine Ampel. Leuchtet Grün auf, so werde dem Schreiben einen wohlwollenden Blick schenken, erglüht das Rot, werde ich das zu erwartende Machwerk der Vernichtung anheim geben. Der Anrede folgt IMMER ein allgemeiner Dank, ein Lob oder am besten beides! Sie werden jetzt zu Beginn der Kritik allgemein gehalten sein müssen. So wird ein stabiler Rahmen geschaffen ("a frame is done", wie der Amerikaner sagt), der den folgenden Analysen die Richtung weist, ähnlich einem Flutlichtspot. Kleiner Tipp am Rande. Ich liebe an dieser Stelle "elliptische" (grammatisch unvollständige) Sätze, die gerne als spontane Ausrufe fungieren: Zitat:
Zitat:
Ich bin selbst berufstätig und ich weiß genau, wie wenig Zeit verbleibt, um sich an den erbauenden und erhabenen Dingen in unserer Welt zu erfreuen. Deswegen verurteile ich niemanden, der eine Kritik nur in Kurzform verfasst. Wir wissen ja alle, nicht die Länge entscheidet, sondern die innere Haltung. Nach dem Ritual des Dankens folgt nun bei Bedarf und Belieben die Exegese des kritisierten Gedichtes oder der zu betrachtenden Texte. An dieser Stelle darf sich des Kritikers Phantasie in all ihrere Fülle austoben. Ich präsentiere deswegen auch keine Beispiele. Ich belasse den Kritikern auf diesem Acker tiefenentspannt die Ernte! Dennoch will ich einige leitende und strukturierende Fragen, die einen Kritiker unterstützen können, an diesem Ort benennen: Zitat:
Zitat:
Nachfragen, ob diverse Formulierungen Sinn machen und ich sie zulassen mag, sind nur im äußersten Notfall an mich zu richten. Ansonsten empfehle ich ein Wochende mit Exerzititen, um auf diesem Weg meine Aussagen in all ihrer Tiefe adäquat zu verstehen. Bleibt zuletzt die Form des Abschieds. Der Abschiedsgruß wird dann nicht schwer zu finden sein, wenn man zuvor im Geist des Textes tief eingetaucht ist und vorwärts gespült wurde. Die tiefe Dankbarkeit, schon zu Beginn ausgesprochen, darf gerne nochmals angesprochen werden. Superlative werden den Kritiker wie von selbst zufallen und seinen Text den gewünschten, freundlichen Charakter verleihen: Zitat:
Zitat:
Ein Tipp am Rande. Solch ein bescheidender Dank hinterlässt den tiefsten Eindruck dann, wenn er mindestens zwei leere Zeile nach oben zum Text hin freilässt und ebenso mindestens zwei Zeilen zur Unterschrift. So wird das Danke zum Eye Catcher: Danke Flocke _____________________ Ps --> Darf ich noch weiter hier im Forum bleiben? |
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18.04.2022, 14:21 | #2 |
Forumsleitung
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Hallo, Flocke,
bist du sicher, dass dein Text nicht besser in die Rubrik "Humorvolles" gepasst hätte? Voltaire und Reich-Ranicki hätten ihren Spaß daran gehabt, aber dafür ist es ein bisschen zu spät. Sie hätten bestimmt auch gefragt, wie anspruchsvoll du zu schreiben gedenkst, um deine Kritiker zu unterstützen und vor Entgleisungen zu bewahren. Mit ergebenstem Kratzfuß und riesiger Anerkennung für deine beischeidenen Einforderungen. Amüsiert gelesen. Noch einen schönen Ostermontag, Ilka |
18.04.2022, 16:36 | #3 |
Liebster Herr Flocke!
Besten Dank für diesen hervorragenden Anleitungsfaden und die Erklärungen. Jetzt weiß ich auch endlich, warum dir meine Kommentare zu deinen Werken bis heute nicht aufgefallen sind. Und ich dachte schon, es läge an mir. Danke (Bitte) Liebe Grüße |
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18.04.2022, 18:07 | #4 | |||
Liebeste Mohrel,
ja doch, deine Kommentare sind mir aufgefallen! Und wie! "Am besten gefällt mir die letzte Zeile: Zitat:
An dieser Zeile habe ich lange gearbeitet, bis ich sie in dieser Form dann stehen ließ und dennoch mit ihr nicht ganz glücklich war. Es war befreiend unter anderem von dir zu hören, dass sie dir gefiel. Und ganz ähnlich empfand ich deine Unterstützung, den Familienabschnitt in der Erzählung "Ich kann nicht klagen" nicht auszulassen, als wohltuend und mich bestätigend! Zu deinem Kommentar zu dieser Erzählung kriegst du noch eine längere Antwort von mir! Zitat:
Was ich nicht verstehe ist, dass ich auf deine Bemerkungen nicht geantwortet habe, zumal ich das Gefühl hatte, dass du, was ich geschrieben hatte, wie selbstverständlich annehmen konntest. Ich werde jetzt noch einige Stunden mit meinem schlechten Gewissen verbringen und mit ein bisschen Glück es dann gegen 4:30 in den Keller schicken. Dort mag es bei Rharbarberkompott und eingemachten Mirabellen den Spaß verlieren, mich durchzubeuteln. Erfahrungsgemäß hat mein schlechtes Gewissen (mein MSG) dann Probleme wach zu bleiben). Zitat:
Liebe Grüße Flocke |
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18.04.2022, 19:57 | #5 |
Sehr geehrter Herr Professor,
Sie sind wirklich eine coole Socke und wenn Sie so weitermachen, m ü s s e n Sie sogar in diesem Forum bleiben. Das ist übrigens ein Dankeslob von mir. (Wie steht gerade die Ampel?) Hochachtungsvoll! Inka P.S. Lieber Flocke, bleibe weiterhin so flockig! Amüsierte mich sehr über die ausgefallene Idee. |
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18.04.2022, 22:58 | #6 |
Lieber Flocke,
von schlechten Gewissen bin ich noch nie ein Fan gewesen. Rhabarberkompott und eingemachte Mirabellen hingegen klingen köstlich.. Vielleicht sollte ich bei der nächsten Gelegenheit mein SG zu deinem SG in den Keller schicken, womöglich kommt etwas ganz neues dabei raus? Ein Rhabarberkomplott zum Beispiel! Liebe Grüße |
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21.04.2022, 20:30 | #7 |
Hallo liebe Inka!
Einmal nur, einmal wollte ich ehrlich sein und aussprechen, was mich wirklich bewegt. Im Ernst, Eitelkeit als menschliches Motiv wird unterschätzt. Al Pacino als John Milton, der eine Inkarnation des Teufels ist, in dem Film "Im Auftrag des Teufels": Eitelkeit - eindeutig meine Lieblingssünde https://www.youtube.com/watch?v=GjnQ3N0Y7yE Seit ein paar Tagen hat meine Ampel die Farben verloren! Ohne Vorurteile kann ich Menschen nicht mehr richtig einschätzen. Alles scheint mir Grau in Grau! Ich will meine Vorurteile zurück! Grüße Flocke |
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