Lösen
Den Mittelfinger etwas nach unten, die Finger spreizen – vergessen. Nicht denken. Das Schlagen wird dumpfer, ein Ziehen im Bauch, zu viel, doch zu wenig Luft. Augen starr gerichtet. Nicht mitzählen, Mund geschlossen. Angespannt. Spannung.
Ich löse mich von der Gruppe, drehe mich. Meine Fußballen schmerzen, bin es nicht gewohnt. Kleine Schritte, Kopf etwas geneigt. Die Augen! Die Armen bilden eine Kuppel. Ich drehe – und stoppe. Es dreht sich noch etwas, in mir. Schon müde, abgekämpft. Ruhig atmen, sich sammeln, Gleichgewicht. Ich spüre meine Zehen, hebe das Bein, ich sehe einen Schwan, während ich meinen Arm über meinen Kopf nach hinten ziehe. Ein Hohlkreuz und wieder dieses Ziehen im Bauch. Elegant begebe ich mich wieder in die Senkrechtstellung. Elegant, ein Wort so oft gehört, so selten gelebt. Fester Boden unter den Füßen. Atmen. Augen abrichten vom Nichts. Ich bin wieder da. Ziehe das hochgerutschte T-Shirt über meinen weißen Bauch. Fühle mich erleichtert, aber irgendwie träge, unsicher. Als läge das Gleichgewicht noch irgendwo zwischen dem Nabel und dem Hohlkreuz. Atmen.
Ich höre ein Klatschen und schaue auf. Lachende Gesichter, anders lachend. Glücklich? Ich löste mich von der Gruppe, von mir und siegte. Endlich siegte. Und die Augen der Tanzlehrerin klatschen das Wort „mutig“. Mutig. Ich spüre Tränen. Innen.
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