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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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20.03.2019, 21:56 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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22. März 1832, nachmittags
Den Frühlingsanfang hab ich noch erlebt,
doch übermorgen ists vorbei - erwartet nicht, dass dann die Erde bebt, der Erde ist es einerlei, ob Mann, ob Frau, ob Stümper oder ein Genie den letzten Schnaufer tun; der ungeliebte Sensenmann fragt niemanden und nie, wann‘s angenehm und opportun und höchst willkommen auch für alle andern ist, wenn mich der Todesengel küsst. So hörte ich den Alten murmeln und sah ihn winken und hörte: „Eckermann, lass uns noch einen trinken. Vom Würzburger Steinwein müsste noch was da sein.“ Er liebte den köstlichen, süffigen fränkischen Wein und seufzte dann: „Mer liecht“, er seufzte noch einmal, „hier schlecht.“, - sein Bett war wirklich kurz und schmal. Der zweite Teil des Zitats wird stets vergessen, nicht jeder versteht den Mann aus Hessen. Am zweiten Frühlingstag verließ sein Geist die ird‘sche Hülle und tiefe Stille war um ihn. Uns hinterließ er eine unermessliche Fülle und die Gewissheit, die uns tröstet und uns allen sagt: Kein Wesen kann zu nichts zerfallen! „Ein vollkommener Mensch lag in großer Schönheit vor mir, und das Entzücken, das ich darüber empfand, ließ mich auf Augenblicke vergessen, dass der unsterbliche Geist eine solche Hülle verlassen. Ich legte meine Hand auf sein Herz, - es war überall eine tiefe Stille, - und ich wendete mich abwärts, um meinen verhaltenen Tränen freien Lauf zu lassen.“ (Eckermann) |
20.03.2019, 23:48 | #2 |
abgemeldet
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servus Heinz -
bei dieser zeile überkam es mich wie ein eiskalter schauer...so als würde ich auf einer terasse zwischen himmel und hölle auf hartem kiesel knien und vor mir steht der todesengel der literatur. er hat einen rostigen eimer, gefühlt mit eisigen wasserwürfeln, die innen so leer sind wie seine ideen. er zwingt mich ihm zu diensten zu sein und gießt diesen eis-schauer über mich...es ist grässlich und sein lachen dröhnt weit über das alpenvorland hinweg in die große migrationsebene mitteleuropas. vlg r |
21.03.2019, 00:14 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebes Ralfchen,
erschrecken wollte ich niemanden. Mir fiel nur ein, dass übermorgen Goethes Todestag ist. Liebe Grüße, Heinz |
21.03.2019, 15:07 | #4 |
Schön gefügte Verse zur Erinnerung an den Tod eines Dichterfürsten. Goethe ist auch heute nicht antiquiert, sondern kann mit Gewinn gelesen werden wegen seiner auserlesen schönen Sprache und der Brisanz seiner faustischen Wahrheiten.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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21.03.2019, 19:31 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe AlteLyrikerin,
ich habe mich sehr über Dein Lob gefreut, danke! Dass Goethe nicht "antiquiert" ist, findet meine volle Zustimmung. Es gab mal einen sehr bedrückenden Lebensabschnitt für mich und ich hatte mir ein paar Verse aus dem Faust in Schönschrift aufgeschrieben und - es hat geholfen, trübe Stimmungen beim Lesen aufzuhellen: "Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen, ...". Liebe Grüße, Heinz |
21.03.2019, 19:33 | #6 |
Denker und Dichter
[QUOTE=Heinz;514101][I]
Am zweiten Frühlingstag verließ sein Geist die ird‘sche Hülle und tiefe Stille war um ihn. Uns hinterließ er eine unermessliche Fülle und die Gewissheit, die uns tröstet und uns allen sagt: Kein Wesen kann zu nichts zerfallen! Ja, Heinz, „zu Nichts zerfallen“, Goethe setzte die Worte nicht nur schön, sondern auch geistreich. Seine Sprache wird uns mit der Zeit fremder, sein tiefschürfender Verstand hat aber für die ewige Suche nach Erkenntnis bleibende Spuren hinterlassen.
-ganter- |
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21.03.2019, 19:59 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Lieber Ganter,
ita est! Gruß, Heinz |
22.03.2019, 19:53 | #8 |
Niemals jemand hat berichtet,
niemand je hat so verdichtet uns'rer Nöte: Außer Goethe! So lasset uns ein Liedchen pfeifen und zur Weinesschorle greifen, bis zur Morgenröte: Auf den Goethe! PS: Und wenn des morgens strahlt "mehr Licht": ist Schicht. PPS: Schöne Idee, Heinz! Schön umgesetzt! Grüße! |
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22.03.2019, 20:18 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Georg,
Dein geistreiche Kommentar ist Balsam meinem Herzen. Zu "Mehr Licht!" wäre vielleicht erklärend zu sagen, dass man Goethe diese letzten bedeutungsschwangeren Worte unbewiesen unterstellt. Der berichtende Doktor war zum Zeitpunkt Goethes Tod nicht im Sterbezimmer. Und Spötter behaupten, Goethe habe in seinem hessischen Dialekt gesagt (und wenn man sich sein Bett mal anschaut, ist das nachvollziehbar: "Mer liecht (man liegt) hier schlecht", und sich deshalb in seinen bequemeren Sessel gesetzt, um da zu sterben. Ein Großer, ich behaupte: Der Größte ist heute vor 187 Jahren gestorben und unser kurzes leben reicht nicht aus, um ihn vollständig zu kennen. Liebe Grüße, Heinz |
23.03.2019, 11:29 | #10 |
Lieber Heinz,
ich lese lieber „Heinz“ und viele andere als Goethe. Euch kann ich persönlich mein gefallen oder Nichtgefallen bekunden! In diesem Fall, fällt es wieder positiv aus, wofür ich jetzt auch dem Goethe mit danken muss, da er wohl als Inspiration diente. Sehr gern gelesen! Liebe Grüße Gylon |
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23.03.2019, 13:54 | #11 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Lieber Gylon,
ich bin nun mal ein unverbesserlicher Goethe-Fan beim Thema "Inspiritation" schreibt er bei mir ein Hauptkapitel. Dass Du mein Werklein gern gelesen hast, freut mich sehr. Vielen Dank! Heinz |
Lesezeichen für 22. März 1832, nachmittags |
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