|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
02.04.2019, 11:23 | #1 |
Rosen sind tot
Zwischen rosa Wänden
Mit Glitzersteinchen an meinen Händen Meinen Fingern Meinen Armgelenken Um meinen Hals Überall, glänzt es so schön. Sonnenschein, Komm rein. Seelig trag ich mein rosa Kleidchen, die blonden Haare auftoupiert. Beweg’ den Kopf mechanisch nach rechts. «Die Orchideen sollt’ man giessen». Plötzlich fühle ich den Gürtel Um mein zartes Hüftgelenk Er drückt zu eng. Ein dumpfes stottern In der Magengegend. «Schatz, ist dir schon mal aufgefallen, dass es viel zu hell ist?» Es schnarcht und räkelt neben mir auf dem kuschlig flauschigen Diwan. Ich erblick das rosa Kissen. Wie schön bestickt Mit Orchideen. Gleichmässiges Poltern Wie über eine holprige Strasse Dann ein Waldweg Kieselweg Dann hält es an. Ich entferne das Kissen Sorgfältig, wie es sich Für eine feine Dame wie mich Gehört. Und glätte die Wogen wieder aus. Ebnen gelingt mir gut - muss ich können. Es ist immer noch zu hell. Mit der gewetzten Küchenhilfe, die gute Freundin der klassischen Madame, Eröffne ich das Farbspektakel. Wie eine Fontäne fliesst das Lebenselixier. - was für ein Fest! Er fühlt sich fremd an, der Farbroller in der Hand. Es fühlt sich gut an, schmutzig zu werden. Rot steht mir besser. Rot liegt besser an den Wänden. Rot rennt die Glasplatte hinunter. Rotierende Bewegungen meines Rollers. |
|
02.04.2019, 11:34 | #2 |
Forumsleitung
|
Mein lieber Schwan! Wenn ich das richtig gelesen habe, ist es ein derart harter Stoff, dass es mir die Sprache verschlägt. Damit muss ich mich erst einmal auseinandersetzen.
Auf den ersten Blick: eine sehr ungewöhnliche "Berichterstattung" und Selbstanalyse. Mag sein, dass ich mit den Assoziationen, die der Text in mir geweckt hat, auf dem völlig falschen Dampfer bin, aber gefesselt hat mich jede Strophe. |
02.04.2019, 11:45 | #3 | |
Zitat:
Ja, der Text verfolgt eine düstere Absicht. Natürlich nur fiktiv. Ist keine Autobiographie oder etwas in der Art haha Ich bin ein grosser Fan von Edgar Allan Poe und mag generell das finster-philosophische und den Horror genre. Hatte mich bisher einfach nie getraut etwas in die Richtung zu schreiben. Der Text ist also ein Pilotprojekt. Natürlich ist er nicht geprägt von einer Genialität im Ausmass von Poe, aber muss er ja auch nicht. Freut mich, dass dir der Text gefällt. Das bedeutet mir viel. Liebe Grüsse Zinaida |
||
02.04.2019, 11:52 | #4 |
Forumsleitung
|
|
02.04.2019, 12:24 | #5 |
02.04.2019, 12:33 | #6 |
abgemeldet
|
ja da haben wir einen volltreffer als mitglied von poetry bekommen. ich muss den text erst mal verdauen, denn der verschleppt mich in einen autobio-mode aus dem ich mich lösen muss um einen kommi abzugeben....
wow ein hammer baby...also ein text genau nach meinem geschmack. vom aller-allerfeinsten. hattest du jemals den film BELLE DE JOUR mit CATHRINE DENEUVE gesehen? https://www.youtube.com/watch?v=gC1lO7lqMuw die eröffnungsszene ist maßgeblich. keine RALFA-MOTTANA sondern reine und ehrliche kritik... https://up.picr.de/35417739ey.jpg |
02.04.2019, 13:03 | #7 | |
Zitat:
Kenn ich nicht, den Film. Muss ich mich Mal informieren. Steht dir gut, das Mottenkostüm Danke für dein Feedback. Liebe Grüsse Zinaida |
||
02.04.2019, 13:20 | #8 |
abgemeldet
|
danke liebes Wesen -
ich kleide mich immer passend zur occasion... |
02.04.2019, 21:11 | #9 |
Ein wirklich subtiler Text mit einer gelungenen Bildersprache. Auf mich wirkt er aber wie nahezu reine Prosa. Die erste Strophe fällt da etwas raus, hier sind die Zeilenumbrüche fast notwendig, weil die Satzstrukturen aufgebrochen sind. Der Reim am Anfang lässt auch auf mehrere davon im Inneren hoffen, führt allerdings in die Irre. So wie der ganze Text inhaltlich vom Alltäglichen ins Brutale gleitet, führt er stilistisch vom Lyrischen ins Prosaische.
An solchen Stellen interessiert mich immer, ob das intuitiv oder geplant so umgesetzt wurde. Die Verwendung von "schmutzig" hat mich allerdings gewundert. Es steht im Kontrast zu allem anderen, ohne dass sich mir eine Systematik offenbart. Zwei Dinge haben mir besonders gefallen: Die Umwandlung von Rot zu Rotierend in der letzten Strophe und die Beschreibung des Mordes als Fahrt über verschiedene Untergründe. Du hast eine wahrlich interessante Art zu texten. Freundliche Grüße von Stachel |
|
02.04.2019, 23:07 | #10 | |
Zitat:
Hallo Stachel Danke für deine ausführliche Rückmeldung. Generell mag ich die Prosa am liebsten. Dennoch mag ich auch Lyrik. Ich benutze gerne beide Elemente. Bewusst, wie es mir gerade logisch/angebracht erscheint Gewisse Dinge, finde ich, kommen so anderst zum Ausdruck bzw. die Bedeutung wird emotional anderst aufgenommen. Intuitiv ist nicht mein Stil. Ausserdem möchte ich weder das elegante Lyrische aufgeben noch in einen Reimzwang verfallen. Durch die Mischung gelingt mir das ohne grossen Aufwand und so kann ich mehr Energie in den Inhalt investieren. Das Schmutzig bezieht sich einerseits auf das Blut, welches ihre Kleider "eingesaut" hat, obwohl es sich einer feinen Vorstadtdame gehört, saubere Kleidung zu tragen und andererseits weil sie etwas Verbotenes tut. Liebe Grüsse Zinaida |
||
02.04.2019, 23:14 | #11 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
|
Liebe Zinaida,
eine für mich fremde Welt tut sich auf und ich kann nur ahnen, was da imLI vor sich geht. Ich beschränke mich auf die Form: Und da, lieber Stachel, trau ich mich, Dir zu widersprechen. Ich sehe eher einen Übergang von anfangs beinahe nur angedeuteten Reimen zu freien Rhythmen. Ich greife wahllos eine Strophe heraus: Es ist immer noch zu hell. Mit der gewetzten Küchenhilfe, die gute Freundin der klassischen Madame, Eröffne ich das Farbspektakel. Wie eine Fontäne fliesst das Lebenselixier. - was für ein Fest! XxXxXxX XxxXxXxXx xXxXxxXxxxX xXxXxXxXx xXxxXxXxXxXxX XxxX Da steckt m.E. mehr Rhythmus drin als es in Prosa üblich ist. Auf jeden Fall: Ein Gewinn für poetry! Liebe Grüße, Heinz |
02.04.2019, 23:42 | #12 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Liebe Zinaida,
es ist, zu recht, viel gelobt worden.
Ich möchte mich dem schlicht anschliessen. Um deinen Text zu ergründen, nehme ich mir Zeit und Energie. Im Moment hab ich leider beides nicht. Gruß Unar |
03.04.2019, 00:25 | #13 | |
Zitat:
Danke für die Rückmeldung. Ich sehe, du nimmst es sehr genau mit der Metrik. Auch in anderen Kommentaren von dir bei anderen Nutzern hab ich das ein paar Mal gelesen. Hoffe, ich kann das auch Mal irgendwann auf einem hohen Niveau wie deinem analysieren. Find ich echt cool Liebe Grüsse Zinaida |
||
03.04.2019, 00:30 | #14 | |
Zitat:
Danke für die lieben Worte Ich hoffe, dass du bald wieder Energie und Zeit findest und dass es dir gut geht. Denn für mich klingt es als ginge es dir nicht so gut Liebe Grüsse & alles Gute Zinaida |
||
03.04.2019, 07:11 | #15 |
Hallo Zinaida,
ich habe die Kommentare leider direkt nach dem Gedicht gelesen, deswegen kann ich jetzt nicht sagen, ob ich auch von selbst auf die Interpretation gekommen wäre. Aber wahrscheinlich schon, wenn auch nicht so rasch. Um das drüber Rätseln habe ich mich damit selbst gebracht. Gut geschriebener, beeindruckender Text! LG DieSilbermöwe |
|
03.04.2019, 10:03 | #16 |
Heyho!
Ja, das liest sich richtig gut! Es glitzert richtig schön, doch etwas Bedrohliches scheint hinter jedem Wort zu lauern... und es lässt Interpretationsraum. So gefällt mir das! Weiter so! LG k |
|
04.04.2019, 16:32 | #17 | |
Zitat:
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass dir der Text gefällt. Ich bin mir sicher, dass du auf die Interpretation auch von selbst gekommen wärst. Meine Freunde haben es auch alle von selbst erfasst und die Meisten interessieren sich generell nicht für Literatur. Liebe Grüsse Zinaida |
||
04.04.2019, 16:33 | #18 | |
Zitat:
Danke für's Feedback. Ich hoffe, ich schaffe es diesen Anforderungen gerecht zu werden Liebe Grüsse Zinaida |
||
04.04.2019, 18:58 | #19 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
|
Liebe Zinaida,
Edgar Alan Poe würde sich sicher freuen, so eine begabte Schülerin zu haben. Darüber hinaus ist deine Geschichte fantastisch und skurril mit vielen Bildern, die sich anhäufen, zum Stutzen und Nachdenken führen und bevor man verstanden hat, was man gerade gelesen hat, tauchen schon neue kaum vorstellbare Dinge auf. Als ob eine aufgezogene Puppe, die keiner menschlichen Regung fähig ist und Gedanken hat, die kein normaler Mensch so denken würde, ihr blutiges Szenario abspult. Kurz und gut, du hast Talent. Liebe Grüße Nöck |
04.04.2019, 19:31 | #20 | |
Zitat:
Hallo Nöck Vielen Dank für die netten Worte Ich finde die Gedichte von dir, die ich bisher gelesen habe, ziemliche Spitzenklasse. Deshalb bedeutet mir das ziemlich viel, wenn gerade du das sagst. Liebe Grüsse Zinaida |
||
Lesezeichen für Rosen sind tot |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Rosen | Walter | Gefühlte Momente und Emotionen | 0 | 01.07.2016 00:04 |
Die Gedanken sind frei/nein sind sie nicht! | lvb | Gefühlte Momente und Emotionen | 10 | 28.02.2014 09:53 |
Rosen | Opodeldox | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 1 | 05.01.2012 09:39 |
6 Rosen | Tiffy | Düstere Welten und Abgründiges | 5 | 03.11.2010 21:08 |
Rosen sind rot, dein Veilchen wird blau | Black Valentine | Geschichten, Märchen und Legenden | 0 | 07.09.2007 21:30 |