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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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05.10.2012, 21:35 | #1 |
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Herr Teddy ist erbost
Aus deinem Antlitz sprechen Sorgen,
von deinen Lippen les ich Gram, als sei die ganze Welt infam - warum ist dir so bang vor morgen? Hier, nimm das Püppchen in die Arme und wiege es, das spendet Trost! Und schau: Herr Teddy ist erbost, dass niemanden dein Leid erbarme. Ich will dich wieder glücklich sehen, wie früher sorgenfrei und froh. Sag, Mutter, warum weinst du so? Laß uns doch packen, laß uns gehen! 5. Oktober 2012 by Ilka-Maria |
05.10.2012, 22:01 | #2 |
Hallo Ilka-Maria,
ein sehr rührendes Gedicht aus der Sicht eines kleinen Mädchens. Die Umsetzung gefällt mir sehr gut. Es grüßt Narziss |
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05.10.2012, 23:02 | #3 | |
Dabei seit: 09/2012
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Alter: 56
Beiträge: 562
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Hallo, Ilka-Maria,
ich sage mal: Ein berührendes Gedicht aus der Perspektive eines kleinen Kindes. Das Gedicht ist etwas, das mir selten gelingt: Es ist "offen", indem es "offen lässt", was die Ursache für das Leid ist. Zunächst dachte ich auch, wahrscheinlich ein kleines Mädchen, da es heutzutage eben meistens immer noch so ist, dass Mädchen mit "Püppchen" spielen. Aber es gibt auch einige Eltern, die es anders halten. Berührend ist der Wunsch des Kindes, der Mutter zu helfen, sie zu trösten. Im Grunde leider ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Aber auch Trost kann eine große Hilfe sein - kann. Zitat:
Offen ist, was der Mutter so viel Leid verursacht. Es könnte natürlich eine Frau sein, die in einer unglücklichen Beziehung steckt. Dann erzählt mir das Gedicht von einer Mutter, die glaubt, das Beste für das Kind zu tun, indem sie bleibt - während das Kind "sagt": Das Beste ist, wenn wir gehen. Das meine ich mit Wahrheit: Kinder sind oft "klüger" als die Erwachsenen. Es könnte auch eine geschiedene, alleinerziehende Frau sein, die bei den Eltern oder der Schwester lebt, bei einer "falschen" Freundin, einer Tante. Oder die ständig beruflich gemobbt wird, aber nicht wagt, sich zu wehren (sie braucht das Geld, fürchtet die Arbeitslosigkeit, das Kind muss ja versorgt sein). Es gäbe noch sehr viele andere Möglichkeiten. Aber, wenn es ein kleines Kind ist, dann wird es das Leid der Mutter als Hauptsache sehen, weniger genau die Ursache (es ist vielleicht sogar noch zu klein dafür, Konflikte können auch "nicht vor dem Kind" ausgetragen werden, beispielsweise). Womit das Kind eigentlich wieder recht hat. Ein ausgezeichnet gelungenes Gedicht, mit sehr viel Spielraum für Interpretationen und Gedanken. Was wiederum sehr passend ist - denn die Ursachen für Leid sind vielfältig. Freundlichen Gruß, Poetibus |
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05.10.2012, 23:19 | #4 | |
Hallo Ilka,
auch ich mag dein Gedicht. Kinder fühlen, wenn es den Eltern schlecht geht. Eine kleine Anmerkung hätte ich. Das Mädchen, aus dessen Sichtweise dein Gedicht geschrieben ist, scheint noch sehr klein zu sein. (Teddy) Darum empfinde ich die Wortwahl in Vers eins, Zeile zwei und drei vielleicht noch nicht ganz gelungen. Zitat:
aber infam passt m.e. nicht in einen kindlichen Sprachgebrauch. Gern gelesen und irre Grüße WuI |
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05.10.2012, 23:32 | #5 |
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Herr Teddy ist erbost
Hallo Ilka, Dein Gedicht gefällt auch mir ausserordentlich. Ich könnte mir vorstellen, es ist ein Gespräch mit einer alten, bereits infantilen, cerebalsklerotischen, pflegebedürftigen Mutter; dann ist das Vokabular auch angebracht. Gruss, kipling
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05.10.2012, 23:34 | #6 | |
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Zitat:
Ich hing auch ein bißchen am Klangbild, ob ich "Mutter" oder "Mama" schreiben sollte. Aber dann habe ich mich für das neutrale "Mutter" entschieden, aus zweierlei Gründen: Ich wollte das Alter des Kindes nicht festlegen, denn egal, ob es fünf oder zehn Jahre alt ist oder wie alt auch immer, es ist in dieser Situation der Mutter überlegen. Das Kind sieht sich gezwungen, erwachsen zu reagieren, es zeigt Stärke, deshalb habe ich mich für "Mutter" entschieden. Ich wollte bei dem starken Kind bleiben, nicht bei einem Kind, das mit einem "Mama" umkippt. Ist mir das gelungen? |
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05.10.2012, 23:38 | #7 | |
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Zitat:
Aber das Alter des Kindes habe ich in meinem Gedicht nicht bestimmt, es ist interpretierbar. Aus heutiger Sicht ist Dein Einwand durchaus berechtigt. |
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05.10.2012, 23:44 | #8 | |
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Zitat:
Inspiriert wurde ich durch ein Gedicht, das anders aufgebaut ist und zu ganz anderen Schlüssen kommt. Ich hatte die Idee aufgegriffen und auf einmal - alte Erfahrung - verselbständigte sich die Sache, und es kam etwas Eigenes dabei heraus, das ganz andere Wege ging. Was bei mir noch eingeflossen ist, sind Gedanken zu dem Film "A Boy's Life". |
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05.10.2012, 23:57 | #9 | |
Dabei seit: 09/2012
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Alter: 56
Beiträge: 562
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Noch einmal Hallo, Ilka-Maria,
Zitat:
Daher finde ich, dass "Mutter" anstelle von "Mama" die richtige Wahl war. (Hier fehlt ein kopfnickender Smiley. ) Freundlichen Gruß, Poetibus |
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06.10.2012, 00:05 | #10 | |
Zitat:
Irre Grüße |
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06.10.2012, 00:19 | #11 |
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Teddy ist erbost
Ebenfalls noch einmal Hallo, Ilka, es ist Dir geglückt, ein Kind darzustellen, das nicht umkippt- es darf nicht umkippen, da es gebraucht wird. Gruss, kipling
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06.10.2012, 01:44 | #12 |
Ilka - Maria, auch ich mag Dein Gedicht
es beeindruckt mich in seiner Stärke. Das Gedicht und das Kind. Den Einwand von weiblichundirre finde ich berechtigt. "Gram" und ganz bestimmt "infam" paßt nicht in das Gedicht . Ich würde es auch noch echter empfinden, wären diese Worte durch andere ersetzt. Liebe Grüße MU |
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06.10.2012, 09:24 | #13 | |
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Zitat:
Allen besten Dank für die Rückmeldungen. ********** So, habe mich nochmal drangesetzt und die erste Strophe geändert. Besser so? Herr Teddy ist erbost |
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06.10.2012, 11:05 | #14 |
Hallo, Ilka,
deine 2. Fassung find ich rundum gelungen, Kompliment! Ich fühlte mich an ein Gedicht hier erinnert, in dem ein Kind leidet, weil seine Mutter anscheinend von ihrem neuen "Freund" misshandelt wird und es aber keine Worte findet, weil es seine Mutter nicht blamieren möchte. Dein Gedicht drückt für mich seine Gedanken aus. schönes Wochenende simbaladung |
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06.10.2012, 11:09 | #15 |
Schön, besonders und aussagekräftig.
Wieder ein gelungenes Gedicht! wolfmozart |
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06.10.2012, 11:12 | #16 |
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Herr Teddy ist erbost
Guten morgen Ilka, ich möchte - bei allem Respekt vor Deiner Arbeit, bzw. wegen des Respektes - vehement widersprechen: die Begriffe " Gram" und "infam" passen zwar nicht - wie WUI sagt - zu einem Kinde, sollen sie aber auch gar nicht, da es sich hier um ein Gespräch zwischen alter Mutter und starker Tochter handelt. In diesem Zusammenhang haben beide Begriffe ihren Sinn : Gram ist das Resultat ihres langen Lebens, wegen der infamen Welt und der ausweglosen Situation, in der sich die alte , hilfsbedürftige Mutter befindet und die sie resignierend erkennt. Die erste Strophe beschreibt die Lebenssituation der alten Dame, mit der etwas brutalen Frage "Warum ist Dir so bang vor morgen?", denn es gibt kaum noch ein morgen, schon gar nicht im positiven Sinne. Daher der Rückzug auf eine Traumwelt mit Teddy - "Herrn" Teddy, das ist die Welt der Altersdemenz- gnädig, harmlos, ohne Gram. Die Änderung, die Du vorgenommen hast, ist zwar auch denkbar, es wird dadurch aber ein ganz bestimmtes , bedeutendes Element des Gedichtes zerstört: die Dramatik des Alters, der Hilflosigkeit, der Altersdemenz. Die 2. Strophe wird durch die Veränderung quasi kastriert, sie verliert an Prägnanz, ist kein krasser Gegensatz mehr. Vorschlag zur Güte: erhalte beide Fassungen. Schönes Wochenende wünscht kipling.
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06.10.2012, 12:05 | #17 |
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Liebe Poetrianer, es ist spannend, die verschiedenen Meinungen und Interpretationen zu lesen.
Mir persönlich gefällt die erste Fassung besser, denn Kinder - auch kleine - sind weniger naiv als oft gedacht. Außerdem hatte ich etwas Bestimmtes beabsichtigt, das offensichtlich nicht gegriffen hat: Ich wollte den Leser auf's Glatteis führen und ihm zunächst das Gefühl vermitteln, daß eine Mutter ein kleines Kind tröstet. Erst ist der letzten Strophe sollte klar werden, daß es umgekehrt ist. Aus dieser Absicht heraus hatte ich in der ersten Strophe die "erwachsenen" Begriffe verwendet. Dieser Versuch ist zwar mißlungen, aber dafür gibt es jetzt zwei Fassungen für die unterschiedlichen Sichtweisen. Ich danke nochmals für die rege Auseinandersetzung, sie hat mir geholfen. Lieben Gruß Ilka |
06.10.2012, 13:13 | #18 |
R.I.P.
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Nur ganz kurz:
Ich hatte das Schlüsselkind vor Augen, das das heimisch-heimliche Schicksal vor sich sah und "erwachsener" als die Mutter war. Sich außerdem stark genug fühlte, für die Mutter und sich einen Neubeginn drängend zu fordern. LG U. |
06.10.2012, 13:39 | #19 |
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Da es pro Stückerl immer nur ein lyrisches Ich zu geben pflegt, ist angesichts der geschraubten Sprache recht klar, dass hier ein älterer Nachfahr mit der Mutter spricht. Wer nach eigenem Bekunden halbwegs geübte Leser „aufs Glatteis führen“ wollte (wozu eigentlich?), hätte es geschickter anfangen müssen.
Der um der Reimerei willen beim „Erbarmen“ bemühte Konjunktiv macht keinen Sinn. Richtig deutsch müsste der Satz heißen … „weil sich niemand deiner erbarmt“ oder „weil niemanden dein Leid erbarmt“. Der auffordernde Konjunktiv (erbarme dich unser!) ist hier Stuss – außer, der Teddy soll die Zähne fletschen, damit sich niemand des dementen Mütterleins auf dem Weg ins Altenheim erbarme (oder – nach gescheiterter Ehe – beim Umzug aus der anderenorts schon einmal besungenen Jugendstilvilla des Ex in eine Plattenbau-Mansarde). Fazit: Ein recht bemühtes, ob der sprachlichen Mängel aber leider missglücktes Stückchen Betroffenheitslyrik. Die Einführung von „Weh“ und „Fee“ helfen nicht ab. |
06.10.2012, 13:47 | #20 |
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Herr Teddy ist erbost
Mein Motto: was stört es die Eiche, wenn sich die Sau dran schubbert. kipling
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06.10.2012, 14:48 | #21 |
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Guter, fundierter Beitrag!
Wenn alle so sachbezogen dran bleiben wie Du, kippling, muss man sich um die deutsche Sprache, vor allem um deren konjunktivische Formen, nicht sorgen. Sie sind bei Dir sicher in den allerbesten Händen. |
06.10.2012, 15:49 | #22 |
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Herr Teddy ist erbost
Danke, Zonky, es ist doch allerliebst, von kompetenten, fachmännisch geschulten Leuten Lob zu empfangen. Herzlichen Gruss, kipling
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06.10.2012, 17:34 | #23 |
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Nicht streiten, Jungs! Zonkey hat sich als Rüpel im Forum längst etabliert, so ist er nun mal.
Was den bemühten Konjunktiv betrifft, hat er Recht. Ich habe bewußt getrickst, weil ich den Wortlaut der Strophe so haben wollte, aber das Problem mit dem Reim im letzten Vers nicht anders lösen konnte. Ich hatte auch eine andere, grammatikalisch richtige Variante, sie klang mir aber nicht poetisch genug: Hier, wieg das Püppchen in den Armen,Trotzdem hatte ich mich wegen des Wortklangs für die Variante mit dem falschen Konjunktiv entschieden - und bin prompt erwischt worden. Grammatikalisch besser hätte ich die Strophe durchaus machen können, nur ist das Bessere nicht immer das Schönere. |
06.10.2012, 17:44 | #24 |
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Herr Teddy ist erbost
Kritik in Ehren, doch man kann die zivilisiert zur Kenntnis bringen oder aus sich herauskotzen - je nach Niveau. Die Korrektur verändert nicht die Qualität des Gedichtes. Gruss Kipling
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06.10.2012, 18:18 | #25 |
Forumsleitung
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Das ist richtig. Aber Zonkey kotzt lieber, weil er provozieren will. Macht nichts, weil er den Geschmack der Kotze im Hals hat, nicht die Kritisierten.
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06.10.2012, 18:19 | #26 | |
abgemeldet
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Du schriebst
Zitat:
Ich wüsste nicht, dass wir eine solche schon miteinander gehütet hätten. Achte auf Dein Glashäuschen - es hat hauchdünne Scheiben und steht sprachlich ganz offenbar nicht auf dem besten Fundament. |
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06.10.2012, 18:26 | #27 |
Forumsleitung
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Kipling, das ist ein Versuch der Provokation. Einfach nicht zur Kenntnis nehmen! Man muß nicht jeden behandeln, nur weil man sich früher einmal ethisch dazu verpflichtet sah - Du weißt, was ich meine .
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06.10.2012, 18:32 | #28 |
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Herr Teddy ist erbost
Danke Ilka, aber Gorillaverhalten hat mich noch nie beeindruckt. Kipling
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06.10.2012, 19:00 | #29 |
Hallo Ilka-Maria!
Dein Gedicht sehe ich insgesamt als nicht als optimal an. Gram und infam sind definitiv Fehl am Platze. Hier – in Strophe 1 - verstehe ich nicht, warum hier zur „bösen“ Fee gefleht wird und die Wesensart der allgemein hin guten Fee negativ ausgelegt wird. Mir fiel zudem auf, dass Du auf Vorschläge anderer User ungern bzw. zögernd eingehst und eher Deinem sehr persönlichen Gefühl und eigener Sprachmelodie folgst. Ich will dennoch den Versuch wagen und stell Dir meine durchweg im Präsens favorisierte - jambische - Variante vor, unter Einbeziehung Deiner Ideen: Aus deinem Antlitz sprechen Sorgen, von deinen Lippen les ich Weh, und flehst sie an, die gute Fee - warum ist dir so bang vor morgen? Hier, wieg das Püppchen in den Armen, es bringt dir Ruhe, spendet Trost! Und schau: Herr Teddy ist erbost, denn niemand wird sich dir Erbarmen. Ich will dich wieder glücklich sehen, wie früher, sorgenfrei und froh. Sag, Mutter, warum weinst du so? Laß uns doch packen, laß uns gehen! VG Pitti |
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06.10.2012, 19:00 | #30 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Mich kann heute sowieso nichts mehr aus der Bahn werfen, denn ich hatte einen schönen, erfolgreichen Nachmittag. |
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