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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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26.03.2019, 11:05 | #1 |
Rattenfänger
Den gab es immer schon
den zuckersüßen Worteclown Mit sprühend feierlicher Pose gewinnt er der Plebs Vertrauen Charmant streichelt er die Ohren seiner ihm hörigen Toren Die lechzen nach triefendem Schmelz kraulen ihm dabei zutraulich den Pelz Sie sind ergriffen von der Chose das liegt nicht am Gesagten Es ist die weihevolle Show die trübt den Blick fürs Reale -ganter- |
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26.03.2019, 11:34 | #2 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
LG Nöck |
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26.03.2019, 12:10 | #3 | |
Lieber ganter,
Deine Beschreibung der Rattenfänger gefällt mir gut. Allenfalls an zwei kleinen Details knabbere ich noch herum. Zitat:
In der letzten Strophe reibe ich mich etwas an der "weihevolle[n] show". Wenn es wirklich nur an der läge, müssten die Nicht-Rattenfänger nur ebenso gut bzw. weihevoll inszenieren. Aber es liegt auch am "Material" für die Inszenierung: eindeutig ausgemachte Böse bzw. Schuldige, einfachste Lösung (weg mit den Bösen). Dieses Material darf man sich allerdings nicht bedienen. Dennoch sehr gerne gelesen, denn die Verse regen an zu wichtigen Fragen. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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26.03.2019, 17:09 | #4 | |
abgemeldet
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Zitat:
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26.03.2019, 17:55 | #5 | |
Zitat:
Hi Nöck, lassen wir mal den kalt berechnenden Demagogen draußen vor, dann bleiben noch die selbstverliebten Schön-Sprecher. Ich muss gestehen, denen höre ich lieber zu als einem Langweiler mit ehrlichem Anliegen. Menschlich?
Gedankenvolle Grüße -ganter- |
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26.03.2019, 18:10 | #6 |
Forumsleitung
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Die Selbstverliebten sind gar keine Schönsprecher, weil sie sich nichts schönsprechen müssen. Sie sind davon überzeugt, dass sie die besten, tollsten, schönsten, begehrenswertesten und genialsten Menschen auf diesem Erdball sind, denen niemand das Wasser reichen kann. Auf die Idee, das könnte jemand in Zweifel ziehen, kommen sie gar nicht, deshalb haben sie keinen Grund, schön zu reden und andere von ihrer Außerordentlichkeit zu überzeugen. Für Selbstverliebte ist das ein Faktum.
Der Wiener Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli schildert in einem seiner Vorträge einen besonders krassen Fall einer solchen Persönlichkeit: Sein Patient hatte überall in der Wohnung, schon an seinem Bett, Spiegel aufgestellt, um sich bewundern zu können. Wenn er unterwegs war, suchte er in allen widerspiegelnden Flächen nach seinem Abbild (Fensterscheiben, andere Glasflächen, Spiegel im öffentlichen Raum usw.), war also unentwegt mit seiner Selbstwahrnehmung beschäftigt, vor allem zur Bestätigung, wie toll er aussah. Als er eine Weile in Therapie war, merkte er plötzlich, dass es auch noch andere Menschen außer ihm gab und dass diese Menschen Namen hatten. Voher war es tatsächlich so, dass er sich keinen einzigen Namen eines der Menschen hatte merken können, die ihm begegnet waren. Mit anderen Worten: Vor ihm tat sich plötzlich eine ganze, ihm bis dahin unbekannte Welt auf. Gegen dieses Bild des Selbstverblieben ist jemand, der sich oder anderen etwas schönzureden versucht, eine Harmlosigkeit. |
26.03.2019, 18:16 | #7 | |
Zitat:
Tamtam der Schaumschläger Liebe Lyrikerin, gerne greife ich Deinen Vorschlag auf und füge „leicht“ ein.
Im Blick habe ich nicht die politischen Ultras mit den einfachen Lösungen, sondern eher den, der gerne mit der Menge spielt und um Jubel buhlt. Dem es weniger um Inhalte als um Effekt geht. Der sich selbst gerne reden hört. Herzliche Grüße -ganter- |
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26.03.2019, 18:19 | #8 |
abgemeldet
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26.03.2019, 18:34 | #9 | |
Zitat:
Durch die Hintertür Servus Ralfchen, so ist es. Nur für Dumme? Vielleicht sind besonders auch die anfällig für subtile Einflüsterungen, die sich nicht für dumm halten.
-ganter- |
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26.03.2019, 18:52 | #10 | |
Zitat:
Vor dem Spiegel geübt haben schon manche Guten Tag Ilka, meinen Clown zum Wiener Psychiater schleppen willst Du sicher nicht. Dafür ist er zu harmlos. Leider ließ sich der mit der rollenden Betonung, der auch vor dem Spiegel seine Wirkung erkennen wollte, nicht behandeln – aber der hatte damals in Wien dafür ja auch kein Geld.
-ganter- |
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26.03.2019, 20:21 | #11 | |
abgemeldet
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Zitat:
ich war ganz gut befreundet mit ERWIN RINGEL. und er hatte eine eigene therapiemethode geplant, an die ich mich nicht mehr erinnere, weil er sie dann nie in die therapeutische anwendung umwandelte. angesichts der selbstmordrate der CLOWNS - sei es nun im zirkus oder im real life gibt es wenige studien. ich kann dazu u.a. nur folgendes sagen: mein freund ANDY BRAUNSBERG produzierte und drehte u.a. einem film mit PETER SELLERS...(sowie Shirely McLaine u.a.) mit dem titel BEING THERE. https://up.picr.de/35370131xm.jpg https://www.youtube.com/watch?v=KRxZug4hi2I er war mit PS sehr eng befreundet und erzählte uns bei einem abendessen auf unserer terasse in Malibu, dass PS immer wieder "had bouts of depression" (schwer depressiv war) und immer wieder auch von selbstmord-visionen verfolgt war. diesen film kann ich i.ü. nur empfehlen. habe den sicher 10x gesehen. ich mag den text er ist intellektuell schmackhaft und klarbunt in seiner delektion. vlg r |
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27.03.2019, 09:49 | #12 |
[QUOTE=AlteLyrikerin;514609]Lieber ganter,
Deine Beschreibung der Rattenfänger gefällt mir gut. Allenfalls an zwei kleinen Details knabbere ich noch herum. /QUOTE] Neufassung Den gab es immer schon
den zuckersüßen Worteclown Der mit sprühend feierlicher Pose leicht gewinnt der Plebs Vertrauen Charmant streichelt er die Ohren seiner ihm hörigen Toren Die lechzen nach triefendem Schmelz kraulen ihm zutraulich den Pelz Sie sind ergriffen von der Chose das liegt nicht an seinem Gesagten Es ist die weihevolle Show die trübt den Blick für das Reale -ganter- |
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27.03.2019, 20:46 | #13 | |
Zitat:
Wiener Geschichten Hi Ralfchen, der Erwin hätte dem Andy sicher für den Peter nicht die Shirely empfohlen. BB wäre besser gewesen.
Malibuische Abendgrüße -ganter- |
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