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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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14.10.2022, 14:44 | #1 |
Wohnbauzeitalter
Ganz langsam schluckt ein Ungetüm den Himmel,
das dieses Jahr vor meinem Fenster wächst - endgültige Versiegelung des Flecks von letztem Grün im Viertel. Das Gewimmel der gelben Helme und der blauen Dressen erobert stetig hämmernd die Etagen mit Kabelsträngen, Schalholz und Drainagen, sprayt grüne Hieroglyphen nach Ermessen. Und mittendrin, als würd es eingemauert, leuchtend orange ein stählernes Skelett. Es schwenkt und baut sich sein fossiles Bett. Wird man es dort einst finden - hingekauert? Erstarrt, geplättet, im Beton erstickt? Ach nein - ich bin's, den dieses Haus erdrückt! .okt_2022 |
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14.10.2022, 15:29 | #2 |
Ganz urban und ganz laut,
wie man beobachtend Teil des Erdrückens ist, finde ich gelungen, Fee. Beste Grüße Guido |
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14.10.2022, 15:35 | #3 |
Herzlichen Dank, lieber Guido!
Das Schlimme ist, dass man sich schon beinahe daran gewöhnt und resigniert hat. Aber wenn's dann wirklich direkt vorm eigenen Fenster passiert oder - wie auch verstärkt in der ländlichen Gegend jetzt - wird man wieder wach. Liebe Grüße, fee |
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11.11.2022, 15:11 | #4 |
HEIFIE!
(ich wollte sagen: Hi fee!) Gefällt mir sehr gut, man hört beim Lesen die Metallsägen, den Baulärm, die Schreie der Bauarbeiter, die Krahn-Bewegungen, die LKWs und den Betonmischer. Auch das Ende ist überraschend und vielsagend. Kompliment; ich verleihe Dir den goldenen Ohrstöpsel! Viele Grüße von Georg |
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11.11.2022, 20:52 | #5 |
Forumsleitung
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Mach dir keine Sorgen, free-reloaded, denn bald ist das Thema erledigt, weil uns der Bausand bereits ausgeht, und zwar viel schneller als Öl, Gas und Lithium. Unsere Nachkommen werden ein Smartphone haben, denn die Kommunikationsindustrie wird sich auf sie, die Obdachlosen von morgen, einstellen. Sie werden im Freien übernachten, weil es keine Wohnungen mehr geben wird oder weil Investoren nicht vermieten wollen. Und wenn doch, dann zu Mietpreisen, die vom Fabrikarbeiter bis zum Mittelständler niemand bezahlen kann.
Wir reden uns die Köpfe heiß über CO2 und lassen uns, um die Welt zu retten, das Geld aus der Tasche ziehen. Derweil die USA und China bekanntlich endlos CO2 in die Luft blasen, unser Anteil jedoch unter Nullkommanullnull liegt und immer mehr Menschen bei uns auf der Straße sitzen, weil sie sich keine Wohnung leisten können oder weil es kein Angebot an Wohnungen gibt. Macht doch nichts, solange man unter der Brücke, dem gewohnten Nachtlager, sein Smartphone hat und noch die Flatrate abdrücken kann, die von der Stütze abgezwackt werden kann. Ist ja auch in Ordnung, denn die Möglichkeit der Information ist ein Grundrecht. Es ist aber nicht mehr in Ordnung, wenn dadurch von dem Anrecht auf andere Grundrechte abglenkt wird, nämlich von dem Recht, ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben. |
11.11.2022, 21:07 | #6 |
[QUOTE=fee-reloaded;582153]
Ach nein - ich bin's, den dieses Haus erdrückt! Hi Fee, das ist ein großartiges Gedicht! Das ist Neo-Expressionismus der inneren Städte. Die inneren Städte, die nur halb vergessenen und deshalb doppelt verwahrlosten. Dein Gedicht macht so vieles richtig, und hat mich direkt ergriffen! Da sind diese wundervoll stimmigen Bilder, der geschmeidige Ton und das Fließen der Worte. Dann ist dort ein Herübergreifen in den Weltenzeiten, führt es zurück ins Individuum. Das kommt für mich anz besonders gut in dem Bild vom "fossilen Bett" rüber. Das bedrohliche Wachsen des Hauses, der inneren Spannungen ist dir finde ich sehr gelungen! ! Compliments ! Dionysos |
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