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28.12.2021, 19:25 | #1 |
Lindsays Abenteuer
Von Betty und Gerald hatte man nie wieder etwas gehört.
Daran musste Lindsay denken, als der große Schatten über der Wasseroberfläche erschien und sich ein merkwürdiges Geräusch bemerkbar machte. Das Geräusch kannte sie - das sei eine sich drehende Schiffsmotorschraube, hatte Alan ihr erklärt und sie gewarnt, sie solle sich bei einem solchen Geräusch so schnell wie möglich davonmachen. „Was kann mir denn passieren?" hatte Lindsay gefragt. „Dass man dich einfängt." Mehr hatte Alan nicht sagen wollen. Jetzt tauchte er in ein paar Metern Entfernung im Wasser auf und rief ihr etwas zu. Durch das dröhnende Geräusch konnte Lindsay ihn nicht verstehen. Sie wollte zu ihm schwimmen und merkte verdutzt, dass sie gegen eine Wand zu prallen schien, egal in welcher Richtung sie es probierte. „Alan!", schrie sie aus Leibeskräften. „Hilf mir!" Wie von Zauberhand wurde sie auf einmal hochgehoben und über die Wasseroberfläche gehalten. Jetzt sah Lindsay, dass sie sich in einem Käfig aus Draht befand. „Das ist ja nur einer!", sagte eine mürrische Männerstimme. „Lass den Käfig nochmal runter!", antwortete eine andere, und Lindsay wurde wieder ins Wasser getaucht. Verzweifelt ruderte sie mit ihren Scheren. Konnte sie sich nicht aus diesem Drahtkäfig befreien? „Lindsay!", hörte sie eine atemlose Stimme, und sie sah Alan, der ihr in der anderen Kammer des Käfigs gegenüber saß. „Alan, warum sind wir hier? Was ist das für ein Teufelsding?" „Eine Falle", erwiderte er leise. „Eine Hummerfalle." Lindsay runzelte die Stirn. War tatsächlich etwas dran an diesen albernen Geschichten, die sich die Alten ständig erzählten? „Du meinst...", begann sie zögernd, kam jedoch nicht weiter, denn wieder wurde der Käfig aus dem Wasser gehoben. „Das sind zwei!" Die Männerstimme klang triumphierend. „Ein Weibchen und ein Männchen." Ein Lachen ertönte. „Angeber, als ob du das sehen könntest! Das erkennt man erst, wenn man sie zerlegt." Lindsay runzelte die Stirn. Zerlegen? Sie hörte Alan leise wimmern. „Sie werden uns töten", murmelte er. „Das lasse ich mir nicht gefallen!", rief Lindsay zornig. „Wir werden nicht kampflos aufgeben. Wozu haben wir Scheren? Ich werde den Bösewichtern die Finger abzwacken, wenn es sein muss!" „Sie werden uns die Scheren zubinden", flüsterte Alan. Er weinte. „Leb wohl, Lindsay, du bist mir immer eine gute Partnerin gewesen ... " „Hör auf mit dem Quatsch!" Lindsay reckte sich. „Anstatt rumzuheulen, überleg dir lieber, wie wir hier rauskommen!" Ein Schatten fiel über sie. „Warum sind die eigentlich schwarz?", fragte eine Männerstimme, wenn Lindsay es richtig beurteilte, war es die mürrische. „Die sind schwarzblau. Die werden erst beim Kochen rot", antwortete die andere Männerstimme. „Du warst noch nie mit zum Hummerfang, stimmt's?" „Nee", knurrte die erste. „Und wenn es nach mir geht, können wir es auch sein lassen. Lohnt sich doch nicht. Der ganze Morgen ist draufgegangen, und wir haben nur zwei Stück." Der Mann bückte sich, um den Käfig zu öffnen. „Jetzt oder nie", dachte Lindsay, holte mit voller Wucht aus und schlug ihm ihre Knackschere in die rechte Hand. Der Mann jaulte vor Schmerzen laut auf und ließ den Käfig fallen. Alan und sie purzelten heraus. Lindsay schubste Alan, der stocksteif am Schiffsboden saß, ins Wasser und sprang dann selbst hinterher. Noch unter der Wasseroberfläche hörte sie die Männerstimme. „Dieses scheiß Vieh! Meine Finger!" „Weg hier!", rief sie Alan zu. „Die sind beschäftigt!" Ein paar Tage später sonnten sich Lindsay und Alan auf einem vorspringenden Felsen über dem Meer. Aus der Ferne war ein Geräusch zu hören. Fast klang es wie ... „Nicht schon wieder!" Alan wurde blass. Lucy tätschelte ihm die Scheren. „Keine Angst, Alan. Silvester ist vorbei. Das Jahr über sind wir nicht mehr so gefragt als Festessen." Und zärtlich schmiegte sie sich an ihn. |
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29.12.2021, 15:10 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.682
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... liest sich gut und hintereinander, allerdings ich glaube nicht, dass du eine Kindergeschichte schreiben wolltest.
"schlug ihm ihre Knackschere in die rechte Hand" - ich bin da zwar nicht eingeweiht, halte dies aber für Fantasie. Mit der Schere zwicken, ok, aber schlagen, mit solch einem Ergebnis, klingt schon irgendwie nach Kindermärchen. wünsche schöne Träume |
29.12.2021, 19:16 | #3 | |
Zitat:
Nein, eine Kindergeschichte sollte das nicht sein. Hummer lebend zu kochen ist irgendwie nicht nett. Was die Knackschere betrifft, so habe ich für die Geschichte recherchiert - von lebenden Hummern kann man tatsächlich gezwackt werden - deswegen werden ihnen auch die Scheren zusammengebunden. Eigentlich sollte es eine Horrorgeschichte werden - dann wurde sie zu nett LG DieSilbermöwe |
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29.12.2021, 20:49 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das wäre der blanke Horror, und man müsste die Kirchengeschichte nebst dem Neuem Testament neu schreiben. Bliebe die Frage, wie eine Maid namens Maria selbst bei einer Verbindung mit einem Greis einen Hummer gebären sollte. Aber in Zeiten, in denen Brot und Frösche vom Himmel fallen, ist schließlich alles möglich. Schreib die Geschichte einfach nochmal, aber dann mit richtigem Horror! |
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29.12.2021, 21:14 | #5 | |
Hallo Ilka,
ehrlich gesagt, verstehe ich deine Kritik nicht ganz. Zitat:
Also ich esse Hummer nicht gerne - das Ding zu essen ist verdammt viel Arbeit. LG DieSilbermöwe |
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29.12.2021, 21:43 | #6 |
Forumsleitung
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Na ja, zum Beispiel so:
„Was habt ihr mit mir vor?“ Das fragte Victor nicht, denn ein Hummer konnte seine Gedanken nicht aussprechen, sondern sie nur in Gefühlen an die Außenwelt senden. Dort kamen sie aber nicht an, und deshalb setzten ihn die Köche in einen Topf, der mit kaltem Wasser gefüllt war, und drehten den Regler der Herdplatte auf Höchststufe. Victor konnte sich drehen und winden wie er wollte, er stieß nur auf Metall. Vorbei die Zeit, in der er auf dem Meeresboden entlangschrubbte und nach Belieben Nahrung aufnahm. Bis sie knapp wurde, so dass er sich höher hinaufwagen musste. Und sich in einem Netz verfing, dessen Seile zu stark waren, dass sie sich von seinen Scheren durchschneiden ließen … Er drehte sich im Kreis. Unter seinen Füßen wurde es warm und wärmer. Er versuchte zu schwimmen, aber dafür war das Wasser zu flach. Aus seinen Knopfaugen blickte er nach oben in die vor perverser Schaulust geröteten Gesichter. Er sah sie, aber er verstand es nicht. Er war nur ein Hummer, der ein paar Tage zuvor in seinem Element zurechtkam. Dort war alles geregelt. Man vertrug sich, wehrte sich und wusste, mit wem man es zu tun hatte. Aber hier? Ihm wurde heiß. Und immer heißer. Unter seinem Panzer spürte er, wie sein Fleisch fester wurde. Da überkam ihn Angst, und er begann zu schreien. „Hab ich euch doch gesagt. Die pfeifen, wenn man sie kocht. Und wenn man sie lebendig gart, bleibt das Fleisch saftig. Merkt euch das. Wenn sie pfeifen, habt ihr alles richtig gemacht.“ |
29.12.2021, 22:09 | #7 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Der Horror ist, wenn du einen Hummer mit zugebundenen Scheren in einem Restaurant als Delikatesse angepriesen bekommst. Wenn er sich auf einem Teller windet und keine Chance hat, zu entkommen. So habe ich es in Atlanta in einem Restaurant erlebt. Und seitdem nie wieder Hummer gegessen. Ich bin ein Fleisch- und Fisch-Esser. Aber einem Tier darf nicht die Freiheit genommen werden, und es darf auch nicht wegen perverser Triebe zu Tode gequält werden. Fressen und gefressen zu werden sind nun einmal die Stützpfeiler dieser Welt. Aber wenn, dann in Freiheit und mit allen Chancen, die zur Verfügung stehen. |
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30.12.2021, 11:21 | #8 | ||
Zitat:
Zitat:
Bei uns bekommt man Hummer übrigens tiefgekühlt zu kaufen. In Amerika war ich noch nicht. Ich würde ihn im Restaurant sowieso nie essen. |
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30.12.2021, 12:00 | #9 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Natürlich wird ein Hummer normalerweise nicht langsam erhitzt. Das machen Köche und Küchengehilfen aus purer Langeweile und Spaß an Tierquälerei. Da fängt bei mir der blanke Horror an. Ich kannte früher zwei Ehepaare, die in der Gastronomie zu Hause waren, und wenn du gehört hättest, mit welchen Tricks in den Küchen gearbeitet wird, würdest du nicht mal mehr ein trockenes Brötchen im Restaurant oder im Hotel essen, geschweige denn mit ranziger Butter und verdorbenem Schinken drauf, die und der mit unappetitlichen Mitteln wieder "fit" gemacht worden sind. In die Kühlhäuser würdest du lieber nicht reinschauen, denn was darin an Waren lagert und noch zum Einsatz kommt, trägt Ablaufdaten aus den Geschichtsbüchern. Hier in Südhessen (Dudenhofen) wurde in den 60er Jahren eine Gastwirtschaft dichtgemacht, die wegen ihres "guten" und preiswerten Essens Gäste aus dem Umkreis von 50 km anzog; bis festgestellt wurde, dass das Rindsgulasch von Ratten stammte. Kein Witz. Zwar gibt es in Deutschland strenge Kontrollen, aber die Kontrolleure können nicht zu jeder Zeit überall sein. Letzendlich ist und bleibt der Besuch in einem Restaurant eine Vertrauenssache. |
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