|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
20.10.2021, 15:29 | #1 |
Gast
|
Ohne
Hat die Lyrik was zu sagen
Was das ich nicht sagen will Schwere Worte wollen fliegen Meine Träume bleiben still Malt mit unbekannten Farben Polaroid Sofort das Bild Bitte dich um leuchtend Garben Träume werdet endlich wild Auf, ich gebe euch die Schwingen Gebt mir diese Sprachgewalt Elend mit Gefühlen ringen Meine Träume bleiben kalt Brunnen, tief und ohne Hall Endlos, bleiern, leerer Fall |
20.10.2021, 20:37 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
|
Lieber Andri,
du wirst mir doch nicht depressiv werden...? Dein Gedicht ist erfüllt von tiefgehender Traurigkeit. Eine Stimmung voller unerfüllter Sehnsüchte, der Suche nach Farben im Leben und wilden Träumen. Kalte Träume, das verursacht bei mir schon Gänsehaut. Ein Text der einem in die Seele dringt, der einem wehtut und einen weinen lässt. Ich habe selten Texte gelesen die mich so berühren. Hast du extrem gut geschrieben, beschrieben. Corazon "When the night has been too lonely And the road has been too long And you think that love is only For the lucky and the strong" (The Rose, Bette Midler) |
20.10.2021, 21:48 | #3 |
Gast
|
Liebe Corazon,
nein du musst dir keine Sorgen machen. Ja es stimmt schon, es ist ein wenig schwermütig, und natürlich hast du es erkannt, es ist die Sehnsucht nach dem Feuer des Lebens, nach neuen Träumen was auch den Gedichten Energie geben könnte. Das Gefühl der Erstarrung und Kälte. Ich will sagen ohne diesem Feuer fehlt auch die Inspiration und ich kann sie nicht aus Nichts generieren. Aber es ist nicht wirklich schlimm, soll nur ausdrücken dass etwas fehlt. Darum habe ich es kurzerhand "Ohne" genannt. Also Ohne Inspiration, Ohne Feuer, Ohne guter Idee, Ohne Leidenschaft. Ein bisschen ist es auch der Diskussion um die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und dem echten Ich geschuldet. Für mich sind sie untrennbar und es ist das eine nicht ohne das andere beseelt. Eine private Anmerkung, ja tatsächlich kenne ich die Depression (die schwarze Hexe) Aber das ist sie nicht, es ist einer der Momente in denen das Rad meiner Zeit sich wohl nur ein wenig verhakt hat. Ganz lieben Dank für deine Sorge und für deine intensive Annahme des Gedichts. Dein Andri |
21.10.2021, 07:35 | #4 |
Hallo Andri,
die ersten drei Strophen finde ich toll. Mit den letzten beiden Versen kann ich nicht so viel anfangen, auch wenn ich sie nach deiner obigen Erklärung verstehe. Warum durchgehend vier Verse und am Ende nur zwei? LG DieSilbermöwe |
|
21.10.2021, 08:50 | #5 |
Gast
|
Hallo Silbermöwe,
danke dir für dein Lob! Mit deiner Kritik an den letzten beiden Zeilen hast du recht. Ich glaube sie waren ein Notbehelf, ich hatte nach den ersten drei Strophen das Gefühl es ist keine gute Stelle das Gedicht zu beenden, aber eigentlich hätte ich auch nicht gewusst, was in eine vierte Strophe rein soll. So bin ich auf Paarreim umgestiegen um es mit den zwei Zeilen zu beenden. Immerhin ich habe versucht das Metrum weiter laufen zu lassen. Trochäus, wie ich glaube.. Auch sind die beiden letzten Zeilen etwas arg dick aufgetragen. Du kennst es sicher auch, schwierig geeignet aus einem Gedicht zu gehen, sie haben oft kein natürliches Ende! Vielleicht einfach weg denken Liebe Grüße, Andri |
21.10.2021, 10:09 | #6 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
|
Gerade die letzten beiden Strophen gefallen mir am besten, auch wenn sie für Andri ein Notbehelf waren. Dieses seelische Eintauchen in die Dunkelheit, ins Nichts, das ist für mich sehr schön geschildert und nachvollziehbar. Nur hätte ich statt dem Brunnen einen Begriff aus der Astrophysik gewählt :
Schwarzes Loch in meinem All bleiern leer, endloser Fall. Na ja, lyrisch sicher schlecht, ging mir halt so durch den Kopf. |
28.10.2021, 12:10 | #7 | |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583
|
Heyhello Andri,
"Ohne" lautet der Titel dieses Gedichtes, doch mehr als die Hälfte des Textes beschäftigt sich mit dem "Mit" ... mit der Leidenschaft und dem Träumenwollen, dem Bildersuchen und dem Lebenswildseinkönnen, dem Sprachgewaltigseinwollen und dem was in dem Lyrischen Ich ist und hinaus möchte, aber keinen Weg findet. Am liebsten wäre dem Lyri eine innere Sofortbildkamera ... ( wer hätte die in seinen inneren Labyrinthen nicht auch gerne :-) ) ich sehe es wie eine Geburt, es ist da und es will in die Welt. Vor der Fülle ist die Leere; in der Stille wohnt das ungeborene Sein. Alles was es braucht ist Liebe und Geduld ... und manchmal eine sanfte Hilfe ... Was macht das Lyri im wahren Leben, wenn ihm kalt ist? Wenn es dunkel ist? Wenn ein Brunnen vor ihm steht, der endlos und ohne Hall ist? Zitat:
Hier fände ich es sprachlich eleganter, wenn Du in dem zweiten Vers, die ersten Worte tauschen würdest: Hat die Lyrik was zu sagen Das was ich nicht sagen will möglicherweise auch den ersten Vers: so etwa ... oder anders: hat mir Lyrik was zu sagen oder Was hat Lyrik mir zu sagen? Was hat Lyrik mir zu sagen? Das was ich nicht sagen will? Nur so ein Gedanke. Wunderschön der Gedanke, dass Lyrik dem Lyrischen Ich wie eine Art Traumdeutung, einen Schlüssel zu sich selbst geben könnte. Ich sage: Bei mir ist es so ;-) Das Spiel mit den eigenen Symbolen ist kraftvoll. Ich verstehe das Ringen des Lyrischen "Ich" und würde es ermutigen, nicht aufzugeben. Liebe GRüße Zaubersee |
|
28.10.2021, 22:51 | #8 | |||
Gast
|
Liebe Zaubersee,
ich habe mich unglaublich gefreut mit welcher liebevollen Genauigkeit du das Gedicht besprochen hast. Und auch mit welcher Genauigkeit und fast beängstigender Intensität du die Aussagen, die Intention getroffen hast, besser als ich selbst es je könnte. Zitat:
Und ja im Zentrum steht natürlich die Relation zwischen lyrischem ich und realem ich und was das eine sei mit und durch das andere. Zitat:
Zu den ersten Strophen Zitat:
Nach solcher Bestärkung wird das Lyri nicht aufgeben und das ich muss einfach mit! Alles Liebe Andri |
|||
Lesezeichen für Ohne |
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
ohne | Re Reh | Gefühlte Momente und Emotionen | 2 | 07.05.2017 21:40 |
Ohne Plan und ohne Sinn | Orakel | Philosophisches und Nachdenkliches | 10 | 17.02.2017 01:16 |
Ohne Kraft, ohne Mut | ciko | Düstere Welten und Abgründiges | 1 | 18.11.2006 23:12 |
ohne t. | Al-eX | Düstere Welten und Abgründiges | 10 | 24.04.2006 19:41 |