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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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16.02.2019, 20:36 | #1 |
Der kalte Waschlappen
Morgens unfreiwillig aus dem Bett gezerrt
beim Waschen wird über die Kollegen getratscht ihr stummer Protest hat noch nie jemanden geschert der kalte Waschlappen ihr ins Gesicht klatscht Das Frühstück kommt auf dem Tablett geflogen die Putzfrau wischt sprachlos durchs Zimmer irgendjemand hat was von einem schönen Tag gelogen aus dem Nachbarraum hört man ein deutliches wimmern Die Medikamente werden ihr in den Rachen geschoben routinemäßig wird noch der Puls überprüft dann wird noch was von einem schönen Leben gelogen und wie man ihr hier doch jeden Tag versüßt An Besuch kann sie sich nicht mehr erinnern doch zu Weihnachten kommt eine Karte das Letzte woran sie sich wirklich klar erinnert an den Tag als man sie im Heim verscharrte |
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16.02.2019, 21:09 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
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Lieber Gylon,
"aus dem Nachbarraum hört man ein deutliches wimmern", diesen Vers könntest Du der übrigen Metrik und dem Reim leicht anpassen: aus dem Nachbarraum hört man ein leises Gewimmer". Dein Gedicht - eine niederdrückende Reportage aus einem Altenheim (so lese ich es). Ich erlebe es bei meiner ersten Schwiegermutter, die im Juni 100 Jahre alt wird, anders - Gott sei Dank! Es gibt auch Lichtblicke in diesem Sektor und ich kann nur hoffen, dass sie Schule machen. Liebe Grüße, Heinz |
17.02.2019, 00:51 | #3 |
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Gylon -
was für eine grässliche lyrik. tut direkt weh. vlg r |
17.02.2019, 06:08 | #4 |
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Lieber Gylon,
ein Alptraum ist das. Du hast das Negativbeispiel treffend bedichtet. Nachtgruß Unar |
17.02.2019, 10:53 | #5 |
Lieber Heinz,
deine Anregung übernehme ich gerne. Ich hoffe, dass mein Text völlig überzeichnet ist und die Realität anders aussieht! Lieber Ralfchen, richtig, vom ersten bis zum letzten Wort! Liebe Unar die Weise, es gibt ja nicht nur Negativbeispiele, wird Zeit das ich auch mal einen Text zu dem Thema im positiven Licht schreibe. Dankeschön und euch einen schönen Sonntag! Liebe Grüße Gylon |
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17.02.2019, 11:10 | #6 |
Gesagt, getan. Hier mal eine positive Darstellung.
Sie hebt das Kopfteil in den Winkel dann kann die Dame besser nippen sie führt die Tasse zart zum Munde und setzt sie an die spröden Lippen Ein schwank erzählt sie aus der Jugend und kämmt das lange dünne Haar sie setzt sich sanft auf die Bettkante wie jeden Morgen seit Tag und Jahr Sie nimmt die Hand in ihre Hände und dankbar wird sie angestrahlt die Augen sagen mehr als Worte hier wird mit Warmherzigkeit bezahlt |
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17.02.2019, 12:20 | #7 |
Dabei seit: 10/2016
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So solls sein, lieber Gylon. Und das gibt es so.
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17.02.2019, 18:59 | #8 |
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17.02.2019, 19:33 | #9 |
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Lieber Gylon,
ja, auch das gibt es - Gott sei Dank! Der Pflegenotstand ist nicht aus der Welt zu diskutieren, aber wachsame Besucher können oft einiges bewirken! Da ich ein alter Meckerfritze bin: "Ein schwank erzählt sie aus der Jugend" käme besser so: "'nen Schwank erzählt sie aus der Jugend" (xXxXxXxXx). Liebe Grüße, Heinz |
17.02.2019, 20:04 | #10 | |
Lieber Heinz
Zitat:
Nur ein Spaß! Ich danke Dir ganz herzlich! Einen schönen Abend noch! Liebe Grüße Gylon |
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19.02.2019, 11:35 | #11 |
abgemeldet
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hallo ihr alle -
gibt es diesen zitierten pflegenotstand tatsächlich? vlg rchen |
19.02.2019, 19:52 | #12 |
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Ja, liebes Ralfchen. Begegnet mir leider täglich. Alles gibt es im Überfluß, nur Zeit nicht.
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19.02.2019, 22:26 | #13 |
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Liebe Unar, liebes Ralfchen,
gerade heute wurde ich mit einer Facette des Pflegenotstands konfrontiert, die allerdings die Not einer Pflegerin aus einer ganz anderen Richtung ausleuchtet: Meine Tochter (und der folgende Begriff ist mit Bedacht gewählt) opfert trotz großer beruflicher Belastung jede Woche zwei Tage, um ihre fast hundertjährige Oma zu pflegen. Im Januar hat die Oma, meine erste Schwiegermutter, eine Anzeige wegen Diebstahls aufgegeben und als infrage kommende Diebin ihre Enkelin angegeben. Nach einer großen Auseinandersetzung ließ die Oma sich davon überzeugen, bei der Polizei ihre Anzeige zurück zu nehmen (u.a., weil wichtige Personaldokumente vom Altenheimpersonal zwischen ihrer Unterwäsche wiederfanden). Den Vorwürfen der Oma, sie wäre von ihrer Enkelin in ein "Kellerloch" verfrachtet worden (sie befindet sich zur Zeit in einer Teilzeitpflege und wird demnächst in die Vollzeitpflege genommen) war meine Tochter hilf- und sprachlos ausgesetzt und von einer zufällig vorbei kommenden fest angestellten Pflegerin als zusammengesunkenes, weinendes Häufchen Elend im Flur aufgefunden. Die tröstenden Worte, so alte Menschen litten öfter unter Realitätsverlust, haben nicht viel geholfen - die nächsten Wochen wird die Oma wohl ohne die Zuwendung meiner Tochter in einem renommierten Seniorenheim verbringen müssen. Was ich damit sagen will: Der Pflegenotstand wird oft auch von den zu Pflegenden herbei geführt und die Notleidende ist in diesem Fall meine Tochter. Ich weiß nicht, was der alten Frau noch so einfallen wird. Liebe Grüße, Heinz |
19.02.2019, 22:30 | #14 |
Hallo Gylon,
schöne gesellschaftskritische Lyrik. Wichtiges Thema. Gern gelesen. Hallo Ralfchen, nicht nur Pflegenotstand. Es zieht sich durch alle Gesundheitsberufe, bzw. auch Handwerksberufe. Überall Fachkräftemangel und immer größer werdende Versorgungslücken. Wochenend- und Feiertagsarbeit, hohe Krankheitsraten, viele Überstunden, schlechtes Gehalt. Besetzung mit so wenig Fachkräften wie möglich, der Rest wird mit Pflegehilfskräften versucht zu kompensieren. Die sind zudem wirtschaftlich attraktiver. Sie arbeiten auch für Mindestlohn. Irregute Abendgrüße WuI |
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19.02.2019, 23:32 | #15 |
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Lieber Heinz,
natürlich muss man die Sache aus beiden Seiten betrachten und bewerten. Das ist ein wirklich trauriges Beispiel. Was auch zwar oft, aber sehr einseitig, besprochen wird, ist Gewalt in der Pflege. Hier herrscht oft die Annahme, das die Zupflegenden aggressiven Pflegern ausgesetzt sind. Kaum einer weiß, wieviel Gewalt die Pfleger und Betreuer oft ausgesetzt sind und wie oft es zu Grenzüberschreitungen von Seiten der Zupflegenden kommt. Leider schon zu häufig am eigenen Leib und der Seele erfahren müssen. Liebe WuI, ich hab grundsätzlich nichts gegen den Einsatz von Hilfskräften. Ich erlebe sie als gewissenhaft, empathisch, motiviert und tadellos. Sie werden gebraucht, wie es der Name schon sagt, weil sie eine große Hilfe sind. Man darf mal nicht vergessen, dass diese mitunter die selbe Arbeit machen, aber leider für noch weniger Geld. Das ist doch traurig. Und ganz oft wird das gleiche Pensum von ihnen verlangt. Wenn dann jemand sagt, dafür bin ich doch nicht eingesetzt, heißt es: Stell dich nicht an, gehört alles dazu. Aus Angst um die Arbeitsstelle lassen viele Hilfskräfte sich auf Dinge ein, die oft nicht verantwortbar sind. Sorry Gylon, sollten wir abgetrieben sein, aber das Thema regt eben zum Austausch an. Gruß an alle. Eure Unar |
19.02.2019, 23:53 | #16 |
Hallo Ulnar,
so sollte das nicht klingen. Das Problem sind nicht die "Hilfskräfte," (die definitiv auch gute, oft schwerere, Arbeit leisten) nur das sie von den Unternehmen geschröpft werden. Wenn sie ihnen wenigstens Fortbildungen bezahlen/berufliche Aufstiegschancen bieten o.ä. ist das in Ordnung. Aber wenn dadurch Sicherheitsprobleme auftreten, zum Beispiel: Nachtschicht im Pflegeheim. Auf der Station eingeteilt ist eine Fachkraft und eine Pflegehilfskraft. Fachkraft fällt durch Krankheit aus. Es ist keine Spontanbesetzung möglich... Ich spreche von wahren Begebenheiten. Irregute Abendgrüße WuI |
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20.02.2019, 00:00 | #17 |
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liebe Menschen -
das was Heinz hier erzählte hat mich sehr betroffen. aber dass alte menschen ab und zu den bezug zur wirklichkeit verlieren wissen wir. und damit wende ich mich zuerst an dich lieber freund: dass was deiner tochter hier widerfahren ist kann sie nur über diese einstellung verarbeitenb, dass Oma einfach die übersicht verloren hatte. wenn ich solche dinge lese, dann bin ich mir immer wieder sicher, dass mein entschluß des suizids - wenn die zeit für den plan abläuft richtig ist. was du hier berichtest WuI ist ein schock für mich. es sind dinge die für mich einfach nicht vorstellbar sind. Omi wurde mit 94 nach einem sturz in ein pflegespital eingeliefert, dass sie nicht wollte., Lucy und ich waren auf Jamaica. Mutti tat alles was nur möglich war. nur: die kontrolle kannst du nicht behalten. das funktionierte mit Opa, da die ärzte der Polyklinik wien meine freunde waren. Omi hatte mit dem sterben 4 tage gewartet bis wir zurück gekommen waren. sie hatte mich mit ihren hellen augen voller liebe angesehen als ich ihr die hand auf die kühle stirne legte. in der gleichen nacht verstarb sie. ich werde nicht zulassen dass man mir mutti in eine solches system schleppt, wenn es dem ende zugeht. das habe ich ihr ebenso versprochen wie ich es Lucy versprach. das thema schafft mich leider - gerade jetzt wo ich die karten für Muttis 98er fertig machte und versandte. es gibt nichts dass ich mehr geniesse als die Sonntag abendessen mit Ihr und Putzi... liebe grüße an euch alle.. ralfchen EIN MÄDCHEN WIRD 98 titel und Rückseite der Einladung Rückseite Mutti an der Ostsee in Holstein... https://up.picr.de/35112819sw.jpg |
20.02.2019, 00:05 | #18 | |
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Zitat:
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20.02.2019, 01:45 | #19 |
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Liebes Ralfchen,
was Du zu der Verarbeitung solcher Vorfälle sagst, ist völlig richtig - ABER: Meine erste Schwiegermutter ist und war (und wird es wohl auch bleiben) ein besonderes Kapitel. Meine Tochter hat alle Vorurteile beiseite geschoben und hat sich ihrer Oma gewidmet. Alle, auch ihr letzter Ehemann, haben sich von ihr abgewendet oder sind inzwischen gestorben. Sie selbst wird im Juni 100 Jahre alt und müsste täglich vor ihrem Gott (sie ist gläubiges Mitglied der Ukrainischen Kirche) niederknien und ihm für ihre Enkelin danken. Macht sie aber nicht, sondern zeigt das bereits geschilderte Verhalten. Mich juckt es nicht, weil ich sie eh nie leiden konnte, aber meiner Tochter hat sie sehr weh getan. Das trifft mitten ins Herz und da helfen die Erkenntnisse (die ich ihr mit fast denselben Worten zu erklären versuchte) über altersbedingte Realitätsverluste nichts (vor allen dann nicht, wenn sie sich Fremden gegenüber als verständig und klug verkauft. Das alles ist natürlich in dem Alter eine Frage der Zeit - und diese Zeit macht sie sich selbst schwer. Liebe Unar, ich weiß nach jedem Beitrag von Dir, weshalb ich Dich in mein Herz geschlossen habe. Liebe Grüße Euch beiden! Heinz |
20.02.2019, 15:49 | #20 |
Lieber Gylon,
auch mich treibt dieses Thema um, wie du weißt. Die Realität, die Du in Deinen Versen beschreibst, gibt es wirklich. Vor allem, wenn persönliche Betreuung durch Besucher - warum auch immer - nicht möglich ist. Einzig ein Aspekt scheint mir hier etwas eindimensional geschildert. Die Pflegekräfte sind, so wie ich sie in vielen Einrichtungen kennengelernt habe, durchaus engagiert, aber durch personale Unterbesetzung hoffnungslos überfordert. Irgendwann frisst das wohl dann auch die Fähigkeit zu Empathie und Sensibilität auf. Das Thema muss solange in der Öffentlichkeit wach gehalten werden bis ernsthaft an Lösungen gearbeitet wird. Viele private Pflegeheime machen ja Gewinn, sonst würden sie nicht betrieben werden. Als ein reiches Land, das sich leisten konnte, mal soeben die Banken zu retten und eine milliardenschwere Subventionspolitik betreibt, deren Wirksamkeit für das Gemeinwohl zumindest bezweifelt werden kann, sollten wir auch in der Lage sein eine Infrastruktur zu finanzieren, die den alten Menschen einen würdigen Lebensabend ermöglicht. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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20.02.2019, 21:07 | #21 | |||
Liebe WeiblichUndIrre,
kann gesellschaftskritische Lyrik schön sein? Ich vergaß, du bist ja Irre, dann passt’s schon Dankeschön! @Unar die Weise Zitat:
Liebe AlteLyrikerin, Zitat:
Zitat:
Ich danke euch allen ganz herzlich für eure zahlreichen und wertvollen Beiträge und wünsche euch noch einen schönen Abend. Liebe Grüße Gylon |
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20.02.2019, 21:54 | #22 | |
Zitat:
Irregute Abendgrüße WuI |
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20.02.2019, 21:59 | #23 |
Hier drinnen auch
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20.02.2019, 23:11 | #24 |
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20.02.2019, 23:31 | #25 |
Jippiiie
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