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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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03.11.2018, 16:08 | #1 |
Verlass mich nicht
Wie kostbar war doch all die Zeit,
in der wir schätzten, was wir hatten. Nun wirft sie ihren dunklen Schatten auf jeden Tag, der uns entzweit. Die Zeit ist unser beider Feind; mit jeder Stunde, Stück für Stück, stielt sie ein Teil von unsrem Glück und nagt am Band, das uns vereint. Ich nehme dich auf eine Reise, zum Zeitpunkt, als wir uns begegnet: „Und weißt du noch, es hat geregnet...“ Dein Blick wird klar, und du fragst leise: „Ja geht es denn den Kindern gut?“ Und unsre Tränen sprechen Bände. Doch dann schaust du auf deine Hände, in denen eine dritte ruht, und ich kann sehen, wie das Licht in deinen Augen erlischt; erneut hat Zeit die Spur verwischt. „Ich fleh dich an. Verlass mich nicht!“ |
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03.11.2018, 17:03 | #2 |
Hallo, Muse,
die ersten zwei Strophen sind mir klar: Die Beziehung löst sich auf. Ab der dritten Strophe habe ich Schwierigkeiten. Vers 3/1 scheint ein "mit" zu fehlen, Vers 3/2 ein "zurück". In Strophe 4 ist die Trennung offenbar vollzogen, da der Mann nicht weiß, wie es den Kindern geht. (Am Ende des Gedichts -verlass mich nicht- ist die Trennung aber wiederum erst in Sicht.) Unklar ist mir auch, warum eine dritte (Frau oder Tochter) sich beim Gespräch in den Händen befindet. Vers 5/2 ist eine Silbe zu kurz. Dennoch gern gelesen. LG gummibaum |
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04.11.2018, 13:19 | #3 |
Hallo muse,
ich glaube eher, hier handelt es sich um eine Krankheit, die das Glück zerstört. Der Partner liegt im Krankenhaus, dem Tode nahe, das könnte die dritte Hand sein, die ihn abholen will. Auch das Erlöschen des Lichtes in den Augen deutet für mich auf das Ende hin. Sehr traurige Zeilen, die ich gern gelesen habe. LG Schnulle |
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04.11.2018, 14:24 | #4 |
Ah, das macht mir den Text jetzt klar, Schnulle. Sorry, Muse. Das Gedicht ist gut.
LG g Geändert von gummibaum (04.11.2018 um 20:25 Uhr) |
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04.11.2018, 19:07 | #5 |
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Beiträge: 5.271
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Liebe Muse,
dein Gedicht bewegt. Ich vermute die dritte Hand auch als die eines Engels, der die Seele heim holt (oder ähnlich).
Der Dialog legt mir die Beziehung sehr nah, in der sich die beiden Protagonisten befinden. Sehr traurig, aber fantastisch geschrieben. Gruß Unar |
04.11.2018, 21:16 | #6 |
Hallo meine Lieben!
War wohl zu kryptisch. Ich habs ein wenig verändert: Wie kostbar war doch all die Zeit, in der wir schätzten, was wir hatten. Nun wirft sie ihren dunklen Schatten auf jeden Tag, der uns entzweit. Die Zeit ist unser beider Feind; mit jeder Stunde, Stück für Stück, stielt sie ein Teil von unsrem Glück und nagt am Band, das uns vereint. Ich nehm dich mit auf eine Reise, zum Zeitpunkt, als wir uns begegnet: „Und weißt du noch, es hat geregnet...“ Dein Blick wird klar, und du fragst leise: „Ja geht es denn den Kindern gut?“ Und unsre Tränen sprechen Bände. Doch dann schaust du auf deine Hände, in denen eine dritte ruht. "Wer sind Sie?" fragst du. Und das Licht in deinen Augen erlischt; erneut hat Zeit die Spur verwischt. „Ich fleh dich an. Verlass mich nicht!“ |
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04.11.2018, 21:34 | #7 |
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Geht es um Demenz, liebe Muse? Meinst du mit Verlassen das Abdriften ins Vergessen? Was ist dann die Symbolik der dritten Hand?
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04.11.2018, 22:30 | #8 |
Ja, offensichtlich Demenz, wenn der Mann seine Frau fragt: "Wer sind Sie?", nachdem er ihre Hand in seinen Händen findet.
Ich verstehe das nun besser: dieses noch gelegentliche Aufklaren und immer weiterschreitende Verdunkeln des Bewusstseins. Danke, liebe Muse. 5/2 evtl. noch auf die 8 Silben von 5/3 aufstocken (in deinem Augenpaar erlischt). LG g |
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05.11.2018, 17:26 | #9 |
verlass mich nicht
die veränderte Version ist deutlich und die sensible Aussage entfaltet mehr ihre Intensität-gefällt mir sehr- einen Gruß zum Abend, Jo-W.
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05.11.2018, 18:22 | #10 |
Liebe Muse,
das ist ein starkes, ein bewegendes Gedicht. Mir gefällt die erste Version besser. Die neue Frage "Wer sind sie?" deutet zwar stärker auf Demenz hin, aber zu kryptisch war es auch vorher nicht. Letztlich darf es doch dahingestellt bleiben, ob der Leser einen aktuellen Tod oder einen Tod auf Raten herausliest. Ich muss gestehen, den ersten Fall angenommen zu haben, weil das Licht im Auge (v)erlischt. Das Gedicht regt zum mehrmaligen Lesen an. Einem Kritikpunkt von Gummibaum möchte ich mich anschließen: Der drittletzte Vers bewirkt einen sehr starken Bruch. Durch die Verkürzung erfolgt zwar eine dort gut zu vertretene Bremse, aber auch ein Rhythmuswechsel, obwohl der Satz ansonsten weiterläuft. Als Leser fühle ich mich nicht so richtig "mitgenommen". Aber vielleicht ist das beabsichtigt. Der Effekt macht ein Stück weit erlebbar, dass sich auch das LyrIch nicht mitgenommen fühlt. Wenn das so beabsichtigt war, finde ich es besser, je länger ich darüber nachdenke. In S3/V2 fehlt mir ein "sind". Das muss da im Rahmen der lyrischen Freiheit nicht zwingend hin, denn der Sinn ist klar. Ich bleibe nur immer dort hängen. Eine Frage noch: Ist es Absicht, dass du "erlischt" statt "verlischt" nutzt? Kommt es dir z.B. auf eine positivere Stimmung an? Freundliche Grüße von Stachel |
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05.11.2018, 19:14 | #11 |
Nun ist es eindeutig - Demenz. Ein Drama, auch eine Art von Sterben.
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