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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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07.06.2016, 19:22 | #1 |
R.I.P.
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Scylla und Charydbis
Mag der Fluß die Felsen umrauschen,
bündelnd sich und flutend gischten, als gäb es Fraß für Beide, Scylla und Charybdis - nur Einer wußte Euch zu zähmen nicht, dennoch zu durchkreuzen. Vor diesen Strudeln schauderts mich. Mein Vater war kein Sisyphos, die Mutter nicht Ankleia - erdgeboren werde, muß ich beide Felsen dulden. 07. Juno 2016 |
09.07.2016, 11:23 | #2 |
Sehr tiefsinnig.
Du bist einer der wenigen, der hin und wieder die grichische Mythologie bemüht. Und das gefällt. Lieben Gruß wolfmozart |
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09.07.2016, 11:49 | #3 |
Forumsleitung
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Lieber Wolfmozart,
ich antworte Dir mal anstelle von Thing, denn eine Reaktion wirst Du so bald nicht erhalten. Thing ist aus gesundheitlichen Gründen seit Wochen und auf unabsehbare Zeit verhindert. LG Ilka |
09.07.2016, 12:52 | #4 | |
Zitat:
ich bin sehr froh, dass du durch dieses Gedicht durchsteigen kannst. Thing scheint ja dauerhaft verhindert und kann daher nicht zu meiner Erleuchtung beitragen. Mir gibt der Text viele Rätsel auf, er wirkt sehr kryptisch. Wie du schon richtig schreibst, finden sich Anklänge an die griechische Mythologie. In Strophe 1 sind Skylla und Charybdis erwähnt. Sie stehen sinnbildlich für zwei Übel, zwischen denen gewählt werden muss. Man könnte auch von "Pest und Cholera" sprechen. Allerdings ist der Bezug fehlerhaft (im mythologischen Sinn), denn die beiden Seeungeheuer bewachen eine Meeresenge und sitzen jeweils zu deren beiden Seiten auf einer kleinen Felseninsel. Im Text tritt an die Stelle ein Fluss. Ist es der Fluss des Lebens? Strophe 2: Wer ist der eine, dem es einzig gelang die (Meerenge mit den) Ungeheuer(n) zu durchqueren? Odysseus gelang es zweimal, aber er war nicht der einzige. Auf der ersten Querung waren auch mehrere von Odysseus Männern dabei. Diese könnte man noch, quasi als Pars-pro-toto, unter ihrem Führer subsumieren, aber die Argonauten unter Iason waren ebenfalls erfolgreich. Strophe 3: Die Strudel müssen im Bezug auf einen Fluss verstanden werden, denn Charybdis hat zwar regelmäßig Strudel ausgelöst (nicht dauerhaft, sondern alternierend), Skylla aber zumindest hatte nichts mit einem Strudel zu tun. Diese beiden können hier also nicht mehr gemeint sein. Wie kommt Sisyphos hier ins Spiel? Was wissen wir über seine Kinder? Das Lyrische Ich ist kein Kind von ihm und auch nicht von Ankleia (klingt zwar griechisch, aber wer ist das?) Soll damit ausgesagt werden, dass es nicht den Listenreichtum von Sisyphos geerbt hat? Aber wäre dafür nicht Odysseus als listiger "Genlieferant" sinnvoller gewesen, zumal er in das Bild der Seeungeheuer gepasst hätte? Sisyphos hatte nämlich mit den beiden nichts zu tun. Das LyrIch ist "erdgeboren" und muss daher beide Felsen (nicht Strudel?) "dulden". Aber das war Sisyphos doch auch, sogar Skylla. Warum also der Bezug auf diesen König. Das Adjektiv lässt einen Gegensatz anklingen, sonst gäbe es keinen Sinn. Aber was ist hier der Gegensatz? "Himmelsgeboren" im Sinne von "göttlich" oder "wassergeboren" im Sinne von "fähig, den Strudeln zu entschwimmen"? Was bleibt für mich aus all den rätselhaften Bezügen übrig? Das LyrIch wird vom Fluss des Lebens vor die Wahl zwischen zwei Toden gestellt. Warum Tode? Das besondere an Sisyphos ist die mehrfache Überwindung/Überlistung des Todes. Der Dichter hat einen fast durchgehenden 2er-Rhythmus gewählt und dafür Inversionen in Kauf genommen. Gelegentliche Hebungspralle verhindern Leiern und unterstützen das Bild des reißenden, strudelnden Flusses. Als überaus starke Bremse wirkt das "nicht" am Anfang von Vers 6. Hier treffen der Hebungsprall mit einem Verssprung (in bin an dieser Stelle entgegen sonstiger Argumentation tatsächlich geneigt, von einen "Sprung" zu sprechen) bei gleichzeitiger (plötzlicher und unerwarteter, aber sinnhafter!) Negierung des Vorverses mit alliterativem Rückbezug zu dessen Beginn zusammen. Diese technisch sehr interessante, starke Zäsur hat, das sei dem Dichter unterstellt, einen tieferen Sinn. Damit sind wir also wieder bei deinem "tiefsinnig" angekommen. Du hast das erkannt und bestimmt auch verstanden. Ich würde mich über eine Erklärung dieser und der anderen offenen Fragen sehr freuen. Stimmt ansonsten meine Einschätzung mit deiner Interpretation überein? Freundliche Grüße von Stachel |
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09.07.2016, 13:22 | #5 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
ich bin nicht sicher, ob bei dieser Strophe das Komma richtig sitzt und deshalb ein Mißverständnis hervorruft. Erstens arbeitet Thing höchst ungern mit Inversionen, deshalb ist die Position des Wortes "nicht" seltsam. Zweitens erscheint es merkwürdig, dass die Ungeheuer von allen Personen gezähmt werden konnten, nur von einer nicht. Wenn das Komma hinter "zähmen" stünde, ergäbe sich ein anderer Sinn: Zitat:
Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass Thing ein derartiger Fehler unterlaufen ist. Ratlos, Ilka |
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09.07.2016, 21:58 | #6 |
R.I.P.
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alle scheitern am zähmen, einer aber schafft das durchkreuzen.
einfache deutsche syntax, komma an der richtigen stelle. halt etwas altertümlich wie der autor. lg url Nur einer wusste Siegfried zu besiegen nicht, doch mit List zu meucheln. Verschwurbelt, aber verständlich und grammatikalisch korrekt. Also es geht um Stilfragen. |