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Literatur und Autoren Literatur allgemein sowie Rezensionen von Büchern, Stücken und Autoren. |
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12.01.2015, 13:17 | #1 |
Lyrikbände: Tipps & Lieblinge
2003, im Rahmen eines privaten Autorentreffen in Darmstadt, lernte ich Wilhelm Riedel kennen. Ich war seinerzeit unheimlich beeindruckt ob der sprachlichen Abgeklärtheit dieses sehr interessanten Lyrikers. Diese Erinnerung hallt bis in heutige Tage, daher würde ich hier gerne einen seiner Bände vorstellen. Ich finde, seine Gedichte haben einen seltenen Tiefgang.
Wilhelm Riedel „Mein Eigen“ Gedichte Poesie 21 Herausgegeben von Anton G. Leitner ISBN: 978-3-943599-31-2 _________________________________ Bitte nur Empfehlungen etc., kein Chat. |
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14.01.2015, 16:37 | #2 |
Ulf Stolterfoht
"holzrauch über heslach" Urs Engeler Editor, Basel 2007 ISBN 978-3938767-27-6 Gebunden, 122 Seiten, 19,00 EUR Klappentext holzrauch über heslach ist ein langes, ethnologisches Gedicht. In neun Teilen berichtet es von einem Bezirk im Süden Stuttgarts, wesentlich sprachlich errichtet, seiner Gründung und Besiedlung durch einen Stamm von Katzenartigen, ihren Kämpfen und Ritualen, ihrer Sprache, ihren Drogen und ihrer Musik, bis hin zum Untergang dieser autochthonen Population im Jahre 1979. Es ist daneben, ganz im Sinne Helmut Heißenbüttels, dessen Gedicht über die Übung zu sterben es nicht nur seinen Titel verdankt, ein "quasi-autobiographisches" Gedicht über die gesellschaftlichen und politischen Träume, die fast zur gleichen Zeit in einem anderen Stadtteil Stuttgarts zerplatzten. Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2008 "Beeindruckt zeigt sich Rezensent Michael Braun von Ulf Stolterfohts Gedichtband "holzrauch über heslach". Das in neun Kapitel gegliederte "ethnographische Gedicht" über den nonkonformistischen schwäbischen Underground im Stuttgarter Stadtteil Heslach in den 1970er Jahren ist für ihn nicht nur eine "poetische Liebeserklärung" an eine subkulturelle Enklave in der Kindheit des Dichters, sondern auch eine "fantastische Geschichte der Subversion". Braun sieht in dem halb-biografischen Werk auch einen literarischen Neubeginn Stolterfohts, der ihn seines Erachtens weit über die "fachsprachen"-Gedichte hinaus trägt. Angesichts des Reichtums an intertextuellen Sprachspielen, Binnenreimen und Kalauern brauche man allerdings einen Kryptologen, um die Vielzahl an biografischen Hinweisen zu entschlüsseln. "Wer experimentelle Lyrik bisher nur als Vorstufe zur literarischen Verkrampfung kannte", resümiert Braun, "wird von der 'elaborierten Anarchie' dieses Gedichtbuchs eines Besseren belehrt". |
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21.03.2015, 11:29 | #3 |
Forumsleitung
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Jan Wagner, Preisträger der diesjährigen Leipziger Buchmesse (über ihn hatte ich schon in einem anderen Faden berichtet).
In seinem neuen Band "Regentonnenvariationen" habe ich ein bezauberndes Gedicht über Koalas gefunden: koalas so viel schlaf in nur einem baum so viele kugeln aus fell in all den astgabeln, eine boheme der trägheit, die sich in den wipfeln hält und hält und hält mit ein paar klettereisen als krallen, nie gerühmte erstbesteiger über den flötenden terrassen von regenwald, zerzauste stoiker, verlauste buddhas, zäher als das gift, das in den blättern wächst, mit ihren watte- ohren gegen lockungen gefeit in einem winkelchen von welt: kein water- loo für sie, kein gang nach canossa. betrachte, präge sie dir ein, bevor es zu spät ist - dieses sanfte knauser- gesicht, die miene eines radrennfahrers kurz vorm etappensieg, dem grund entrückt, und doch zum greifen nah ihr abgelebtes grau - bevor ein jeder wieder gähnt, sich streckt, versinkt in einem traum aus eukalyptus. |
21.03.2015, 11:39 | #4 |
R.I.P.
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Das ist wirklich bezaubernd, liebe Ilka-Maria!
Ich bin entzückt. |
21.03.2015, 11:42 | #5 |
Forumsleitung
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Ja, Koala müsste man sein: ein Junkie, fern jeglicher Strafverfolgung. Leider macht sie die Dauerbetäubung massenweise zu Opfern, unglaublich viele werden von Autos überfahren.
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06.04.2015, 19:49 | #6 |
Dabei seit: 08/2014
Ort: Z' Minga (Zu München, Oberbayern)
Alter: 61
Beiträge: 27
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Koala
Hallo, Ilka!
Diese wuchtigen Farben und bizarren Kontraste, derb verflochten zu einer kraftvollen griffigen Liane, die zum Sich-Hinaufschwingen und -Hineinträumen in die urige würzig-frische Eukalyptussphäre der knorrig-knuddeligen Baum-Bärchen nötigt... Einfach köstlich! Danke für dieses Gedicht und die reizvolle Anregung! Herzliche Grüße! Hermes |
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