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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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16.06.2012, 09:57 | #1 |
Gast
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Die Professorenmutter
Die Professorenmutter
©Hans Hartmut Karg 2012 Immer war sie sehr groß, sehr schlank und sehr gepflegt, Ein Leben lang hat sie ein kleiner Mann geliebt, gehegt. Und sie war wirklich so auch exponiert und auserkoren, Denn sie hat einen Professorensohn geboren. Alles in ihrem ganz und gar bescheidenen Leben, Das drehte sich nur um den Sohn und sein Erleben. Er war ihr Stern, ihr Tagesschein und ihre Wonne, Ihr Fixpunkt und des Lebens ganze Sonne. Der eigene Mann war ihr am Ende nicht mehr wichtig, Der wehrte sich, doch seine Chance, die war nichtig. Selbst die Geschwister sahen in dem großen Sohn Des Lebens einzigen und für die Mutter rechten Lohn. Je älter sie dann wurde, desto fixierter wurde dieser Stern, Denn sie, sie hatte ihn als Auserkorenen gern. Die Augen leuchteten, wenn sie von ihm erzählte Und ausführte, welch´ Flugreisen er jetzt erwählte. Sie konnte stundenlang von ihrem großen Sohne reden, Ging nicht mehr aus, besuchte keine Läden. Wenn er in China wieder einmal ein Projekt erfüllte War es für sie, als ob ein Engel sie umhüllte. Schlimm wurde es im Alter, als sie Fünfundachtzig, Doch das begann schon lange vor den Achtzig: Wenn niemand ihr die Frage nach dem Sohnemann bescherte, Dann blieb sie stumm und sagte, dass sie nicht mehr hörte. Sie trat mit dieser Welt nur noch in Dialog, Wenn andere nicht schon den eigenen Prolog Auf ihre eigenen Kinder abgelassen – Auf ihrer Mutterseite noch die ganzen Waffen. So wurde es für alle Welt nur schwieriger mit ihr, Denn rasch schloss sich bei ihr das Sinnpanier, Weil sie die Wahrnehmung nur fokussieren wollte Auf jenen tollen Sohn, der alles bei ihr sollte. Sie starb verbittert, als er Emeritus wurde, Nicht mehr im Flugzeug, niemals mehr bei einer Jurte. Und auf den Grabstein ließ sie dann für alle schweißen: „Die Professorenmutter – mit dem Sohn auf Reisen.“ * |
16.06.2012, 10:10 | #2 |
R.I.P.
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Das, lieber Dr. Karg,
ist ja ulkig! Denn sie hat einen Professorensohn geboren. Also war der Vater auch Professor? Falls nicht, hast Du nicht glücklich formuliert. Der Reim "fünfundachtzig/achtzig" ist entschuldbar, woher sonst nehmen?... "Sinnpanier" erschließt sich mir nicht. Ich erkenne sehr an, daß Du Dir viel Mühe mit diesem Text gegeben hast, aber ich sehe ihn unwillkürlich als theatralische Farce. Dennoch: ein Loblied auf die obsessiven Mütter kommender Genies! LG Thing |
17.06.2012, 06:55 | #3 |
Gast
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Re: Die Professorenmutter
Lieber Thing,
danke für Dein geteiltes Lob! Was das oder den "SINNPANIER" anbelangt: In der Ritterzeit des Mittelalters hatten viele Rüstungen ein Panier (Gesichtsschutz), das zum Teil sehr aufwändig gearbeitet war und mit dem die Träger auch angegeben haben. Trägt man seinen Sinn und seine Lebensphilosophie wie ein Panier zur Schau, kann das auch viel mit Arroganz zu tun haben..... Der Text ist aus den Erfahrungen meines Lebens entstanden - keine Farce, aber ironisch formuliert und als Teil meiner IRONISCHEN DICHTKUNST zu verstehen. Herzliche Grüße R. R. Karg |
17.06.2012, 21:25 | #4 |
R.I.P.
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Ich will ja nicht mäkeln, aber was Du meinst, ist das Visier.
Das Panier war in erster Linie das Banner, die Fahne. Manchesmal wurde das Emblem der Fahne auch in den Brustschild gehämmert. (Sonst hätte ich nicht so ratlos gefragt). Aber ich lasse mich gerne belehren. LG Thing |
18.06.2012, 07:51 | #5 |
Gast
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Re: Die Professorenmutter
Lieber Thing,
Du hast mit Deinem Einwand tatsächlich RECHT. Ich meinte es auch auf das Banner bezogen und habe offenbar die Vorstellungen verwechselt. Sorry! Herzliche Grüße und vielen Dank für den Hinweis! R. R. Karg |