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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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23.04.2006, 09:47 | #1 |
Regenatmig
Durch mein offenes Fenster schwirren
nachtumschlungene Vogelzwitscher teppichverschlungen umwolken sie mich, umstürmen mich windgetragen, betäuben das Regenrauschen des wallenden Blutes in meinen Meeresohren. Meine Dunkelheit erhaschenden Augen, die sich nicht zu schliessen wagen, die nach einem Zwinkern die tropfende Verwaschenheit der Nacht fürchten - hinter dem strömendschüttendfallenden Prasselregen schweben die Häuser wie Kreide - sind von Müdigkeit stumm, puppenäugig starr. Die ruhigen Wassermassen eines stürmenden Meeres schliessen sich schwer über mir, regungslos sehne ich empor zu den tobendtanzenden Wellen. Hinter meinem Fenster erspannt sich die regnende Weite. Erspannt sich der von Blitzen zerissene Himmel über den rauschenden, schwer atmenden Bäumen. Dort erspannt sich zwischen den zergischtenden Tropfen das vollatmige Leben. Die träumenden, schattenfrüchtigen Gezwitscher sind in Sturm erstickt. Ich bin ein fallendes Blatt, das, verwirbelt, am nassspiegelnden Boden zerspringt wie staunendes plattäugiges Glas. |
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23.04.2006, 11:11 | #2 |
Hallo Perle,
Du verwendest wirklich gute, ausdrucksstarke Bilder! Doch immer, wenn mir ein Gedicht mit solch (ewig) langen Zeilen (/Sätzen) begegnet, muss ich mich fast dazu durchringen, es auch zu lesen... Ich gebe zu, in Deinem Fall wurde ich sehr positiv überrascht! Warum setzt Du nicht öfter Zeilenumbrüche? Ich hab als Beispiel einfach mal die erste Strophe genommen: Durch mein offenes Fenster schwirren nachtumschlungene Vogelzwitscher teppichverschlungen umwolken sie mich, umstürmen mich windgetragen, betäuben das Regenrauschen des wallenden Blutes in meinen Meeresohren. das ist jetzt natürlich nur ein Vorschlag - würde aber den Leser nicht gleich so erschlagen... immerhin rechnet er mit einem Gedicht und nicht mit einem Text (und rein vom 1.optischen Eindruck sieht`s nunmal eher nach Text aus...) noch ein kleiner, sprachlicher Verbesserungsvorschlag für die 2.Strophe (unter Beibehaltung Deiner Zeilenumbrüche... ): Meine Dunkelheit erhaschenden Augen wagen sich nicht zu schliessen, fürchten nach einem Zwinkern die tropfende Verwaschenheit der Nacht...oder sogar: "...die tropfende Nachtverwaschenheit" LG! |
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23.04.2006, 11:38 | #3 |
Ich gebe U-Hexe mal wieder Recht Mir gefällt das Gedicht auch gut, aber an der Form sollte man wirklich etwas ändern. Der Vorschlag von U-Hexe gefällt mir um Einiges besser.
Yve |
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23.04.2006, 13:05 | #4 |
Vielen Dank U-hEXe und Yve
Hallo U-hEXe
Vielen Dank für deine Vorschläge. Ich hab mir noch gar keine grossen Gedanken gemacht, was die "Darstellung" des Gedichts betrifft. Du hast recht, es erhält durch mehr Zeilenumbrüche auch einen anderen Lesefluss. Man kann dadurch auch Wörter hervorheben, wie "verwirbelt" (ich hab's einfach mal versucht...). Meine Dunkelheit erhaschenden Augen, die sich nicht zu schliessen wagen, die nach einem Zwinkern die tropfende Verwaschenheit der Nacht fürchten - hinter dem strömendschüttendfallenden Prasselregen schweben die Häuser wie Kreide - sind von Müdigkeit stumm, puppenäugig starr. Diese Strophe habe ich sprachlich trotzdem so belassen, da dann irgendwie der Zustand "vor Müdigkeit stumm, puppenäugig starr sein" getrennt von dem "wagen und fürchten" bleibt. (Hab ich mir eigentlich beim Schreiben nicht so überlegt, ist nur so ein (vielleicht trügerisches) Gefühl...) Also auf jeden Fall vielen Dank (auch an Yve) Perle |
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23.04.2006, 15:59 | #5 |
gesperrt
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tüftelt doch bitte nicht ständig an kunst rum. ist ein werk fertig ist es fertig und dran herumzuschrauben macht ein anderes daraus. grässlich. mir gefällt das gedicht so wie es ist wirklich gut.
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24.04.2006, 10:28 | #6 |
Hi perle,
ich auch sehr angetan, da Du viele sehr ausdrucksstarke Worte und Bilder verwendest. Insgesamt vielleicht fast ein wenig zuviel, man wird ja geradezu von den Eindrücken erschlagen. Womöglich ist da etwas weniger manchmal mehr, dennoch finden sich wirlklich viele beindruckende Passagen in diesem Text. Im 3. Abschnitt stört mich die Wiederholung des "entspannt", angesichts der ansonsten vorhandenen Vielfalt dürfte Dir eine Alternative doch nicht schwer fallen. Und "schließen" bitte mit "ß" - außer Du bist aus der Schweiz . Falls Du vorher einen Blocktext hattest (hört sich ja so an), ist diese Auflockerung in verschiedene Abschnitte eine gute Idee gewesen. Man sollte die optische Präsentation nicht unterschätzen, nicht selten entscheidet schon der erste Eindruck, ob ein Gedicht gelesen oder gleich wieder weggeklickt wird. Und gelesen zu werden ist ja nun das Mindestziel... Ich habe es (jetzt) auf jeden Fall gelesen und das gerne. @Rattentod: Deine Meinung zu Kritik hast Du schon einmal kundgetan, diese Auffassung entspricht aber nicht dem Grundgedanken dieses Forums. Das ist hier ein Lyrikforum, in dem es darum geht, nicht nur seine Texte vorzustellen, sondern auch ein Feedback zu erhalten - auch um seine Schreibe weiterzuentwickeln. Du musst Dich natürlich nicht mit den Texten auseinandersetzen, Dich zu beschweren, wenn das andere tun, ist aber nicht angebracht. Ansonsten könnten wir uns hier die Kommentarfunktion sparen... Don |
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24.04.2006, 12:05 | #7 |
Danke Don!
Klar, mit der Gliederung des Gedichts ist es jetzt sicher viel besser. Das "erspannt" in der 3. Strophe habe ich dreimal gewählt, um klar zu machen, dass die drei verwendeten Bilder eigentlich "Synonyme" sind. Es soll eine Art "Vorspiel" auf das "vollatmige Leben" darstellen. Ja, aus der Schweiz bin ich tatsächlich, und damit habe ich leider keine Ahnung wann ein doppeltes "ss" durch ein solches "ß" ersetzt werden muss... @rattentod: Das hat wohl auch etwas mit der (nicht ganz geklärten) Definition von "Kunst" zu tun... Perle |
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