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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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27.11.2011, 00:28 | #1 |
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Röslein rot und blau
Ein wilder Knab die Rosi traf,
riss sie aus dem Dornröschenschlaf, brach sie und warf sie weg danach. Der Traum ist aus. Sie ist hellwach. Nachdem das Unheil ihr geschah, liegt sie noch lange reglos da. Still weint sie alle Kissen nass, empfindet Schmerz im Übermaß. Steht schließlich auf aus ihrem Bett, spuckt Gift und Galle ins Klosett, wischt sich das Sperma von der Brust, die blau ist von des Knaben Lust. Mit einem ehernen Gesicht tritt sie hinaus ins Sonnenlicht und eine Rose schmückt ihr Haar vom Strauß, der einst ihr Brautstrauß war. |
27.11.2011, 01:18 | #2 |
regt zum nachdenken an und öffnet auch die freiräume dazu. in dem maße, wie es stilistisch anspricht, stößt einem auch das ganze leiden auf! wirklich sehr gelungen. glückwunsch!!
lg zwieleuchter |
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27.11.2011, 01:37 | #3 |
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Danke, lieber Zwieleuchter.
Ja, die Freiräume geben viel zu denken. Lieben Gruß Rosenblüte |
27.11.2011, 03:48 | #4 |
Tja, so manchen Menschen trifft es hart und aus ist der Traum. Ich finde die Art und Gestaltung Deiner Zeilen sehr gelungen. Die Kluft zwischen Wunsch/Traum und Realität ist meiner Ansicht nach gut dargestellt. Auch finde ich gut, dass Du keinerlei Bewertung in Deinen Zeilen eingebracht hast.
Liebe Grüße Mümmel |
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27.11.2011, 11:22 | #5 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Rosenblüte -
das geht unter die Haut! Für mich ist es großartig. Thing |
27.11.2011, 13:05 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Rosenblüte,
ich hätte einige Änderungsvorschläge anzubieten: Ein wilder Knab die Rosi traf, entriss sie dem Dornröschenschlaf, brach und warf sie weg danach. Der Traum ist aus - sie ist hellwach. xXxXxXxX xXxXxXxX XxXxXxX xXxXxXxX So in etwa könntest Du das Gedicht ein wenig überarbeiten. Der Reimzwang verursacht (wie in der ersten Strophe mit der seltsamen Betonung hellwach) manche merkwürdige Satzkostruktionen. Z.B.: "Nachdem das Unheil ihr geschah" statt "Nachdem ihr das Unheil geschah" - was dann aber nicht in den Versfuß passt. Der Reim "nass/Übermaß" und die blaue Brust der Rosi - na, gut, Schwamm drüber (ich kannte bisher nur den blauen Klaus), aber das gibt eher Grund zum Grinsen als dass es erschüttert. Nachdem das Unheil ihr geschah, liegt sie noch lange reglos da. Still weint sie alle Kissen nass, empfindet Schmerz im Übermaß. Steht schließlich auf aus ihrem Bett, spuckt Gift und Galle ins Klosett, wischt sich das Sperma von der Brust, die blau ist von des Knaben Lust. Mit einem ehernen Gesicht tritt sie hinaus ins Sonnenlicht und eine Rose schmückt ihr Haar vom Strauß, der einst ihr Brautstrauß war. Insgesamt: Gute Idee, aber meiner Meinung nach hapert es an der Ausführung. Liebe Grüße, Heinz |
27.11.2011, 13:08 | #7 |
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Hallo Mümmel,
wie ich schon Zwieleuchter schrieb, bewerten wollte ich nicht. Soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Du hast recht, das Leben ist eine harte Schule, die manch bittere Lehre für uns bereit hält. Wer es schafft, nicht zu verzweifeln, sondern die Welt mit wachsamen Augen zu sehen, hat das Klassenziel erreicht. Lieben Gruß Rosenblüte *** Danke, Thing. Mir selbst geht es auch unter die Haut. Lieben Gruß Rosenblüte *** Lieber Heinz, unsere Posts haben sich überschnitten. Recht hast du und ich danke dir sehr für das "entriss", denn mit dieser Stelle war ich selbst unzufrieden. Leider kann ich es hier nicht mehr ändern, dafür in meinem Manuskript. Die anderen Passagen sind für mich OK. Auf "hellwach" möchte ich nicht verzichten, weil dieser Begriff genau auf die Situation zutrifft. "Unheil" habe ich inzwischen in "Unglück" geändert. Da sich das Gedicht an die Moritaten, an die Volkssprache, anlehnt, finde ich Satzkonstruktionen wie "nachdem das Unglück ihr geschah" durchaus in Ordnung. Ebenso verhält es sich mit dem unreinen Reim "nass" – "Übermaß". Die blaue Brust der Rosi zeugt von der Gewalt, die ihr von ihrem vermeintlichen Rosenkavalier angetan wurde. Die Ironie ist beabsichtigt, denn diese Haltung hilft Rosi über ihren Schmerz hinweg. Lieben Gruß Rosenblüte |
27.11.2011, 20:01 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Rosenblüte,
Du schreibst, die anderen Passagen seien für Dich in Ordnung. Ich habe ja, zartfühlend wie ich bin, nur die erste Strophe beackert. Schauen wir uns die zweite mal an: Nachdem das Unheil ihr geschah,- hier bist Du in der Vergangenheit lag sie noch lange reglos da. Still weint sie alle Kissen nass, empfand den Schmerz im Übermaß. - und jetzt in den anderen Versen auch. Hoffentlich kommt Dir das nicht zu korinthenkackerisch vor. Liebe Grüße, Heinz |
27.11.2011, 20:21 | #9 |
R.I.P.
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Aber Heinz,
das ist doch nicht nur seit gestern gang und gäbe! :Adenauer kam als Bürgermeister ans Licht der Öffentlichkeit. Dann geht er intensiv in die Politik, wird Bundeskanzler. Ließ seine Erfinderlaufbahn hinter sich. Läßt Bonn zum Mittelpunkt der Regierung werden. Das ist alles nicht schön, aber erlaubt. Gerade dann, wenn ein Herz erst gestern gebrochen wurde, darf man durcheinandermengen! LG Thing |
27.11.2011, 22:07 | #10 | ||
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Zitat:
Zitat:
Ich schrieb auch nicht "empfand", sondern "empfindet". Was Rosi mit dem Knaben erlebt hat, was ja der alten Geschichte entspricht, die uns das Gedicht vom "Heideröslein" erzählt, ist als Rückblende in der Vergangenheit beschrieben. In der Gegenwart geht es nun für die Protagonistin darum, wie sie das Geschehen verarbeitet. Um einer eventuellen Kritik vorzugreifen: Die metrische Betonung wurde in den Auftakten absichtlich durchbrochen, um zu erreichen, dass das Gedicht lebhafter wirkt. Aber ihr könnt mich ruhig kritisieren. Ich freue mich sogar darüber und lerne immer was dazu. Liebe Grüße Rosenblüte |
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27.11.2011, 22:41 | #11 |
ich finde es nicht ok, wie hier versucht wird, dein wunderbares werk zu demontieren! wenn ich irgendwo ein standbild sehe, komme ich auch nicht mit einem vorschlaghammer vorbei und stutze es zurecht. so, wie du es geschrieben hast, so wirkt es. das ist dein text und nicht der anderer autoren. wir sind nur farrellen!
lg zwieleuchter |
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27.11.2011, 23:33 | #12 |
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Hallo Zwieleuchter,
ich finde, Kritik sollte ruhig geäußert werden. Auf diese Weise konnte ich z. B. erklären, aus welchen Gründen ich den Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart vollzogen habe, was vorher nicht verstanden wurde. Außerdem hat Heinz einen guten Vorschlag gemacht. Statt "riss sie aus dem Dornröschenschlaf" heißt es nun "entriss sie dem Dornröschenschlaf". War nur leider hier nicht mehr zu ändern. Dieser Text ist ein schwerer Brocken. Habe mich bemüht, den richtigen Ton zu finden, damit er leichter verdaulich ist. Und ich selbst finde dieses Werk auch gelungen, genauso wie du. Eure Kritik, aber auch euer Lob haben mir geholfen, mich mit dem Text formal wie inhaltlich gründlich auseinanderzusetzen. Davon habe ich persönlich profitiert. Lieben Gruß Rosenblüte |
27.11.2011, 23:55 | #13 |
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sei getrost liebes wesen: dies ist ein wunderbare lyrik. nicht nur ganz nach meinem geschmack sondern nach meinem seelengeschmack.
da kann der eine oder der andere einen änderungsvorschlag machen, der auch technisch richtig ist; aber: ich würde es so stehen lassen, wie es ist, warum? weil es PASST. und lass dir sagen: einige große poeten hatten probleme mit grammatik und RS (die hast du nicht) oder mit unrunden versen. ich sehe das nur minimal. und glaub mir: es ist der inhalt, die aussage, die idee die eine lyrik/prosa ausmachen. und die/das gelingen dir immer wieder! denk nur mal daran was ich oft an "viel mehr" quargel zusammenschreibe, als du es jemals schaffen wirst. und bei mir stecken nicht mal große aussagen drin. technisch: ein wirkliches problem ist der zeitenwechsel nur, wenn er einen text unzählige male anachronisiert. ja und für den reim muss man der idee wegen manchmal biegungen machen, die anderen wie verbiegungen vorkommen. |
28.11.2011, 00:24 | #14 |
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Liebes Ralfchen,
oh ja, allein auf die Seele kam es mir an. Auf Schuldzuweisungen habe ich bewusst verzichtet, denn mitunter tun sich seelische Abgründe auf und der Mensch verliert den Halt und stürzt hinein. Gut, wenn es ihm glückt, sich aus dieser Gefahr zu retten und gestärkt daraus hervorzugehen wie die Frau in meinem Gedicht. Aber nicht allen Frauen gelingt das und den Männern oft noch viel weniger. Der Knabe wird den spitzen Dorn noch lange in seinem Herzen gespürt haben, vielleicht sogar sein Leben lang, so wie die Frau mit der Rose im Haar. Doch anders als sie ergriff er die Flucht vor sich selbst. Stimmt, sprachliche Unreinheiten findet man in der großen Dichtung häufig. Vielleicht waren sie vom Dichter beabsichtigt, vielleicht kam es ihm darauf gar nicht an. Ein Gedicht ist ja nur ein Gerüst, um den Inhalt zu vermitteln. Ich glaube, dass ein Dichter manchmal eine Eingebung hat und dann sprudelt es einfach aus ihm heraus und fragt nicht groß nach der Form. Dass der Zeitenwechsel volle Absicht war, habe ich ja im letzten Kommentar plausibel gemacht. Lieben Gruß Rosenblüte |
28.11.2011, 03:31 | #15 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Lieber Zwieleuchter,
"ich finde es nicht ok, wie hier versucht wird, dein wunderbares werk zu demontieren!" Es liegt nicht in meiner Absicht, Rosenblütes Gedicht zu demontieren. Ich habe auch nichts gegen Zeitenwechsel, wenn z.B. der Sprung aus der Vergangenheit in die Gegenwart eine Erzählung aktuell und spannend machen soll. Allerdings gestatte ich mir auch bei einem guten Gedicht Bemerkungen zu machen (Kritik und/oder Demontage sieht bei mir ein bisschen anders aus), die vielleicht zur Optimierund des Gedichts beitragen können. Liebe Rosenblüte, ich hoffe, dass Du meine Bemerkungen zu Deinem Gedicht nicht als Demontage empfunden hast. Nichts liegt mir gerade bei diesem Gedicht ferner. Liebe Grüße, Heinz |
28.11.2011, 12:03 | #16 |
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Nein, lieber Heinz, habe ich nicht.
Habe ja in meiner Antwort an Zwieleuchter dargelegt warum. Aber ich finde es auch ehrenwert, verteidigt zu werden. Lieben Gruß Rosenblüte |
28.11.2011, 13:30 | #17 |
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ich finde nicht, dass mein vor-vorredner hier ein demontage versuchte. das ist mit seelensprache ohnehin sehr schwer. da er sich aber an anderer stelle in überbordernder art über die grottenschlechten deutschen dichterinnen und dichter in einer (fast) elegie beschwerte, könnte es manchen so erscheinen. objektiver weise muss ich sagen, dass dies bei deinem text nicht geschah.
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