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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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11.06.2011, 10:53 | #1 |
Farbe
Durch graue Straßen und graue Gassen
strömen, Grau in Grau, die grauen Massen und wo graue Menschen Geschäfte verlassen, da spielt ein Kind. Die Lippen sorglos und noch ohne Bitte und kein Grau drum herum und keine Schritte, als wär es die Welt, und die Welt noch die Mitte, malt es Farben. Und, noch bevor alle Farben verblassen, sich alles verwandelt in graue Massen, mit grauen Schritten, in grauen Gassen, war die Welt bunt. |
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11.06.2011, 11:14 | #2 |
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Hallo Kanone,
Inhaltlich: malerisch- beobachtend und die Form wunderbar angepasst: Das Große drumherum und das kleine, zarte. Du hast wunderbar gedichtet und mich von Anfang an in die Stimmung hineingezogen. Toll! Liebe Grüße Jack |
11.06.2011, 11:16 | #3 |
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Moment! Ich vergaß die Entwicklung:
Du hast in deinem Gedicht auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abgebildet und die Entwicklung des Kindes bis zum grauen Menschen gezeigt. Das ist dir wunderbar gelungen! Jack |
11.06.2011, 12:23 | #4 |
R.I.P.
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Ich kann nur beipflichten und zustimmen.
Die Dreizeiler erinnern mich s e h r an Rilke (vom Duktus her). Kompliment! Thing |
11.06.2011, 13:31 | #5 | |
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Hallo Kanone,
ich kann Jack und Thing nur beipflichten: Ich finde Dein Gedicht den Hammer. Den dreifachen Paarreim am Anfang jeder Strophe mit der jeweils letzten Zeile, die keinen Reim beinhaltet, finde ich super gewählt. Obwohl die Welt grau ist, ist da ein Kind, das sich die Welt - seine Welt bunt macht. Form und Inhalt laufen zusammen. Das Graue (alles reimt sich) "gegen" das Bunte (, das aus dem Reim fällt). Wunderbar! So etwas liebe ich. Wunderbar finde ich auch: Zitat:
Die Erwachsenen sind so fest in ihrer Spur und leben dadurch gar nicht mehr richtig. Und am Ende wird alles wieder grau. Aber die Erinnerung weiß, es war einmal bunt. Die Intention, so wie ich sie verstehe, finde ich toll. Ein jeder, auch bzw. gerade ein Kind, kann die Welt verändern. Und obwohl in unser Gesellschaft von Individualität gesprochen wird, leben es die Wenigsten. Doch wenn man guckt: Ein Kind mal Farben in die Welt. Es geht auch bunt. So kann jeder Erwachsene von diesem Kind lernen und das Grau verlassen. In mir schreit alles: Jaaa! Ich freu mich. Danke! Liebe Grüße Encki |
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11.06.2011, 14:00 | #6 |
1. Strophe:
Es wird immer grauer, da man bei in den ersten drei Versen nicht nur auf Wiederholungen trifft, sondern auch bergauf liest, was das Zunehmen der Hebungsanzahl (4-5-6) bewirkt. Dann der Kurzvers, der mit nur zwei Hebungen erlösend die Farbe bringt. Und gekonnt gemacht: von der Bewegung Massen zur Ruhe des Einzelnen, von (sicherlich) Erwachsenen zum Kind. 2.Strophe: Das Kind und seine Welt, die klein und doch unendlich ist, die Ruheinsel, aus der die Farben wachsen. Schönes Bild in schöner Sprache. 3. Strophe Nun stürzt das Bild ein. Das Grau frisst die Farbe. Aber nicht sofort. Einen Moment lang "war" die Welt bunt.- Diese Strophe darf man ruhig öfter lesen, denn sie ist ein fragiles Sinngefüge, gewonnen aus bewahrter Hoffnung. Sehr gern gelesen, Kanone. LG gummibaum |
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11.06.2011, 14:04 | #7 |
Forumsleitung
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Ich kann meinen Vorgängern nur beipflichten.
Die letzte Strophe ist ernüchternd, beinahe traurig. LG Ilka-M. |
11.06.2011, 15:54 | #8 |
abgemeldet
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Ja, die letzte Strophe ist traurig. Das Bunte verschwindet wieder im Grau.
Aber: Es liegt an jedem Selbst, die Welt etwas bunter zu gestalten. Und darin liegt für mich die Hoffnung. Denn ich habe es selbst in der Hand, z.B. Kreide zu nehmen und auf den Gehweg zu malen. Liebe Grüße Encki |
11.06.2011, 17:53 | #9 |
Man verliert leider die Farben mit der Zeit, da gleichzeitig die Naivität, mit der man die Welt betrachtete, schwindet. Stattdessen stürzen Sarkasmus, Zynismus, Verlogenheit, Misstrauen usw. auf einen ein. Wo soll man da noch die Farben finden?!
Schönes Thema! |
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11.06.2011, 18:03 | #10 |
R.I.P.
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Und dennoch:
Wie bedauernswert der Mensch, der sich nicht eine Palette aus der Kindheit mit hinübergenommen hat ins alternde Alltagsleben! Mir scheint die Welt noch sehr farbig zu sein. Auch die innere. Das mag daran liegen, daß ich auf dem Lande lebe. Thing |
11.06.2011, 23:03 | #11 |
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Dat is schiet egoal (wie man in Norddeutschland sagt), wo dien Hus steit!
Dien lüdden Butscher kannse överall mithintrekken. Liebe Grüße Encki |
11.06.2011, 23:21 | #12 |
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Ich kann mich dem Lob meiner Vorredner nur anschließen.
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14.06.2011, 19:51 | #13 |
WOW, danke euch allen für die unglaublich netten Worte und dafür, dass ihr euch mit meinem Gedicht beschäftigt habt. So etwas tut der Seele gut.
@ Jack : du hast nicht nur meine Intentionen gut erkannt, sondern auch wundervoll interpretiert. Danke. @ Encki: Recht hast du, holt die Kreide und malt Leute! @Thing: Ich lese gerade eine Sammlung der Werke von Rilke, (er ist einer meiner absoluten Favoriten), scheinbar hat dies etwas abgefärbt. @gummibaum: auch du beglückst mich mit deiner Interpretation. Toll welche Gedanken du dir gemacht hast, und welcher der meinen du verstanden bzw. erkannt hast. Danke ! Kanone |
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