|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
13.06.2011, 10:01 | #1 |
Forumsleitung
|
Pokerface
Das Leben geht auf Böden von Papier,
es steht inmitten schwarzgemalter Wände und hält sich vor die Augen beide Hände, der Angst zum Trotz in Blindekuh-Manier. Das Leben ist zu Stein erstarrte Maske, teilt Karten aus, doch läßt in keine sehen, hat fest im Griff ein jegliches Geschehen, weil Phantasie vor langer Zeit verblasste. Das Leben ist ein trauriges Getier, der Sicherheit gilt alles Tun und Streben, sich möglichst jeder Sorge zu entheben, doch bleiben seine Böden von Papier. 13. Juni 2011 by Ilka-M. |
13.06.2011, 10:06 | #2 |
R.I.P.
|
Halli Hallo, Ilka-Maria -
ausnahmsweise bin ich sprachlos. So gut ist das. Hut ab! Thing Der Satzbau ist hier ein toller Kunstgriff! Wo andre Dichter Schwächen zu überbrücken/vertuschen suchen.... |
13.06.2011, 10:37 | #3 |
abgemeldet
|
Wow!
(mehr kommt da grade nicht...) Liebe Grüße, Jack (der hoffentlich gleich den Mund mal wieder zumacht, bevor sich Fledermäuse einnisten...) |
13.06.2011, 11:01 | #4 |
Hallo, Ilka,
ein weises, schönes Gedicht. Die Zerbrechlichkeit wäre ja die Möglichkeit. Nur an der Grenze sind die Grenzerfahrungen möglich. Wär schaudert und sich versteckt, verbessert nichts. Die "Blindheit" und die "Maske" lassen den Rest verlieren, "verspielen" (tolles Bild hier!) die einzige Chance. LG gummibaum |
|
13.06.2011, 13:01 | #5 |
Liebe Ilka-Maria,
das ist eines Deiner besten, wenn nicht sogar das beste, Deiner bisher hier präsentierten Gedichte! Jede Zeile für sich ist hervorragend und das Ergebnis ist einzigartig, mit viel Tiefgang und großer Wirkung. Es spiegelt die Reife und Lebenserfahrung einer Person, die frei von Illusionen das Leben sieht wie es tatsächlich ist. Bin hingerissen! LG Daisy |
|
13.06.2011, 14:46 | #6 |
abgemeldet
|
Aber hallo! Mir geht's wie Jack.
|
13.06.2011, 15:12 | #7 | ||
abgemeldet
|
Ich muss jetzt mal was ansprechen, auch wenn mich gleich alle auslachen, aber wenn ich nicht frage, werde ich nicht klüger.
Eine Zeile wie: Zitat:
Thing hat die Umstellung sogar ausdrücklich gelobt. Ich fand es passend, kann es aber nicht artikulieren. Normalerweise würde ich ja sagen: und hält sich beide Hände vor die Augen. Von den meisten hier, würde diese Form auch bevorzugt werden, nicht? Da ich aber weiß, das Ilka anders reimen kann und das hier kein "passend machen" ist, stell ich mir die Frage: Warum diese Satzstellung? Was mir dazu einfällt, formuliere ich so gut ich kann: Ilka beabsichtigt mir die Dinge in einer bestimmten Reihenfolge zu zeigen bzw. bestimmte Assoziationsketten in meinem Kopf entstehen zu lassen: "und hält sich" könnte rückbezüglich auf Zitat:
Dann folgt: "vor die Augen" Bildlich bekomme ich jetzt erst einmal die Augen zu sehen, bevor sie gleich im letzten Teil, wieder hinter den Händen verschwinden. Gleichzeitig bekomme ich eine Redewendung: "sich etwas vor Augen halten" Ah, ich glaube jetzt fällt der Groschen: normalerweise halte ich mir die Wahrheit oder Fakten vor Augen, aber das LI hält sich, wie gleich aufgelöst wird: "beide Hände" vor die Augen, es will Fakten oder die Wahrheit nicht sehen, nicht sehen können, es hätte dann ja sogar eine (wenn auch dürftige) Entschuldigung. Seht ihr das so? Deute ich das richtig? Oder liege ich voll daneben und mach mich grade zum Gespött? Liebe Grüße Jack (planlos?) |
||
13.06.2011, 15:46 | #8 |
Forumsleitung
|
Erst mal Dank auch Euch alle, daß Ihr Euch mit dem Gedicht beschäftigt habt.
Jack, Dein Störgefühl hinsichtlich der Satzstellung ist berechtigt. Dieser Vers ist nicht elegant, das weiß ich, anders hätte ich aber keinen passdenden Reim hinbekommen. Schöner geklungen hätte sicher auch ein anderes Verb, wie z.B. "die Augen bedecken mit beiden Händen", dann hätte ich aber am Ende das Dativ-"n" akzeptieren müssen, also ließ ich es bei "halten" und dem Akkusativ. Der Trick, daß man "beide Hände" an das Ende des Verses stellen kann, liegt in dem Wort "beide". Dadurch wird hervorgehoben, daß nicht nur eine Hand genutzt wird, um die Blindheit perfekt zu machen. Die Stellung am Versende wirkt somit verstärkend. Mark Twain wäre ganz sicher über die von mir gewählte Wortstellung entzückt gewesen. Wenn Du seinen Aufsatz über "die schreckliche deutsche Sprache" noch nicht kennst, solltest Du ihn gelegentlich lesen. Liebe Grüße Euch allen Ilka-M. |
13.06.2011, 15:54 | #9 |
Also, ich bin bei dem Satz "und hält sich vor die Augen beide Hände" auch gestolpert, weil man liest "und hält die Augen vor die Hände".
Ich habe zur Form nichts gesagt, weil mich die Weisheit und die Bilder dann in Bann zogen. LG gummibaum |
|
13.06.2011, 16:09 | #10 |
Forumsleitung
|
Vielleicht so:
Das Leben geht auf Böden von Papier, es steht umringt von schwarzgemalten Wänden und deckt die Augen zu mit beiden Händen, der Angst zum Trotz in Blindekuh-Manier. Besser? |
13.06.2011, 16:23 | #11 |
abgemeldet
|
Oh, theoretisch schon-
praktisch fand ich meine Erklärung so super, dass ich mich dermaßen überzeugt habe... Hmmm... Was ist denn wichtig? Soll der Fluss über der Aussage stehen, die du unbeabsichtigt getroffen hast? Ich weiß es nicht. Jack (jetzt planlos) Hab es jetzt noch ein paarmal gelesen. Wenn das so deiner Intention entspricht, ist es wirklich Klasse! Ich finde es toll gedichtet! Das Gedicht ist großartig! Jack |
13.06.2011, 16:27 | #12 |
Hallo, Ilka,
Ja, das ist besser. Es nimmt aber etwas die Schroffheit, Panik, Verstocktheit der Abwehr. Daher noch ein Vorschlag: Das Leben geht auf Böden von Papier, es steht inmitten schwarzgemalter Wände, hält sich die Augen zu durch beide Hände, der Angst zum Trotz in Blindekuh-Manier. LG gummibaum |
|
13.06.2011, 16:47 | #13 |
Forumsleitung
|
"... durch die Hände" finde ich nicht passend, denn das "durch" verbindet man immer mit etwas, das der Hand entgleitet. Im "durch" ist zuviel Bewegung drin, das läuft der zuhaltenden Hand zuwider.
|
13.06.2011, 17:40 | #14 |
abgemeldet
|
"und hält die Augen zu mit beiden Händen" fände ich optimal. Geschmackssache, Entscheidung wie immer beim Autor.
Das Gedicht ist großartig. Existentialismus vom Feinsten. |
13.06.2011, 17:53 | #15 |
Forumsleitung
|
Nun, besten Dank für die Mitarbeit. Jetzt kann ich es mir ja aussuchen. Ist unsere deutsche Sprache nicht wundervoll?
|