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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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11.05.2023, 21:01 | #1 |
Der Tod kennt keine Jahreszeit
Der Baum in voller Pracht entzweit,
Der Tod kennt keine Jahreszeit. Der Wald vom welken Laub befreit, Der Tod kennt keine Jahreszeit. Der See vereist und tief verschneit, Der Tod kennt keine Jahreszeit. Der Krokus ist dem Tod geweiht, Denn der kennt keine Jahreszeit. |
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12.05.2023, 15:52 | #2 |
Hallo Faber,
"Der Baum in voller Pracht entzweit, Der Tod kennt keine Jahreszeit." Zeigt mir einen Blitzschlag auf. Passt. "Der Wald vom welken Laub befreit, Der Tod kennt keine Jahreszeit." Können wir nicht so stehen lassen. Denn wenn die Bäume ihr Laub abwerfen, stirbt doch der Wald nicht. Wir denken nach! "Der See vereist und tief verschneit, Der Tod kennt keine Jahreszeit." Im Winter geht manch Getier zugrunde, dass ist der Lauf der Dinge. Aber wenn du dich auf die Jahreszeiten beziehst, passt es nicht. Ein zugefrorener See beherbergt weit unten am Grund noch Leben, weil er nie, so weit ich weiß, komplett zufriert. "Der Krokuss ist dem Tod geweiht, Denn der kennt keine Jahreszeit." Stimmt so auch nicht, denn er ist Frühjahrsblüher. Sonst würde er doch blühen, wann er wollte. Dass er irgendwann vergeht, kommt auch nicht von ungefähr. Ich denke, man sollte hier entscheiden auf die Jahreszeiten oder Naturkatastrophen als Leitfaden zu setzen. Nimm zum Beispiel Tsunamis, Orkane, Tornados, Waldbrände und Co., dann bekommt das Gedicht einen Sinn. Wie niederschmetternd wirst du jetzt denken. Nur eine Meinung unter vielen. Ich würde mich freuen, wenn du aus meinen Anmerkungen neue Anreize findest. Nette Grüße, Candlebee |
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15.05.2023, 00:40 | #3 |
abgemeldet
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Das Thema stimmt mich nachdenklich.
Sehr schöne Idee. Nur: ""Der Baum in voller Pracht entzweit" Wie kann ein Baum "entzweit" sein? "Entzweit" bedeutet doch 'uneinig werden'. Allenfalls doch "entzweigt". Dann aber würde der Reim nicht passen. ?? |
15.05.2023, 07:09 | #4 | ||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Zitat:
Gruß Nöck Geändert von Nöck (15.05.2023 um 08:28 Uhr) |
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15.05.2023, 07:46 | #5 |
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Guten Morgen in die Runde,
ich halte Letterladys Einwand für berechtigt: Etwas kann nicht mit sich selbst entzweit sein, denn dazu müsste es zwei zusammengehörige Dinge gegeben haben, die jedes für sich eine Einheit gewesen sind. In der Regel findet dieses Wort auch nicht auf Gegenstände Anwendung, sondern auf Personen. Die Bedeutung ist nämlich: sich mit jdn. überwerfen, im Streit auseinandergehen, sich verfeinden usw. Es hat einen Sinn, dass in dem Wort der Stamm "zwei" steckt. Das Adverb "entzweit" bezieht sich immer auf eine Zweierkonstellation. Bei drei Personen könnte es schon nicht mehr angewendet werden, sie wären zerstritten oder aneinander verfeindet. LG Grüße Ilka |
15.05.2023, 08:31 | #6 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Moin,
das Wort "entzweit" bedeutet für mich in diesem Zusammenhang, dass ein Blitz den Baum in zwei Teile zerlegt/getrennt hat. Ich finde, diese Deutung ist zulässig. LG Nöck |
15.05.2023, 08:59 | #7 | |
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Zitat:
Nicht einmal das Bild vom Blitz funzt, denn wenn er in einen Baum einschlägt, zersplittert dieser eher, als dass er "in zwei Teile" gespalten wird. Die Splitterung geht so gut wie nie völlig bis zu den Wurzeln durch, so dass der Baum immer noch "ein" Baum ist, nicht zwei. Im ungünstigten Fall brennt er ab. |
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15.05.2023, 10:48 | #8 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Liebe Ilka, kann es nicht so verstanden werden? "Etwas geht entzwei", wurde also entzweit?
Hinsichtlich Blitz und Baum bin ich mir sicher, ein Baum kann in der untersten Gabelung durch einen Blitz in zwei Teile gespalten werden. "Zur Rechten sieht man wie zur Linken einen halben Baum heruntersinken", um Ludwig Uhland etwas abgewandelt zu zitieren. LG Nöck |
15.05.2023, 11:06 | #9 | |
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Zitat:
Als Adjektiv bedeutet "entzweit" nun einmal, zerstritten oder verfeindet zu sein. Ein Baum streitet aber mit nichts und niemandem. Bleibt die Frage, wie er sich mit sich selbst entzweien kann. Richtig hätte es allenfalls heißen können: "Ein Baum ist entzwei gegangen." Und jetzt ist er gespalten, zersplittert - was auch immer, jedenfalls ist er hinüber. Bei Uhland muss ich passen. Wenn er das so perfekt gesehen hat, okay. Ich habe noch nie einen Baum gesehen, der durch ein Naturereignis genau in der Mitte gespalten wurde, was aber natürlich nichts beweist. Im übrigen müsste es dann heißen: "zweigeteilt". |
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15.05.2023, 11:18 | #10 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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In Uhlands Gedicht "Der wackere Schwabe" fällt etwas anderes in zwei Teile auseinander und die Google-Bildersuche hat Beispiele für einen durch Blitzeinschlag in der Mitte gespaltenen Baum.
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16.05.2023, 17:22 | #11 |
Da muss ich wohl noch mal ran. Danke Candlebee und allen anderen, dass ihr euch meinem Gedicht angenommen habt. Was die Bedeutung von „entzwei(t)“ anbelangt, stelle ich jetzt auch fest, dass hier „entzweit“ strenggenommen nicht ganz passt...
LG Faber |
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16.05.2023, 17:53 | #12 |
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Makes no difference, Nöck. Entzwei sein und entzweit sein sind zwei paar Schuhe: Bei ersterem ist etwas kaputt, bei letzterem ist man zerstritten. Ein Baum wird vom Blitz gespalten, aber nicht entzweit, denn er kann zu sich selbst nicht gleichzeitig Subjekt und Objekt sein. Die Vorsilbe "ent-" weist außerdem darauf hin, dass ein Subjekt sich von einem Objekt abtrennt. Ein gespaltener Baum ist und bleibt aber immer noch das eine Subjekt, seine beiden Teile zerfallen nicht in ein Subjekt und ein Objekt. Das Wort "entzweit" erfordert jedoch ein Objekt. Ich weiß nicht, weshalb das so schwer zu verstehen ist.
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16.05.2023, 18:26 | #13 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
LG Nöck |
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16.05.2023, 18:41 | #14 | |
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Zitat:
Dabei gäbe es eine einfache Lösung für den ersten Vers: Der Baum in voller Pracht zerteilt, ... Dann ist ein logisches Bild vorstellbar, nämlich dass ein Baum, obwohl er intakt zu sein schien, von Waldarbeitern gefällt und zersägt wurde. Zwar ist der Reim nicht sauber, aber wenn man schon von dichterischer Freiheit spricht, wäre diese Lösung für mich eher akzeptabel als ein grammatisch oder logisch unpassendes Wort. Ich könnte mir aber dichterisch frei ein Wort wie "gezweit" vorstellen als Kompromiss zu "gezweiteilt". Ein Problem gibt es allerdings - jedenfalls für mich - bei den letzten beiden Versen: Der Krokus ist dem Tod geweiht, Denn der kennt keine Jahreszeit. Wieso kennt der Krokus keine Jahreszeit? Er kennt sie sehr wohl, es ist nämlich der Übergang vom Winter zum Frühling. Für mich würde das heißen: Der Krokus ist dem Tod geweiht: Er kennt nur eine eine Jahreszeit. Oder: Ihn kennt nur eine Jahreszeit. Aber genug gemäkelt. Faber muss entscheiden, was er damit anfangen will - oder nicht will. |
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27.05.2023, 18:43 | #15 |
Das Gedicht liegt noch immer auf meinem Todo-Stapel... Ihr habt aufgezeigt, wo es hakt, und Ilka hat Vorschläge für Verbesserungen gemacht. Hier ist eine neue Version, mit der ich allerdings auch nicht glücklich bin:
Der Friedhofsgärtner steht bereit, Der Tod kennt keine Jahreszeit. Ein Kreuz von welkem Laub befreit, Der Tod kennt keine Jahreszeit. Die Gräber liegen tief verschneit, Der Tod kennt keine Jahreszeit. Die Nelken sind dem Tod geweiht, Und der kennt keine Jahreszeit. Jetzt ist das Gedicht – hoffe ich – inhaltlich schlüssig, aber eigentlich wäre ich lieber bei einer reinen Naturschilderung ganz ohne den Menschen geblieben. Ich werde es mir irgendwann noch mal vornehmen. |
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