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Alt 16.05.2024, 21:53   #1
männlich dyfso
 
Dabei seit: 12/2023
Ort: Nicht Bielefeld!
Beiträge: 17


Standard Kunterbunter Vogel

„Herr Doktor, wie steht es um mich?“ fragte der kleine Junge auf seinem Krankenbett. Sein Gesicht war ziemlich blass, und der Junge war am Ende seiner Kräfte.

„Es tut mir leid, ich kann nichts mehr für dich tun. Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst“, sagte der Doktor mit schluchzender Stimme.

„Wieso sagen Sie das, Herr Doktor? Alle meinten doch, dass ich nur Fieber habe.“

„Sie haben alle gelogen, dich belogen und betrogen, kleiner Junge. Du hast kein Fieber, du hast einen Tumor im Herzen“, sagte der Doktor, als er diese Worte zu dem neunjährigen sagte, brach er in Tränen aus. Er war sonst ein Mann, der alles verkraftete. Er war derjenige, der immer sagte, was die Leute haben, und es ließ ihn sonst immer völlig kalt. Nur bei diesem Kind war es anders, und er wusste nicht, warum.

„Das ist okay“, sagte der Kleine. „Dass mich alle belogen und betrogen haben, ist okay für mich. Ich habe nur noch eine letzte Bitte an Sie, Herr Doktor, bevor meine Eltern kommen, um mich zu verabschieden“, sagte der Junge. Er hatte sowieso nichts mehr zu verlieren und ging alles gelassen an.

„Ja, natürlich, alles, was du willst, ich besorge es dir“, sagte der Doktor.

„Könnten Sie bitte das Fenster öffnen und mir buntes Origami-Papier geben?“ fragte der Junge mit zärtlicher Stimme.

„Natürlich“, antwortete der Doktor, öffnete das Fenster und verließ kurz das Zimmer, um mit buntem Origami-Papier zurückzukehren.

„Hier bitte sehr“, sagte der Doktor, als er dem Kind das Papier überreichte.

„Danke sehr“, sagte das Kind, nahm das Origami-Papier an und begann auf dem kleinen Tisch, der auf sein Bett lag, zu falten.

„Wofür brauchst du eigentlich das Papier, also was möchtest du falten?“

„Einen Vogel.“

„Einen Vogel? Warum genau einen Vogel?“, sagte der Doktor, doch der Junge ging gar nicht auf seine Frage ein. Er war wie im Tunnelblick und voller Konzentration darauf, den Vogel zu falten.

Doch plötzlich begann er zu reden: „Wissen Sie, ein Vogel kann fliegen, und mein kleiner kunterbunter Vogel, den ich gerade falte, der kann etwas ganz Besonderes. Er kann die Menschen lesen, ihnen Freude machen, sie zum Lachen bringen und einfach mal für einen Moment Frieden auf der Welt sorgen.“

„Das muss ein toller Vogel sein“, sprach der Doktor zum Kind, sein tränenunterlaufenes Gesicht wanderte mit dem Gesicht zur Decke.

„Oh ja, das ist er“, sprach das Kind.

„So, und fertig ist er, der kunterbunte Vogel!“ sprach das Kind.

„Herr Doktor, es tut mir leid, dass ich Sie um noch einen Gefallen bitten muss, aber könnten Sie mich bitte zum Fenster begleiten und mich halten? Ich würde den Vogel gerne fliegen lassen, aber ich kann aus eigener Kraft nicht aufstehen.“

Der Doktor willigte ein, ging zu dem Bett des Kindes und nahm es in den Arm.

„Bitte hören Sie auf, wegen mir zu weinen“, sprach das Kind.

„Ist gut“, sagte der Doktor und trug das Kind zum Fenster.

Das Kind nahm den Vogel in die Hand und warf ihn aus dem Fenster und rief ihm mit zärtlicher Stimme hinterher: „Los, flieg, du kleiner, kunterbunter Vogel. Bring die Farben wieder zurück, das Grau und Schwarz, was andere hinterlassen haben, streichst du über, und die Momente, die sie kennen, machst du alle noch viel schöner. Und lass meine Eltern wissen, dass ich sie über alles liebe.“

Als das Kind diese Worte sagte, starb es in den Armen des Doktors. Es waren die letzten Worte, die dieses Kind sagte, und dem Doktor liefen eine Träne nach der anderen über das Kinn.

Er legte das Kind zurück in das Bett, deckte es zu, strich ihm über die Wange und sagte: „Mach es gut, mein Kleiner“, und brach in Tränen aus.

Wenige Momente später erreichten die Eltern das Zimmer. Man hörte schon auf dem Flur des Krankenhauses die lauten Schritte, und die Tür öffnete sich mit viel Kraft.

„Wie geht es meinem Jungen?“ fragte die Mutter.

Der Doktor deutete nur auf das Bett mit dem zugedeckten Kind.

Die Mutter und der Vater des Kindes brachen beide in Tränen aus, und die Mutter lag auf dem Boden zusammengekauert.

„Warum nur“, rief sie weinend auf dem Boden.

Der Doktor erhob die Stimme und sagte: „Das letzte, was Ihr Sohn gesagt hat, ist, dass er seine Eltern liebt. Außerdem hat er sich einen friedlichen Moment für alle gewünscht. Ich denke, es wäre das Mindeste für ihn, ihm diesen Moment zu erfüllen.“

Die Eltern stimmten ein, und der Doktor kletterte am nächsten Tag auf dem Kirchturm und verkündete der ganzen Stadt die Geschichte. Dann kletterte er wieder herunter und ging schlafen.

Seine Worte hatten die ganze Stadt gerührt, auch wenn er es nicht wusste. Und als der Doktor am nächsten Tag aufwachte, sah er die Masse an Menschen auf der Straße. Alle trugen kunterbunte Kleidung, und alle spazierten fröhlich, aber auch bedrückt über die Straßen, 100.000 oder mehr.

Da ging der Doktor heraus und schaute sich alles an, und vor der Kirche war eine Schlange voller Menschen. Die Kerzen waren alle entzündet und brannten besonders hell, und da wurde dem Doktor klar, dass auch ein kunterbunter Vogel Zeit braucht, um zu fliegen, bis er allen zeigt, wie schön es doch sein kann, wenn Frieden ist.
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Alt 17.05.2024, 21:15   #2
weiblich Lee Berta
 
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Dabei seit: 02/2024
Ort: Gehirn!
Beiträge: 328


Ich finde die Geschichte unrealistisch. Kein Arzt würde sich so verhalten. Die Krankheit würde auch nicht erlauben, dass der Sterbenskranke sprechen oder stehen kann. Medizinisch ist es nicht glaubhaft.
Das mit dem Papierkranich ist außerdem geklaut. Ich würde mal überlegen, was der eigentliche Kern ist. Meiner Meinung nach geht es um ein Vermächtnis.

LG,
Lee
Lee Berta ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
bunt, kunterbunt, vogel




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