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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 15.11.2018, 20:18   #1
weiblich Schnulle Köhn
 
Dabei seit: 05/2017
Ort: am Ende der Welt
Alter: 63
Beiträge: 928

Standard Die ungehorsame Motte

Ein Mottenkind allein zu Haus,
die Eltern war'n zur Arbeit aus,
das schwärmte seit um acht
ein wenig durch die Nacht.

Da lockte in der Ferne
die einsame Laterne
mit schönem Lichterglanz
das Mottenkind zum Tanz.

Die Eltern, weil sie's ahnten,
schon oft ihr Kind ermahnten:
"Lass dich verführen nicht
von dem Laternenlicht.

Dem Kinde wollt' nicht deuchten,
was sollte an dem Leuchten,
an diesem herrlich' Schein,
denn so gefährlich sein?

Es flog ganz in die Nähe,
doch lauerte, oh wehe,
versteckt in dunkler Spalte
dort eine fiese Alte.

Die sah das Kind im Lichterwahn,
und schleckte sich den Kuchenzahn,
dem Netz, was sie gesponnen,
war keiner je entronnen.

Und als gelockt vom schönen Schein
die Motte flog ins Licht hinein,
blieb sie im Netze kleben
und hauchte aus ihr Leben.

Oh hätt' das arme Kindelein
gehört doch auf die Eltern fein,
hätt's nicht die Warnung ignoriert,
dann wär ihm sowas nicht passiert.
Schnulle Köhn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2018, 05:57   #2
männlich Vers-Auen
 
Benutzerbild von Vers-Auen
 
Dabei seit: 12/2017
Ort: Jenseits von Eden
Beiträge: 2.196

Standard Totentanz

Hallo Schnulle, es ist ein traurig-schönes Gedicht.

Zu den Motten „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“
auch alte Motten sind selbstmörderisch und unachtsam!

Als ich noch eine Halogen Stehlampe hatte, musste
ich in den Sommermonaten täglich ca. duzende
verschmorte Motten aus dem Lampenschirm-
Glas absaugen. Diese Stehlampe war
sozusagen ein Mottenkrematorium.

Ich krieg die Motten!

Vor gefräßigen Motten,
die sich zusammenrotten,
zum fressen der Klamotten,
muss man sich abschotten.

Bem. ich hatte mal eine Wohnung mit einem begehbaren
Kleiderschrank ,der nur durch einen Vorhang abgedeckt war.
Gottseidank haben die Motten nur ein paar T-Shirts durchlöchert,
ansonsten hätte ich alle Motten „mit Motten Kugeln“ platt gemacht;-)

LG

Geändert von Vers-Auen (16.11.2018 um 07:10 Uhr)
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2018, 09:53   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

"Wer nicht hören will, muss fühlen!" Dieser Spruch begleitete mich als Kind, und Struwwelpeter und Max und Moritz rahmten ihn anschaulich ein.

Hier finde ich nun wieder so eine schöne und grausame gereimte Geschichte, die gut dazu passt.

Sehr gern gelesen, liebe Schnulle.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2018, 12:03   #4
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
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Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo Schnulle,

auch mich hat dieses Gedicht an den Struwwelpeter erinnert. Wenn auch die Pädagogen - wohl zurecht, was den dahinter liegenden Erziehungsstil angeht - darüber die Nase rümpfen, ich denke Kinder und Erwachsene, die manchmal noch Kinder sein können, lieben solche gruseligen Geschichten.
Noch dazu, wenn sie metrisch und von den Reimen her so gut gemacht sind.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2018, 12:39   #5
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Lieber Schnulle,
alles Lobende ist schon gesagt - ich schließe mich ab. Ein Vorschlag:
Statt "an diesem herrlich' Schein" lieber "an diesem goldnen Schein" oder "an diesem Silberschein" - dann stimmts auch mit dem Metrum.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2018, 21:34   #6
weiblich Schnulle Köhn
 
Dabei seit: 05/2017
Ort: am Ende der Welt
Alter: 63
Beiträge: 928

Oooh, da freue ich mich aber über die vielen Kommentare. Dann mache ich mich mal ans Beantworten

Lieber Vers-Auen,
vielen Dank für deinen ausführlichen Mottenbericht. Er hat mich amüsiert. Ich selbst hab mal eine kleine Motte in der Küche fliegen sehen und dachte so bei mir, ach lass sie doch. Das denke ich jetzt nicht mehr. Ein paar Tage später kroch eine Armee von Maden an der Küchendecke entlang. Da hatte ich mir im Kakao Lebensmittelmotten eingefangen. Es hat Wochen gedauert bis sie ausgerottet waren.

Lieber Gummibaum,
es ehrt mich sehr, dass du mein kleines Werk in der Wertigkeit für dich mit dem Struwwelpeter und Max und Moritz gleichsetzt . Es freut mich überaus, dass es sich zu deinen Erinnerungen aus Kindertagen gesellen darf.
Eine schlaue Spinne, die ihr Netz gleich neben der Hoflichtlampe gesponnen hatte und reichlich Beute ihr eigen nennen konnte, hat mich darauf gebracht.

Liebe AlteLyrikerin,
meistens gehen meine Geschichten am Ende gut aus für die Beteiligten. Aber diesmal konnte ich an der Realität irgendwie nicht vorbei. Da wollte ich die Dinge mal nicht schön schreiben. So ist es der Motte übel ergangen. Wie Gummibaum schreibt, wer nicht hören will muss fühlen.
Ich freu mich sehr über dein Lob.

Lieber Heinz,
danke auch dir für dein Lob. Wenn ich ein anderes Wort für "herrlich' " gefunden hätte, was im Rahmen der Metrik die Magie des Lichterscheins ausgedrückt hätte (für mich) hätte ich es bestimmt ersetzt. Silberschein oder goldner Schein tun's für mich auch nicht. Aber Danke für deine Überlegungen.

Ich danke euch herzlich für eure erfreulichen Kommentare und wünsche euch ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße
Schnulle
Schnulle Köhn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2018, 01:08   #7
männlich dr.Frankenstein
 
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Applaus
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Alt 17.11.2018, 03:02   #8
männlich Vers-Auen
 
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Standard Das geheimnisvolle Licht

Sanft zieht der Sommer ins Land,
bis hin zu der Eibe am Wegesrand,
wo jedes Jahr wenn die Sonne naht,
die Motten sich treffen zu Ihrem Rat.

Die Baumhöhle ist geschmückt,
die Tage sind in den Mai gerückt.
Sie sind geflogen von nah und fern,
da keine versäumt das Treffen gern.

Sie beraten bis der Abend naht,
dann erhebt sich der Mottenrat.
Der Älteste erhebt seine Hand,
bis Ruhe weilt am Wegesrand.

Epilog:
„Wir alle wussten zu erzählen,
von so Dingen, die uns quälen.
So manches haben wir gedeutet,
nur nie was dieses Licht bedeutet.

Jeden von uns wie magisch es anzieht,
wenn er bloß einer Kerze Flamme sieht.
Geheimnisvolle Kräfte flugs ihn schlagen,
und ihn in den Bann ziehen, mit Behagen.“

Um dies Geheimnis zu ergründen,
drei Motten vereint sich Verbünden.
Sie wollen alles genau untersuchen
und einen Lösungserfolg verbuchen.

Die drei Motten fliegen sofort aus,
zum nah gelegenen Bauernhaus,
angelockt durch Kerzenschein,
fliegen sie in ein Zimmer rein.

Eine Zeitlang umkreist nun jede das Licht,
mit glühenden Augen und heißem Gesicht.
Sie prüfen genau, denn sie vergessen nicht,
dass all die Andern warten auf ihren Bericht.

Sie besehen das Licht mal von hier und dort
und beraten noch kurz und fliegen dann fort.
Bald kehren zurück zum Tagungsort,
und eine von ihnen ergreift das Wort.

Prolog:
„Wir fanden ein Licht so hell und klar,
dass viel heller als die Sonne war,
als wir es sahen mit Bedacht,
verging um uns die Nacht!

Wir haben es rundum betrachtet,
und auf die Art des Lichtes geachtet,
doch die Gründe für des Lichtes Kraft,
sind für uns immer noch arg rätselhaft!“

Im Osten dämmert der Morgen schon,
da fliegt eine junge Motte auf und davon,
stürzt in die Flamme, deren Kraft sie nicht kennt,
sie glüht kurz noch auf, bevor sie völlig verbrennt!

Und die alte Motte erhebt jetzt die Hand
und sagt: „jene hat das Geheimnis erkannt,
sie kennt nun den Grund und sie weiß warum,
doch ihre Lippen sind von nun an ewig stumm!“
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Alt 17.11.2018, 03:06   #9
männlich dr.Frankenstein
 
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Die Arme
Das schwarze Loch hat sie eingesogen äh, das weiße.
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Alt 17.11.2018, 07:14   #10
männlich Vers-Auen
 
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Standard Eine rätselhafte Frage

Wer kennt den Grund dafür, dass die Motten so gerne ins Licht fliegen?
Ich vermute, dass die Motten zu viel Stoff zu sich nehmen,
und das sie hernach eine wilde Lichter Party machen!?
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2018, 10:01   #11
männlich dr.Frankenstein
 
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Selbstmord Sekte
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2018, 12:31   #12
weiblich Schnulle Köhn
 
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So so, da spielt sich ja allerhand ab in der Eibe am Wegesrand.

Warum die Motten das tun, ist wohl noch nicht ganz geklärt, aber da sie nachtaktiv sind, sollen sie sich beim Flug am Mond orientiertieren und fliegen in einem 40 Grad Winkel zu ihm um geradeaus fliegen zu können. Da die künstlichen Lichtquellen viel näher sind als der Mond, klappt das nicht und sie kommen irritiert vom Weg ab und fliegen oft direkt in die Lichtquelle hinein, besagt eine Theorie.

Danke für deine unterhaltsame Geschichte, lieber Vers-Auen und Dank für den Applaus, lieber dr. Frankenstein.

LG Schnulle
Schnulle Köhn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2019, 23:42   #13
weiblich Unar die Weise
 
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Beiträge: 5.271

Standard Nabend, Schnulle.

Dank Vers-auen nochmals aufgestöbert.

Motten sind ja hier grad up-to-date.

☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆

Jetzt zur Botschaft vom Gedicht.
Denn die Moral von der Geschicht,
trau den Schattenwinkeln nicht.
In ihnen lauert oft der Schrecken,
deshalb treib dich nicht in Ecken
rum, um dich da zu verstecken.
Flatter raus ins Neonlicht.
Doch hüte dich,
verbrenn dich nicht.

☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆▪☆

Gruß
Unar
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
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