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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern.

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Alt 15.01.2007, 07:48   #1
Sateb Deis Rhi
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Standard Tagwerk

Dem Hoffnungsfrohen ist jeder Tag ein Sonntag, da er weiß;
um sein Vorübergehen.
Dem dumpfen Leben aber ist jeder Tag ein Montag.
Sateb Deis Rhi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2007, 10:15   #2
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

ÄR..
was mich stört,ist einfach formuliert.
ich tu mir schwer mit den zwei gegensätzlichen perspektiven/standpunkten.zuerst beziehst du die aussage auf die person, dann auf das leben.und intuitiv weiß ich,glaub ich, was du meinst, aber logisch durchdacht verschwimmt der sinn wieder.


wenn der sonntag der gute tag sein soll, oder hab ich das falsch aufgefasst, wieso soll er dann vorübergehen..und was hat der montag für den hoffnungsfrohen für eine bedeutung?der geht auch vorbei?
und persönlich hab ich ehrlich gesagt mehr freude am sonntag.und dass der vorübergeht und vom montag abgewechselt wird, macht mich meist nicht froh...
und wenn ich nun also die wortwahl/den sinn nicht begriffen habe, der dir wichtig war, die satzzeichen haben mich sinnmäßig auch nicht klüger gemacht.hab es also auch formal versucht.
bitte erklärs mir...nfu
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2007, 13:15   #3
Sateb Deis Rhi
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Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 327

Es geht um darum, dass dem 'dumpfen Leben', einer Umschreibung der vor/unmenschlichen evolutionären Geschichte des Alls, die optimistische, hedonistische Weltanschauung unserer Spezies entgegensteht - oder genauer: die Idee des Menschen als Krone der Schöpfung; insbesondere der Erkenntnis, dass es, da es gekommen sei, wie es gekommen sei, immer so hätte kommen müssen und kommen würde. Also ein ewiger Sonntag - parodiert zum Beispiel in dem Python-Film 'The Meaning Of Life' als:
'It's Christmas! It's Christmas in Heaven!
Hip hip hip hip hip hooray!
Every single day
Is Christmas day!'

In der zweiten, durch ein Semikolon abgetrennten Ebene (des ersten Satzes) tritt hingegen das Wissen um ein Vorrübergehen in den Vordergrund (Ende des ewigen Sonntages spätestens mit Ende des Universums), ist aber nicht nur als Verweis auf eine ironische Lesart ('ja noch Milliarden Jahre darauf warten zu müssen'), sondern auch als ein vorsichtiger Versuch, dem hedonistischen Modell eine buddhistische Anschauung entgegenzusetzen, dem sogar aktiven Streben nach dem Ende alles Sonntäglichen zu interpretieren - und hier liegt der Clou des Aphorismus': ohne auf das Montagliche zurückzufallen, es entsteht eben kein Wochenzyklus.
Unsichtbar aus der Betrachterperspektive von oben, der nur ein Kreis erscheint, ensteht von der Seite der Eindruck, dass, wie in einer 3D-Spirale, die Enden expotentiell nach oben und unten wegknicken.
http://img226.imageshack.us/img226/7...pektivexv5.png

Nicht Freude am ewigen Höhepunkt (Sonntag), sondern das Sehnen nach dessen Vergehen; eine Metapher dafür, dass manche Menschen, als Gegenstück des dumpfen Lebens (einen Teil dessen hat aber auch die grenzrüttelnde Menschheit selbstverständlich zu stellen) selbst noch dem eigenenTod etwas Liebenswertes (?) abzugewinnen wissen.
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Alt 01.02.2007, 14:10   #4
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

aha.
dass du dir was dazu überlegt hast,dachte ich schon,aber darauf wäre ich nie gekommen.
für diese überaus interessante hintergrundinformation bin ich dir dankbar,
aber diese komplexen gedankengänge in dem kurzen text, kommen bei mir ohne erklärung nicht an.
und ob der text auf mich jetzt beim lesen verständlicher wirkt und besser ankommt, muss ich erst noch überprüfen..
lg
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2007, 14:26   #5
Sateb Deis Rhi
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Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 327

Ich will ehrlich sein: diese 'komplexen Gedankengänge', wie du sie nennst, kommen bei mir auch erst an, wenn ich nach ihnen gefragt werde. den Text habe ich nicht konzeptioniert, wie ich in meinem Kommentar interpretiert habe, dass er so konzeptioniert hätte sein können.

Nein, als ich den Aphorismus schrieb, habe ich eher die Worte gefühlt; transzendental durchdrungen und sie zu einer unbewußten Bedeutungsebene gewoben. Man könnte das, glaube ich - anglizismiert - 'subcontious intelligence' nennen.

Das mache ich beim Malen auch. In der Galerie hab ich ein Paar Werke unter 'selbstgezeichnete Bilder' ausgestellt,falls es dich interessiert.
Das sind ziemlich gute Veranschaulichungen (sic!), wie sich aus 'Loslassen' Formen, Farben und Metaphern kristallisieren können.

Das Bild im Anhang ist ein allerdings ein noch etwas pointierteres Beispield afür, verbildlicht sogar diesen Gedanken durch die Illustration der aufsaugenden Naturgewalt (metaphorisch: des bewußten Geistes).

Ich habe stets angefangen, etwas zu schaffen, ohne vorher drüber nachzudenken. Aber es kommt immer etwas heraus, mit dem ich etwas anfangen kann. Bringt Spaß.
Sateb Deis Rhi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2007, 19:29   #6
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

ha, ertappt...das beruhigt mich ziemlich..
ich dachte schon du hättest alle diese sensationellen konzepte vorher im kopf...
ich fang auch einfach zu schreiben an, aber manchmal entwickelt sich was ganz anderes, als ich dachte.und ich kann trotzdem erklären, warum und wie und was...das macht wirklich spaß...
und dein bild.dein bild find ich richtig schön.danke, dass ich es sehen durfte..
lg
epona
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Alt 01.02.2007, 21:06   #7
Sateb Deis Rhi
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Beiträge: 327

Vielen Dank für das Lob des Bildes!
Hab grad noch eins gemalt (und hineingestellt), so langsam werd ich mit der Technik vertraut - und versuche meinen Zyklus 'Katastrophenbilder' nach und nach zu vervollständigen...
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