Die Zeit

[cute_fighter]

Die Zeit. Wie konnte sie nur so unbegreiflich schnell vergehen?
Sandra lauschte den regelmäßigen Brandungsschlägen der Wellen neben ihr. Eine zeitlose Aura wurde von diesem alten Ozean ausgeströmt, doch gleichzeitig verging die Zeit mit jedem erneuten Rauschen. Unwirklich konnte sie sich noch erinnern, wie sie als Kind immer gestöhnt hatte, wie langsam doch die Zeit vergehen würde und nun, nun begann sie doch tatsächlich, sich nach dem vergangenen Jahr zurückzusehen. Es war geheimnisvoll schnell vergangen und mit ihm war alles vergangen, was ihr Herz je berührt hatte.
In ihre Träume versunken setzte sich Sandra auf den kühlen Abendsand und starrte zweifelnd auf das weite Blau des glitzernden Meeres. Ihre Hand malte unwirkliche Kreise in den Sand neben ihr, den Sand, der erst über viele Jahrhunderte hinweg entstanden war. Die Kraft des Wassers hatte diese Steine zu winzigen Sandkörnern zermalen. Genauso wie die Zeit sie selbst langsam aber sicher in ihrem Malstrom mit sich riss. Ihre Seele wurde langsam aber sicher abgeschliffen, sie veränderte sich. Aber all die Veränderungen waren doch erst in diesem letzten Jahr richtig sichtbar gewesen. Sie fühlte sich nun, als wäre sie ein nicht fertig geschliffener Stein, alleine gelassen von dem Fluss, der sie zum glänzen bringen wollte.
Er war für immer verschwunden und sie musste auf einen neuen Bach warten, in dem sie sich treiben lassen konnte. Langsam rollte eine einzige Träne über die hellbraune Wange des Mädchens. Nachdenklich fing sie sie mit ihrer sandverschmierten Hand auf und beobachtete, wie sich der trockene Sand voll saugte und die salzige Flüssigkeit verschwinden ließ.
Sie wusste, die Zeit, der Wind um sie herum, würden sie weiter schleifen, aber dennoch, was war sie ohne diesen wilden Fluss geworden? Der Wind hatte ihn ihr weggenommen. Warum konnte die Vergangenheit nicht erneut zur Gegenwart werden? Schon einmal hatte sie es geschafft, obwohl sie es nicht gewollt hatte. Und nun, da ihre Gefühle die Vergangenheit eingesaugt hatten, verschwanden die Stunden nur noch vor ihren Augen. Sie zeichneten sie kaum und trotzdem malte der Strom sie weiter.
Schweigend begann sie mit ihren Zehen in dem kühlen, nassen Sand der Brandung zu zeichnen. Die Zeichen verschwanden, noch ehe das Wasser sie überrollte. Eines Tages würde ein neuer Fluss kommen, der sie zu diesem unendlichen Ozean der erwiderten Liebe brachte.
Der letzte Streifen der untergehenden Sonne tauchte ihre Beine in ein seltsames rot. Hinter sich konnte Sandra leise Schritte hören, die durch den weichen Sand auf sie zuschritten. „Kommst du? Wir wollen essen gehen.“, das war Lias Stimme. Ihre Freundin blieb hinter ihr stehen und betrachtete die letzten Strahlen der sterbenden Sonne. „Morgen wird sie wieder aufgehen. Bis dahin solltest du die Zeit nutzen.“, meinte sie. Sie wusste nichts von ihrer Trauer, doch diese Worte drangen tief in Sandras Seele ein. Lia hatte recht. Die Zeit würde ihr einen neuen Fluss, eine neue Sonne zeigen. Das Vergangene waren schöne Erinnerungen und hatten sie gezeichnet, doch auch in der Zukunft würde es diese schönen Erlebnisse geben. Sie würde noch viele Flüsse kennen lernen, bevor sie den letzten Ozean erreichte. Doch dieser würde auf sie warten.
Sandra nickte und stand langsam auf. Dankbar umarmte sie ihre Freundin und rannte den Strand hinauf, zurück zu den wenigen Häusern an der Bucht.

[ravna]

gefällt mir recht gut, ich würde es allerdings etwas umstellen. den ersten satz weglassen und durch den hier "Langsam rollte eine einzige Träne über die hellbraune Wange des Mädchens. Nachdenklich fing sie sie mit ihrer sandverschmierten Hand auf und beobachtete, wie sich der trockene Sand voll saugte und die salzige Flüssigkeit verschwinden ließ." ersetzen. wäre mE nach ein schönerer einstieg.
außerdem finde ich irgendwie die namen sandra und lia sehr... unwichtig. mal abgesehen davon das sie nicht so recht zu einander passen wollen.

lg, r.

[cute_fighter]

hi rav.

danke )

hmm...ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich es so umstellen würde...ich finde...die Träne sollte erst später kommen, denn sie soll zudem auch einen Teil des Meeres zeigen, weil sie auch salzig ist... Ich denk mal drüber nach...

Natürlich sind die Namen unwichtig, aber der Lesefreundlichkeit halber finde ich es um einiges besser, als sie oder das Mädchen oder ähnliches zu schreiben. In meinen Geschichten brauchen die Personen nunmal Namen. und zueinander passen müssen sie ja auch nicht... aber wie du schon sagtest, das ist ja eher unwichtig

vlg

cute f.