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Alt 20.05.2006, 18:07   #1
Mandorla
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 2


Standard Kawirsey Torpe

Hi!
Hier ist der Anfang einer Geschichte, die ich eines Tages aus Spaß anfing zu schreiben und bereits in einem anderen Forum reingestellt habe.
Haltet euch bitte mit Kritik nicht zurück, denn ich denke, dass sie noch recht ausbesserungsfähig ist.

So, hier ist sie:

---- Kawirsey Torpe ----

Kawirsey Torpe ist an dem Morgen, an dem ich meine Geschichte beginnen lassen möchte, nicht wie üblich durch das Meckern der Ziegen oder das Kreischen und Lachen seiner kleinen Geschwister aufgewacht; ein Gepolter wie Hufe, die auf hartem Stein gallopierten, und Gewieher war es, welches außerhalb seines Schlafzeltes beim Vieh einen Tumult auslöste und längst Verstorbene hätte aufwecken können.
Da der Lärm nicht abklingen wollte und sogar immer lauter zu werden schien, sprang er schließlich aus seinen Decken und riss die Vorhänge des Zeltes zur Seite, was er aber sogleich bereute, denn nun schien ihm die bereits hoch am Himmel stehende Sonne direkt ins Gesicht.
Er blinzelte, bis er den Grund dieses Aufstandes erkennen konnte; näher und näher kommend, von einer riesigen Staubwolke umgeben, peitschte da ein gigantisches Fuhrwerk durch die Steppe, geradewegs auf das Lager seiner Familie zu.
Angezogen wurde es von einem ungewöhnlich großen Rappen, der dann und wann ein Wiehern verlauten ließ, wenn die noch kaum sichtbare Gestalt auf dem Kutscherbock die Knute schwang.
Die Schafe, Ziegen, Kühe, Hühner und anderes Vieh, welches unter der Obhut Kawirseys stand, geriet in Panik, als die Kutsche nur scharf an den Umzäunungen der einzelnen Gehege vorbeizog und urplötzlich einige wenige Meter vor dem schockerstarrten jungen Mann zum Stehen kam und diesem dabei jede Menge Staub in den vor Entsetzen weit geöffneten Mund trieb.
Ein heftiger Hustanfall schüttelte den Körper des mageren Jungen, doch eine große hilfreiche Hand gab ihm einige deftige Klapser auf den Rücken, und er beruhigte sich wieder.
Diese Hand gehörte einem hübschen Kerl von etwa dreißig Jahren, der ihn, sich zu ihm herunterbeugend, freundlich anlächelte, wobei seine von Lachfältchen umgebenen blauen Augen leuchteten.
„Danke’’, japste Kawirsey atemlos, und wandte sich an den Mann, um ihn ein wenig genauer zu betrachten; er hatte kurzes, dunkelbraunes Haar, halb verdeckt von einem edlen violettenen, mit Straußenfedern bestückten Samthut; sein schlanker, großer Wuchs wurde durch den dunkelblauen, mit allerlei floralen Verzierungen geschmückten Seidenanzug noch betont; ein silbergrauer Gürtel mit goldener Schnalle umfasste die schmale Hüfte, die das weiße Rüschenhemd von der langen schwarzen und aus einem glänzenden Stoff bestehenden Hose trennte.
Was der gesamten Aufmachung aber erst zur Perfektion verhalf, waren die durch die fein geschwungenen Furchen der weinroten Schuppen unverwechselbar als aus echtem Drachenleder hergestellten Schuhe, auf denen mit Goldpallettchen Hersteller (Wanrunis’) und Herstellungsjahr (1275 n. Jahotra) aufgestickt waren.
Kawirsey wurde peinlich bewusst, wie dreckig er selbst war und dass er noch die Leinhose von vorvorgestern trug.
Den Kutscher aber schien das eher wenig zu stören; er verbeugte sich kurz und nahm dabei seinen schönen Hut ab, dann sagte er mit gewichtiger Stimme: „Ich, Mársaldur von Ewerun, komme im Auftrag Seiner höchst königlichen Majestät, des 24. Königs vom Nordreich Re Armondred, Jon Bal Tobrecan’’, und er verbeugte sich erneut, „den maduranischen Jüngling Kawirsey Torpe ein Angebot von allergrößter Wichtigkeit zu machen.’’
Nachdem dies gesagt war, setzte er seinen Hut wieder auf und fragte in weitaus persönlicherem Tone: „Du bist doch Kawirsey Torpe, nicht wahr?’’ Der Angesprochene nickte.
„Nun denn, es wäre wohl gut, wenn wir uns irgendwo...’’, und dabei schweiften seine Augen über den Lagerplatz, der größtenteils aus brüchigen Steinställen, Zelten und Gehegen bestand, bis sie Kawirseys Schlafzelt erfassten, „...zurückziehen würden. Muss ja jetzt nicht jeder hören, hab ich nicht Recht? Ähm, dürfte ich?’’
Immer noch eingeschüchtert und nervös, aber ebenso neugierig, woraus dieses wohl sehr wichtige Angebot bestünde, führte der Junge den Kutscher und Kurier des 24. Königs eines Landes, von dem er nie zuvor gehört hatte, stillschweigend in sein Zelt, dessen Inneres er noch schnell ein wenig aufzuräumen versuchte, bevor sich die beiden schließlich auf zwei gegenüberstehenden Schemeln aus Ziegenhaut niederließen.
Die nur schwach von einem aus dem kleinen Loch in der Stoffwand auf der anderen Seite hereinbrechenden Lichstreifen erhellte Dunkelheit hier drin machte Kawirsey Mut, und so sagte er nach einem kurzen Räuspern: „Nun, mein Herr..., ähm, was ist das für ein Angebot, von dem Ihr soeben spracht?
Ich denke, ich habe nichts, was Euer König begehr-’’, doch Mársaldur von Ewerun unterbrach: „Oh doch, das hast du. Gewiss, nichts Materielles’’, und er schwenkte mit einem belustigten Aufflackern in den Augen seine Hand umher, um den nun verlegenen Jungen seine Armut deutlich zu machen, „entschuldige meine Frechheit-, naja, du weißt schon. Stattdessen aber besitzt du etwas, was nicht einmal Seine Königliche Hoheit besitzt.’’
„Und was ist das?’’
„Dir das zu sagen bin ich nicht hergeschickt worden.
Aber ich werde dir ein Angebot machen: Du hilfst dem König, und er wird dir helfen. Mit deiner Fähigkeit kannst du Dinge tun, die Tobrecan, meinem König, von großem Nutzem sein können. Natürlich gegen eine ordentliche Bezahlung.’’
Und das war es, was Kawirsey den nötigen Denkanstoß gab; er und seine Familie konnten eine ordentliche Bezahlung mehr als gebrauchen, denn mit dem Wenigen, das sie hatten, konnten seine Mutter, die fünf Geschwister und er auf Dauer nicht länger überleben.
Mársaldur sah ihn abwartend an. „Nun?’’, doch der Junge schien noch mit sich zu kämpfen.
Er würde seiner Familie helfen können, sehr sogar, doch hatte er nicht guten Grund zum Misstrauen?
Immerhin wusste er nicht, wer genannter König denn wirklich war, in dessen Auftrag dieser wahrhaft dubiose Mann reiste, und das Bedenklichste: Woher kannte dieser Tobrecan ihn, der er doch sein Leben als einfacher Viehhüter in einem armen und (so erahnte es Kawirsey jedenfalls) fernen Land ruhig und nichts von der Welt außerhalb dieses staubigen Plateaus wissend verbrachte, ganz zu schweigen von der glanzvollen Welt, zu welcher ein König und sein Hofstaat gehörten?
Er hatte ja noch nicht einmal eine Stadt aus der Ferne betrachtet.
Und was war das für eine Fähigkeit, die ihn zu etwas dermaßen Besonderen auszeichnete, dass sogar ein König seine Hilfe zu beanspruchen wünschte?
Kawirsey wusste, dass der Kurier ihm keine dieser Fragen beantworten würde. Es war ein beunruhigendes, aber beim Gedanken an seine Familie auch zuversichtliches Gefühl, als er sagte: „Ja.’’
„Wie bitte?’’
„Ja, ich mache-, was auch immer ich zu machen habe.’’
„Na, das ist ja großartig! Natürlich habe ich die Bezahlung schon bei mir, dumm nur, dass ich sie dir nicht vorher gezeigt habe’’, und dabei zog er ein prallgefülltes Lederbündel aus seiner Tasche und warf es dem Jungen in die Hände, „damit hätte ich dir wohlmöglich einiges Nachdenken ersparen können. Ach, und ich hätte gern deine Unterschrift, um den Vertrag zu festigen.’’
Während Mársaldur also in seiner Tasche nach Papier und Tinte kramte, wog der ein wenig überrumpelte Kawirsey das schwere Säckchen in seiner Hand, ließ das Gold darin klimpern und malte sich schon Sachen aus, die er früher für unmöglich, jetzt aber schon für greifbar nah und gar nicht mehr so abwegig hielt.
Und die letzten Zweifel schwanden; er hatte das Gefühl, richtig entschieden zu haben, egal, welchen Aufgaben er sich nun stellen musste, er würde sie bewältigen.

Hoffe, es war nicht allzu unerträglich

Gruß
Mandorla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2006, 15:03   #2
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901


Standard RE: Kawirsey Torpe

Zitat:
Original von Mandorla
Hoffe, es war nicht allzu unerträglich
Nein, Mandorla,

deine Geschichte, und damit auch du, haben mich tief beeindruckt.
Du hast zweifellos ein grosses Talent.
Ich lese selten so "lange Kurzgeschichten" aber bei deiner verspürte ich keine Langeweile, sie hat mich gefangengenommen.
Du hast eine schöne bunte bilderreiche Sprache.

Hat mir sehr gefallen.

Ehrliches Kompliment von einer ehrlichen

Darkskin
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2006, 17:58   #3
Mandorla
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 2


Vielen lieben Dank für dein überwältigendes Feedback, Darkskin.
Ich bin wieder eifrig am Schreiben, wird wohl auch nicht mehr so lange dauern, bis ich den zweiten Teil fertig habe. Würde mich außerordentlich freuen, wenn du dazu wieder deine Meinung abgeben würdest (und scheue dich nicht mit Kritik!)

Ganz herzliche Grüße,

deine Mandorla

Edit: Einige meinen, dass mein Schreibstil für eine längere Geschichte zu schwerfällig ist; viel zu lange Schachtelsätze, in denen übermäßig viele Informationen stecken, dass man am Ende den Anfang des Satzes vergessen hat.
Würde auch hierzu gerne deine Meinung hören
Mandorla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2006, 18:02   #4
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901


Zitat:
Original von Mandorla
wenn du dazu wieder deine Meinung abgeben würdest (und scheue dich nicht mit Kritik!)
Liebe Mandorla,

das verspreche ich dir )

Danke, hab mich gefreut über deine lieben Worte.

Darkskin
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
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