Das Alleinsein im Regen bei Poetry.de

cute_fighter · 16.05.2006, 15:41

Das Alleinsein im Regen

Die aufbrechenden Wolken gaben Sonnenstrahlen über Nûras Kopf frei. Die hellen Strahlen trafen auf die regentropfenbenetzte Haut des Mädchens und bildeten ein glitzerndes, buntes Funkeln, was sich in ihren traurigen Augen spiegelte. Der Wind hatte sich gedreht. Die Wolken zogen nun in andere Gegenden und fluteten dort die Menschen mit ihren lebensspendenden Wassertropfen.

Noch immer lag die helle Vanilleblüte in der offenen Hand von Nûra. Die Blätter waren schwer nach unten gedrängt worden von dem vielen Wasser, das in den letzten Stunden auf sie hinunter geprasselt war. Doch noch immer meinte sie, den süßen Duft der Blume in ihren Nasenflügeln zu spüren. Ein leichter, hoffnung- und trostspendender Geruch, der ihr am Anfang geholfen hatte, die Tränen wegzuwischen. Doch nun sah man nicht mehr, dass sie noch immer leise schluchzte, denn das Regenwasser tropfte traurig und einsam von ihren Haaren über ihre Stirn herab. Um Nûra herum regte sich nichts. Alle waren in ihren schützenden Häusern und verkrochen sich vor dem schrecklichen Wetter der letzten Tage.

Alleine.

Sie fühlte sich so allein gelassen. Immer mehr Tränen rannen ihr erneut über die Wangen und mischten sich mit dem klaren Regenwasser. Sie hob kraftlos den Kopf. Unter ihr lag das Dorf, in dem sie wohnte, niemand hatte sie gesucht. Niemand vermisste sie. Sie hatte nur noch diese eine Blume, die ihr Trost spendete. Die Sonne trocknete ihr langsam die durchnässte Kleidung und die Haut, doch ihre Haare hingen noch immer kraftlos in ihr Gesicht, sie spiegelten ihre Gefühle so gut wieder.

Gerade als das Mädchen sich wieder über die traurig herunterhängenden Blätter der Blüte beugte, hörte sie ein leises Rascheln hinter sich. Sie hatte noch nicht einmal die Kraft, sich umzudrehen. Sie fühlte sich noch aufgelöster als vor wenigen Stunden, die Tränen hatten ihr viel Kraft und Leben geraubt. Ihre Gedanken verdrängten das Rascheln, was immer lauter wurde. Es war garantiert nur irgendso ein Vogel, der bei ihrem Anblick wieder verschreckt flüchten würde. Doch da hatte sie sich geirrt, denn wenige Augenblicke später spürte sie, wie sich etwas größeres von hinten näherte. Nûra sammelte all ihre Kräfte zusammen und wollte sich gerade umdrehen, als sich ein warmer Arm um ihre Schulter legte. Jemand flüsterte ihr ins nasse Ohr: „Da bist du also. Ich habe dich schon überall gesucht.“ Nûra kannte diese Stimme nur zu gut, sie gehörte Seek, ihrem ehemaligen besten Freund. Doch nun war sie sich nicht mehr so ganz sicher. Sie hatten sie alle verlassen, niemand hatte sich um ihre Gefühle gekümmert und nun saß sie hier schon stundenlang. Konnte es sein, dass er sie wirklich vermisst hatte? Die junge Frau spürte einen warmen Körper, der sich neben sie ins nasse Gras kniete. Er nahm ihr liebevoll und bestimmend die welke Blüte aus der Hand und warf sie achtlos weg. In Nûra stiegen erneut Tränen auf, doch sie kamen von der Rührung und Geborgenheit, die Seek ihr bot. Schluchzend kuschelte sie sich an seine Schulter.

Sie war nicht mehr allein.

Die Nähe des anderen bedeutete ihr so unendlich viel, dass sie am liebsten laut aufgeschrien hätte, alle Gefühle aus ihrer Seele geschrien hätte, doch sie drückte sich nur noch fester mit ihren Nassen Haaren und dem tränenüberströmten Gesicht an Seek, der ihr verständlich wärmend über den Rücken stricht.

____

kritik und kommentare stark erwünscht.

Nachtschatten · 16.05.2006, 15:55

Die Handlung begeistert mich, reißt mich mit sich,
Ich will mehr! Gibt's eine Fortsezung?
ohh hoffentlich verlieben sie sich =)
naja mal abweichend von meinen Gefühlen,
das Bild der nassen Nûra kam sehr gut rüber, man konnte die Nässe schon fast am eigenem Leib spüren

Kleiner Kritikpunkt "Doch nun sah man nicht mehr, dass sie noch immer leise heulte" Wie heult man leise? Schreib doch lieber schluchzen oder weinen =)

cute_fighter · 16.05.2006, 16:00

hi nachtschatten

)

wie schön, endlich wird hier doch noch mal eine meiner Kurzgeschichten kommentiert...naja...

ich könnte ja auch welche komentieren, aber da bevorzuge ich irgendwie die Gedichte zur Zeit...

Vielen dank für deine lobenden Worte... Fortsetzung?hmm...könnt ich mir mal überlegen... war eigentlich mehr so eine Moment-Entspannungs Geschichte das brauch ich grad mal...

Danke auch für den Vorschlag, änder ich gleich mal

vlg

16.05.2006, 15:41	#1
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Geschichten	Das Alleinsein im Regen Das Alleinsein im Regen Die aufbrechenden Wolken gaben Sonnenstrahlen über Nûras Kopf frei. Die hellen Strahlen trafen auf die regentropfenbenetzte Haut des Mädchens und bildeten ein glitzerndes, buntes Funkeln, was sich in ihren traurigen Augen spiegelte. Der Wind hatte sich gedreht. Die Wolken zogen nun in andere Gegenden und fluteten dort die Menschen mit ihren lebensspendenden Wassertropfen. Noch immer lag die helle Vanilleblüte in der offenen Hand von Nûra. Die Blätter waren schwer nach unten gedrängt worden von dem vielen Wasser, das in den letzten Stunden auf sie hinunter geprasselt war. Doch noch immer meinte sie, den süßen Duft der Blume in ihren Nasenflügeln zu spüren. Ein leichter, hoffnung- und trostspendender Geruch, der ihr am Anfang geholfen hatte, die Tränen wegzuwischen. Doch nun sah man nicht mehr, dass sie noch immer leise schluchzte, denn das Regenwasser tropfte traurig und einsam von ihren Haaren über ihre Stirn herab. Um Nûra herum regte sich nichts. Alle waren in ihren schützenden Häusern und verkrochen sich vor dem schrecklichen Wetter der letzten Tage. Alleine. Sie fühlte sich so allein gelassen. Immer mehr Tränen rannen ihr erneut über die Wangen und mischten sich mit dem klaren Regenwasser. Sie hob kraftlos den Kopf. Unter ihr lag das Dorf, in dem sie wohnte, niemand hatte sie gesucht. Niemand vermisste sie. Sie hatte nur noch diese eine Blume, die ihr Trost spendete. Die Sonne trocknete ihr langsam die durchnässte Kleidung und die Haut, doch ihre Haare hingen noch immer kraftlos in ihr Gesicht, sie spiegelten ihre Gefühle so gut wieder. Gerade als das Mädchen sich wieder über die traurig herunterhängenden Blätter der Blüte beugte, hörte sie ein leises Rascheln hinter sich. Sie hatte noch nicht einmal die Kraft, sich umzudrehen. Sie fühlte sich noch aufgelöster als vor wenigen Stunden, die Tränen hatten ihr viel Kraft und Leben geraubt. Ihre Gedanken verdrängten das Rascheln, was immer lauter wurde. Es war garantiert nur irgendso ein Vogel, der bei ihrem Anblick wieder verschreckt flüchten würde. Doch da hatte sie sich geirrt, denn wenige Augenblicke später spürte sie, wie sich etwas größeres von hinten näherte. Nûra sammelte all ihre Kräfte zusammen und wollte sich gerade umdrehen, als sich ein warmer Arm um ihre Schulter legte. Jemand flüsterte ihr ins nasse Ohr: „Da bist du also. Ich habe dich schon überall gesucht.“ Nûra kannte diese Stimme nur zu gut, sie gehörte Seek, ihrem ehemaligen besten Freund. Doch nun war sie sich nicht mehr so ganz sicher. Sie hatten sie alle verlassen, niemand hatte sich um ihre Gefühle gekümmert und nun saß sie hier schon stundenlang. Konnte es sein, dass er sie wirklich vermisst hatte? Die junge Frau spürte einen warmen Körper, der sich neben sie ins nasse Gras kniete. Er nahm ihr liebevoll und bestimmend die welke Blüte aus der Hand und warf sie achtlos weg. In Nûra stiegen erneut Tränen auf, doch sie kamen von der Rührung und Geborgenheit, die Seek ihr bot. Schluchzend kuschelte sie sich an seine Schulter. Sie war nicht mehr allein. Die Nähe des anderen bedeutete ihr so unendlich viel, dass sie am liebsten laut aufgeschrien hätte, alle Gefühle aus ihrer Seele geschrien hätte, doch sie drückte sich nur noch fester mit ihren Nassen Haaren und dem tränenüberströmten Gesicht an Seek, der ihr verständlich wärmend über den Rücken stricht. ____ kritik und kommentare stark erwünscht.

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16.05.2006, 15:55	#2
Nachtschatten Dabei seit: 05/2006 Beiträge: 270 Meine Geschichten	Die Handlung begeistert mich, reißt mich mit sich, Ich will mehr! Gibt's eine Fortsezung? ohh hoffentlich verlieben sie sich =) naja mal abweichend von meinen Gefühlen, das Bild der nassen Nûra kam sehr gut rüber, man konnte die Nässe schon fast am eigenem Leib spüren Kleiner Kritikpunkt "Doch nun sah man nicht mehr, dass sie noch immer leise heulte" Wie heult man leise? Schreib doch lieber schluchzen oder weinen =)

16.05.2006, 16:00	#3
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Geschichten	hi nachtschatten ) wie schön, endlich wird hier doch noch mal eine meiner Kurzgeschichten kommentiert...naja... ich könnte ja auch welche komentieren, aber da bevorzuge ich irgendwie die Gedichte zur Zeit... Vielen dank für deine lobenden Worte... Fortsetzung?hmm...könnt ich mir mal überlegen... war eigentlich mehr so eine Moment-Entspannungs Geschichte das brauch ich grad mal... Danke auch für den Vorschlag, änder ich gleich mal vlg