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Alt 20.04.2006, 08:12   #1
Lily P.
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 27


Standard Rückkehr nach Paris

(Notiz: Es wäre zu empfehlen, zuerst Meine Version von der Glöckner von Notre Dame zu lesen, um in die Geschichte reinzukommen.)

Drei Jahre ist es her, seitdem ich in Paris war und eine ungewollte Zeitreise machte. Dort traf ich den Glöckner von Notre Dame, Quasimodo, und wir wurden Freunde. Ich half ihm, gegen Frollo zu bestehen. Ich bin mittlerweile 21, habe einen Job und eine eigene Wohnung im Haus meiner Mutter. Heute ist der 22. 11. 2007,
und ich habe Geburtstag. Ich bekam das schönste Geschenk von allen. Eine Fahrkarte nach Paris.
„Wie? Aber das ist ja nur eine.“, sagte ich.
„Ich weiß. Du bist 21, hast eine eigene Wohnung und Arbeit. Warum solltest du dann nicht mal alleine in andere Länder fahren? Außerdem habe ich das Gefühl, dass du damals etwas sehr wichtiges damals in Paris zurückgelassen hast.“ Sagte meine Mutter und ich wurde knallrot im Gesicht.
„Morgen fährt der Talys um 18:10 Uhr vom Kölner Hauptbahnhof ab. Pack schon mal deine Sachen, damit alles fertig ist, wenn du Morgen von der Arbeit kommst.“, sagte meine Mutter.
„Danke, Mama, danke! Du bist die beste!“, rief ich, als ich meine Mutter umarmte.
Ich ging in meine Wohnung, warf einen Blick auf die Postkarte, die Notre Dame zeiget und sagte: „Quasimodo, ich komme zurück zu dir, ich freue mich so sehr.“
So packte ich schon mal meinen Koffer und legte mich dann ins Bett. Als ich am nächsten Tag, es war Freitag, und ich hatte schon um 13 Uhr Feierabend, aus der S-Bahn stieg, hatte ich eine unglaubliche Begegnung. Es regnete an jenem Tag in Strömen, so musste ich meinen Regenschirm aufspannen, als ich aus der Bahn ausstieg.
Ich hielt den Schirm sehr tief vor mein Gesicht, bis ich jemanden anrempelte. Ich hob den Schirm hoch, um zu sehen, mit wem ich da zusammengestoßen war, und mich zu entschuldigen. Als ich sah, wer das war, blieb mir fast das Herz stehen.
„Qu…Quasimodo?! Was um alles in der Welt machst du hier? Wie bist du hergekommen?“
„Ich- ich weiß nicht wo ich bin, wer seid Ihr?“, fragte Quasimodo.
„Keine Angst. Erinnerst du dich nicht, oder habe ich mich so stark verändert, das du mich nicht wieder erkennst?“
Ich hielt meinen Schirm über Quasimodo und mich, und fuhr fort: „Ich bin es, deine Freundin aus der Zukunft, Regina! Und du bist hier in meiner Welt, in meiner Zeit.“
„Regina? Aber wie?“
„Das erkläre ich dir später. Komm erstmal mit zu mir, du holst dir noch den Tod, wenn du in deinen Triefnassen Sachen noch länger hier stehen bleibst.“
So gingen wir unter meinem Regenschirm gemeinsam zu meiner Wohnung. Das dauerte allerdings etwas, denn unterwegs musste ich Quasimodo allerlei Sachen aus der Zukunft erklären. Denn vieles davon kannte er nicht.
Er hatte noch nie ein Auto gesehen oder eine Bahn, er kam ja aus dem 15. Jahrhundert.
Als wir meine Wohnung betraten, staunte Quasimodo noch mehr, bei den ganzen Sachen, die ich besaß.
„Ich würde vorschlagen, du gehst erstmal baden, sonst wirst du krank.“, sagte ich.
Quasimodo schaute mich verdutzt an und ich wusste sofort, was los war.
„Oh, stimmt ja. Du hast ja keine Ahnung, was baden ist! Okay, ich werde versuchen, es dir zu erklären. Aber machen musst du´s alleine, denn ich glaube, dass Madeleine nicht sehr begeistert davon sein wird.“, sagte ich
„Oh, du weißt von Madeleine? Oh, natürlich weißt du von ihr! Du weißt ja alles über mich. Kein wunder, du lebst ja in der Zukunft.“, sagte Quasimodo.
Während Quasimodo ein Bad nahm, war ich dabei, meine Schlafcouch zu einem Bett umfunktionierte, damit Quasimodo nicht auf dem Boden Schlafen musste.
Es war für mich unbegreiflich, wie Quasimodo in meiner Zeit gelangt war.
Als Quasimodo aus dem Badezimmer kam, bedankte er sich bei mir, dass ich mir so viel Mühe machte, um es für ihn so gemütlich wie möglich zu machen.
„Was ist los? Du bist so nachdenklich.“, fragte Quasimodo.
„Ich zerbreche mir nur den Kopf darüber, wie ich dich wieder zurück in die Vergangenheit bringen soll. Denn hier bleiben kannst du ja nicht.“, sagte ich.
„Ich weiß, ich vermisse mein Heim und meine Familie.“
„Das verstehe ich nur zu gut. Weißt du, es ist komisch, ich landete bei dir in deiner Welt, und nun bist du hier in meiner. Das ist total verrückt, wenn du mich fragst. Menschen, die einfach so durch Zeit und Raum reisen, ohne zu wissen wie. Denn ich kann mir vorstellen, auch du weißt nicht, wie du hergekommen bist.“
„Ja.“
„Das Problem ist, ich habe nur eine Fahrkarte nach Paris. Nur eine. Und ich weiß nichts von einem Tor, das in die Vergangenheit führt, dass sich hier befinden soll. Die Frage ist: Wie bringe ich dich zurück, ohne dass wir Aufsehen erregen?“
„Vielleicht wenn ich mich verstecke.“
„Nein. Das geht nicht. Dafür gibt es keinen Ort im Zug. Aber vielleicht fällt mir noch etwas ein.“
Wir legten uns schlafen, wobei ich kaum schlaf fand, denn ich hatte ein klitzekleines Problem: Ich war verknallt, und zwar heftig. Ich denke, keiner kann richtig schlafen, wenn seine liebe sozusagen zum greifen nahe ist.
So ging es mir in jener Nacht.
Am nächsten Morgen war ich schon dabei, alles zusammenzupacken, was ich brauchte, als Quasimodo gerade aufwachte.
„Und? Hast du einen Plan?“, fragte er mich.
„Um ehrlich zu sein, nein. Ich habe keine Ahnung, wie ich dich ohne Fahrkarte nach Paris zurückbringen soll…“, ich seufzte tief.
„Regina, bitte…“
„Wir könnten meine Fahrkarte kopieren, die frage ist, ob das nicht auffällt.“
Doch letztendlich entschied ich mich für den ehrlichen weg und besorgte noch eine Fahrkarte. Gott sei dank hatte ein Fahrgast seine Reise kurzfristig storniert. Und so konnte ich Quasimodo zurück nach Paris bringen. Allerdings musste ich zuerst dafür sorgen, dass Quasimodo kein aufsehen erregt. Und das ist weiß Gott nicht leicht bei einem Menschen wie ihm.
Gekleidet in einem langen Mantel und mit einem Kapuzenshirt, wobei er die Kapuze weit ins Gesicht zog, damit ihn niemand erkannte, fuhren wir zum Kölner Hauptbahnhof und stiegen dort in den Thalys nach Paris Nord.
An der Haltestelle Brüxelles midi stiegen wir um in einen weiteren Thalys, der nach Marne la Vallée, zum Disneyland fuhr.
Als ich dort in einem Disneyland Hotel eingecheckt hatte, fuhren wir mit einem weiteren Thalys (Zur Info: so heißen die Züge in Frankreich.) direkt zu Notre-Dame.
„Wie weit ist es noch?“, fragte Quasimodo mich ungeduldig.
„Wir sind da. Wir müssen nur noch die Treppe hoch, dann sind wir da.“, antwortete ich.
Sogleich ergriff Quasimodo meine Hand und lief los. Er zog mich hinter sich her, wie jemand, der mit einem Hund Gassi geht, dessen Hund es aber sehr eilig hat.
„Quasimodo! Nicht so schnell! Notre-Dame läuft uns nicht weg!“, rief ich, doch er hörte nicht auf mich und rannte weiter.
Als wir aus der Untergrund Station der Züge kamen, blieb Quasimodo kurz stehen. Doch nicht für lange und er rannte wieder los, auf die Kathedrale zu.
Als wir im inneren der Kathedrale waren, blieb Quasimodo endlich stehen und fragte: „Nun, wie war das damals bei dir, wie bist du damals in die Vergangenheit gekommen?“
„Ich war auf der oberen Galerie, als du plötzlich da standst und mit dieser Taube gesprochen hast, um sie zum fliegen zu bewegen.“, sagte ich.
Und dann ging die Rennerei schon wieder los. Quasimodo rannte die Treppen zu, die zum Glockenturm führte.
Plötzlich wurden wir von einem Licht eingehüllt und als wir oben ankamen, waren wir im Mittelalter von Paris.
Jetzt ließ Quasimodo meine Hand los und rannte in den Nordturm (Wir waren ja aus dem Südturm gekommen), wo er lebte.
Ich blieb zuerst auf der oberen Galerie stehen, um zu verschnaufen, bis ich ihm dann in den Nordturm folgte.
Dort konnte ich Quasimodo Arm in Arm mit Madeleine, seiner Freundin, und wie ich bald erfahren sollte, auch seine Frau.
Ich tat so, als würde mich das nicht stören, doch in meinem inneren verspürte ich einen Schmerz, als würde sich ein Pfeil durch mein Herz bohren.
Als Quasimodo sah, dass ich sie beobachtete, ließ er von Madeleine ab und wandte sich mir zu.
„Das ist Madeleine, meine Frau.“, sagte er schüchtern.
Ich ging auf Madeleine zu und reichte ihr meine Hand.
„Ich bin Regina. Hallo. Quasimodo hat mir bereits von dir erzählt. Ich freue mich sehr, dich kennen zulernen.“
„Hallo.“, wir schüttelten zur Begrüßung die Hände.
„Und das ist meine Tochter, Katherine.“
„Tochter?!“, rief ich erschreckt, „Das is´n Scherz oder? Natürlich, dass ist ja unmöglich…“
Ich brach meinen Satz ab, als Quasimodo mich anlächelte und den Kopf schüttelte.
Ich starrte ihn ungläubig an, dann das kleine Mädchen, das da vor mir stand. Etwa 7 Jahre alt, mit roten, kurzen Haaren, blauen großen Augen und sah wie ein ganz normales Mädchen aus. Ich konnte es nicht glauben. Ich kniete mich auf den Boden, um Auge im Auge der kleinen Katherine gegenüber zu sein. Ich lächelte und sagte zu Quasimodo: „Sie hat deine Augen… Und dein Lächeln.“
„Ja…“, antwortete Quasimodo, „ aber die Schönheit ihrer Mutter.“
Ich reichte Katherine ihre meine Hand: „Hallo Katherine.“
„Es freut mich sehr, Euch kennen zu lernen.“, sagte Katherine und machte einen Knicks.
Madeleine „Oje, das benehmen hat sie auch eindeutig
von dir. Sie tut gerade so, als wäre ich eine Hochgestellte Persönlichkeit.“
Mein blick fiel auf die Balustrade. Sie war Schneeweiß. Ich ging auf die Balustrade und hörte etwas knirschen unter meinen Schuhen.
„Was? Das hört sich an wie…Schnee.“
Ich fühlte auf dem Geländer den Schnee.
„Oh, Quasi… es hat ja geschneit!“, sagte ich und genoss den Ausblick über das Schneebedeckte Paris.
„Es ist schön, nicht?“, fragte Quasimodo
„Ich habe Paris noch nie unter einer Schneedecke gesehen.“, mein blick fiel auf den Platz vor Notre-Dame, wo einige Bürger einen Weihnachtsbaum aufgestellt und ihn nun Geschmückt hatten,
„Oh, ich sehe, bei euch ist gerade Wheinachten. Bei mir ist gerade mal mein Geburtstag einen Tag her gewesen.“
„Wirklich? Heißt das wir haben uns an deinem Geburtstag getroffen?“
„Ja.“
„Ich verstehe. Ich muss weg, bis später!“
Mit diesen Worten verschwand Quasimodo in einem Zimmer und schloss es hinter sich zu.
Er verbrachte einige zeit darin, ohne herauszukommen.
Plötzlich kam Quasimodo zu mir und sagte: „Komm mit.“
Er reichte mir seine Hand. Ich nahm sie und er führte mich hinunter in die Straßen von Paris.
Diese schöne Stimmung ließ mich meine Probleme für kurze Zeit vergessen.
Doch leider wurde ich davon wieder eingeholt, als die Sonne unterging, standen wir zwei auf der Brücke vor Notre-Dame und beobachteten den Sonnenuntergang. Plötzlich holte Quasimodo eine Holzschachtel aus seinem Rock hervor und reichte sie mir mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“
„Oh, Quasimodo, das wäre doch nicht nötig gewesen.“, sagte ich und nahm das Kästchen und öffnete es.
Als ich sah, was sich dort drin befand, bekam ich Tränen in die Augen. Eine Holzfigur, die nach mir geschnitzt worden war.
„Ist es nicht in Ordnung?“, fragte er mich.
„Doch, doch. Alles in Ordnung, keine sorge. Es ist nur… Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du auch eine von mir machst. Danke“
„Ich mache von jedem meiner Freunde eine, das weißt du doch. Nur bei dir habe ich es versäumt, weil du nicht wieder gekommen bist.“
Was mache ich hier eigentlich?, fragte ich mich, ich wollte ihn doch nur herbringen… Was soll ich tun? Soll ich es ihm sagen?
Ich seufzte tief. Quasimodo blieb das nicht unbemerkt und fragte: „Was ist los?“
„Mein Gott, wie soll ich es dir sagen?“
„Sag es doch einfach.“
„Ich bin verliebt, weißt du?“
„Ja? Wer ist denn der Glückliche?“
„Das ist das Problem… Ich glaube nicht, dass derjenige glücklich sein wird, das zu erfahren.“
„Warum?“
„Weil du es bist.“
„I-ich?“
„Ich wusste es, es war ein Fehler hier zu bleiben. Dann hätte ich mir die ganze Pein erspart.“
„Es gibt einen weiteren Fehler, den du begangen hast! Wärst du dort geblieben, wo du warst, wärst du einem verfahren vielleicht entgangen!“, hörten wir plötzlich eine Stimme von weitem.
Aus der anderen Richtung der Brücke kam ein Mann, gekleidet in eine schwarze Robe, gefolgt von mehreren Soldaten.
„Nehmt sie fest!“ befahl der Mann in der schwarzen Robe, der offensichtlich ein Richter war.
Zwei Soldaten ergriffen mich: „Hey, ich habe nichts unrechtes getan!“
„Ach, ja? Eine anderen Menschen zu töten ist also unrecht, ja?“
„Töten? Moment Mal, das ist eine Verwechslung! Ich habe niemanden getötet!“
„Erinnerst du dich an Claude Frollo?“
„Ja, aber was habe ich mit ihm zu tun?“
„Du hast ihn doch von der Kathedrale geworfen!“
„Was? Das habe ich nicht!“
„Ach ja? Es gibt Zeugen!“
„Dann lügen sie! Quasimodo war dabei! Es war ein Unfall, dass Frollo von der Kathedrale stürzte. Er wollte mich töten. Ich wollte mich nur verteidigen, dann verloren wir den Halt und stürzten in
die Tiefe.“
„“Ach wirklich? Wie hast du das überlebt?“
„Quasimodo hat mich wieder hochgezogen.“
„Aha, deine Schuld wird sich noch vor Gericht beweisen. Führt sie ab!“
„Nein! Nein! Das dürft Ihr nicht! Lasst mich los!“
Die Soldaten schleppten mich in die Bastille, wo ich erst einmal blieb.
Meine Zeit vor Gericht war nicht leicht. Meine Aussagen wurden ins Gegenteil verkehrt und ich wurde letztendlich für Schuldig befunden, da es keinen glaubwürdigen Zeugen gab.
Und dann kam die Verlesung des Urteils. Ich dachte, ich würde gleich an einem Herzinfarkt sterben, als ich hörte, dass ich am nächsten Tage am Galgen baumeln würde.
Als ich zurück in das feuchte und dreckige Gefängnis zurückgebracht worden war, weinte ich vor Verzweiflung. Allerlei Gedanken schossen mir durch den Kopf: Wie wird wohl meine Mutter reagieren wird, wenn ich nicht zurückkomme. Was das wohl für ein Gefühl ist, wenn man stirbt? Plötzlich fiel etwas aus meiner Jackentasche.
Quasimodos Holzfigur. Ich drückte die Figur an mich. Da trat jemand in meine Gefängniszelle.
Quasimodo.
„Regina. Wie geht es dir?“, fragte er mich.
„Wie soll es mir schon gehen? Ich werde Morgen gehängt!“
„Was?!“
Ich weinte.
Quasimodo legte seine Hand auf meine Schulter und ich legte meinen Kopf an seine Schulter.
„Was soll ich nur machen?“
„Keine Angst. Du wirst nicht sterben, dafür werden wir sorgen.“
„Wir? Wen meinst du mit wir?“
„Na ich und deine restlichen Freunde.“
„Ich will nicht, dass du dich wegen mir in Gefahr begibst.“
„Aber ich bin dir noch etwas schuldig, weißt du noch?“
Plötzlich küsste er mich auf die Wange.
Ich wurde knallrot im Gesicht.
„Ich muss dir ein Geheimnis anvertrauen.“, flüsterte er mir zu.
„Welches denn?“
„Ich liebe dich.“
„Was?!“, ich schreckte zurück.
„Ich habe meine Gefühle vergraben, weil ich dachte, wir würden uns nie wieder begegnen. Du hast so viel für mich getan, du hast mein Leben verändert. Nur durch dich bin ich nicht mehr Einsam.“
„Und ich bin es dafür umso mehr.“
„Was redest du da?“
„Du hast eine Familie, die dich liebt. Warum solltest du das alles wegwerfen, nur wegen mir?“
„Weil du ein ganz besonderer Mensch bist. Du bist mutig, du hast einen starken Gerechtigkeitssinn. Du bist so, wie ich immer sein wollte.“
„Aber so bin ich nicht!“, ich sprang auf.
„Natürlich!“
„Du hast doch keine Ahnung, wer und wie ich wirklich bin! Ich bin ein Feigling! Ich laufe vor allem davon, was mir Angst macht. Am liebsten würde ich jetzt auch abhauen!“
„Ich glaube, in dieser Situation wäre jedem so zumute. Komm, beruhige dich bitte ein bisschen, ja?“
Ich seufzte und setzte mich wieder neben Quasimodo.
Er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich.
„Qu-Quasi… W-was soll das?“, fragte ich ihn.
Er schien mich nicht gehört zu haben und strich mir mit der anderen Hand übers Haar. (Meine Standardfrisur ist ein Pferdeschwanz, der im Nacken von einem dicken, flauschigen Haargummi zusammengehalten wird. Doch vor der Verhandlung hatte mir einer der Soldaten das Haargummi herausgerissen.)
„Du hast wunderschönes Haar, jetzt wo du deine Haare offen trägst, bemerke ich es erst.“
Mir wurde das ganze langsam zu viel: „Hör auf damit, du machst mir Angst. So kenne ich dich gar nicht.“
„Entschuldige, ich wollte nicht aufdringlich sein, doch ich kann nicht anders. Ich konnte heute einfach nicht bei Madeleine bleiben, während du hier in einem feuchten Kerker die Gesellschaft von Ratten genießt.“
„Igitt! Wo?!“
„Ich sehe keine, aber es heißt, in der Bastille fühlen sie sich besonders wohl.“
„Oh, mein Gott! Womit habe ich das verdient?“
„Keine Angst, du bist ja nicht alleine.“
„Ich bin der Glücklichste Mensch auf Erden, weil ich dich zum Freund habe.“
„Wirklich?“
„Ja.“
Wir kamen uns näher, und näher… Doch als sich unsere Lippen fast berührten, stieß ich Quasimodo plötzlich von mir weg.
„Was sollte denn das? Oh, ich verstehe, du hast Angst vor mir. Wer könnte denn schon jemanden wie mich…“
Ich unterbrach ihn, indem ich meine Hand leicht auf seine Lippen legte. Ich wusste, was er sagen wollte: „Nein, nein, nein. So ist es nicht. Wenn es so wäre, hätte ich mich bestimmt nicht verliebt, oder?“
„Warum denn dann?“
„Ich will Morgen nicht mit einem schlechten Gewissen sterben.“
„Du wirst nicht sterben, schon vergessen?“
„Was wird denn aus mir, wenn du mich rettest? Ich werde in ein anderes Gefängnis landen, denn als verurteilte Mörderin bin ich eine Ausgestoßene und selbst in Notre-Dame nicht sicher.“
„Warum?“
„Weißt du, wer der Mann war, der mich abgeführt und angeklagt hat?“
„Nein.“
„Jean Frollo, der jüngere Bruder von Claude Frollo, deinem ehemaligen Ziehvater.“
„Was?“
„Er wird alles tun, um seine Rache zu bekommen, er ist genauso wie sein Bruder. Deshalb können wir davon ausgehen, dass er auch vor Notre-Dame nicht Halt macht.“
„Dann werde ich euch mit meinem Leben verteidigen, genau wie damals bei Esmeralda.“
„Weißt du eigentlich, was dich erwartet, wenn es schief geht? Sie werden dich bestrafen. Ich möchte nicht, dass du wegen mir Schmerzen erleiden musst.“
„Wenn ich dein Leben retten kann, würde ich sogar in die Hölle gehen.“
„Qu-Quasi… Lass das!“
Doch es war zu spät, seine Lippen lagen bereits auf meinen. Ich hatte noch keine Erfahrung, was Liebe betrifft, doch ich konnte auch nicht mehr darüber nachdenken. Ich war schon in voller Leidenschaft zu ihm entbrannt, und es wollte einfach nicht aufhören. Dieses Gefühl, dieses seltsame Kribbeln, das mir durch Mark und Bein ging.
Wir lebten unsere Liebe und unsere Lust richtig aus, als wäre es für uns beide das letzte Mal…
Die Nacht verging sehr schnell. Und ehe ich mich versah, war es auch schon Morgen. Der Morgen meiner Hinrichtung.
Quasimodo war schon gegangen, ohne dass ich es gemerkt hatte.
So saß ich in meiner Zelle und wartete auf den Galgen.
Als die Sonne sichtbar wurde, wurde ich zum Galgen gebracht, der auf dem Platz vor Notre-Dame stand. Ich sollte also, mit Blick auf meine Lieblingskirche gehängt werden.
Als mir die Schlaufe des Seils um den Hals gelegt wurden war, wurde das Urteil verlesen, von Jean Frollo. Denn er war seinem Bruder gefolgt und auch Richter von Paris geworden.
Ich stand hilflos und ängstlich auf der Falltür, die auf Frollos Zeichen vom Henker mit einem Hebel geöffnet und mich gnadenlos ersticken wollte.
Jehan Frollo kam auf mich zu und sagte: „Ich gebe dir noch eine letzte Chance, ich bin nicht gerne für den Tod so junger, hübscher Mädchen wie du eines bist verantwortlich.“
„Das kann ich mir kaum vorstellen.“
„Wenn du deine Tat gestehst, werde ich eine sanftere Exekution für dich finden.“
„Warum sollte ich etwas gestehen, was ich nicht begangen habe und was nur durch Lügen mir angelastet wird?“
„Du willst also lieber Sterben?“
„Mir glaubt ja sowieso keiner. Und meine Freunde sind ja unglaubwürdige Zeugen!“
Doch bevor der Henker den Hebel betätigen konnte, hatte mir schon jemand die Fesseln aufgeschnitten und ein anderer den Henker niedergeschlagen.
Ich wurde von Esmeralda vom Pranger gebracht und in einen Unterirdischen Gang gebracht.
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Alt 20.04.2006, 08:13   #2
Lily P.
 
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Standard Rückkehr nach Paris Teil 2

Durch den Unterirdischen Gang kamen wir ins innere von Notre- Dame.
„Danke. Aber jetzt bin ich wieder eine Gefangene.“, sagte ich, als wir im Glockenturm waren.
Quasimodo, der den Henker niedergeschlagen hatte, kam hinter uns her: „Warum? Du bist in Sicherheit.“
„Hast du vergessen, dass Frollo keinen Halt vor der Kathedrale gemacht hat? Sein Bruder wird nicht anders sein!“
„Und ich werde das wiederholen, was ich Gestern gesagt habe: Dann werde ich dich mit meinem Leben verteidigen!“
„Ich habe Angst. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
Und das sollte schneller passieren, als mir lieb war. Denn am ersten Weihnachtsfeiertag (die Franzosen feiern nur den 25. Dezember Weihnachten),waren Katherine und Zephyr, Esmeraldas Sohn, unten auf dem Platz und spielten Schneeballschlacht, bis Katherine plötzlich von einem Mann verschleppt wurde. Dieser Mann war Jean Frollo, der sich an uns rächen wollte.
Er schleppte das arme Mädchen zu jenem Turm, der von Quasimodo als seinen Lieblingsort bezeichnet wurde.
Jean Frollo wollte Katherine vom Turm in die Tiefe werfen.
Katherine schrie und strampelte wild umher. Doch Jean Frollo dachte nicht daran, sie freizulassen.
Zephir war sofort zu uns gerannt und berichtete Quasimodo aufgeregt, was passiert war.
Sofort rannten Quasimodo, Madeleine und ich zum besagten Turm, um Katherine zu retten.
Jean Frollo hielt Katherine in die Tiefe, während Katherine von oben rief: „Papa! Hilf mir!“
„Du kannst schreien, wie du willst, er kann dir nicht helfen!“, sagte Jean Frollo.
„Warum tut Ihr das?!“, rief Quasimodo hinauf.
„Ihr habt mir das genommen, was mir am wichtigsten war, jetzt nehme ich euch, was euch am wichtigsten ist!“, sagte Jean Frollo
„Aber das ist doch keine Lösung! Das bringt Euch Euren Bruder auch nicht zurück!“, rief ich.
„Dafür bringt es mir Vergeltung!“
Quasimodo rannte die Treppen des Turms hoch, gefolgt von Madeleine. Doch sie kamen nicht auf den Balkon hinaus. Jean Frollo hatte die Tür abgeschlossen.
Quasimodo versuchte mit Gewalt, die Tür aufzubekommen. Kaum war ihm das gelungen, hörten er und Madeleine ihre Tochter schreien: „Katherine!“, riefen die beiden wie aus einem Munde.
Madeleine brach weinend zusammen, während Jean Frollo sie nur so angrinste, vor Befriedigung.
„Wie konntet Ihr das nur tun?“, rief Quasimodo Zornig und wollte sich schon auf Jean Frollo stürzen, als ich von unten rief: „Quasi! Keine Angst! Alles in Ordnung! Ich habe sie aufgefangen, es geht ihr gut!“
Quasimodo schaute zu mir herunter. Ich hielt Katherine auf meinem Arm und sie winkte ihrem Vater zu.
Madeleine kam sofort hinunter gerannt, um ihre Tochter in den Arm zu schließen.
Ich rannte den Turm hoch, wo Quasimodo mir entgegenkam und mich umarmte: „Danke, Regina. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann.“
„Das musst du nicht. Du hast mir doch schon genug gegeben.“, sagte ich.
Quasimodo lief rot im Gesicht an.
Und Jean Frollo? Na der war stocksauer, dass sein Plan nicht gelungen war.
Ich brachte jetzt ihn vor Gericht und er verlor. Für den neuen Richter waren meine Zeugen und ich mehr als glaubwürdig.
Jean Frollo wurde seines Amtes enthoben und musste erstmal einige Zeit im Kerker absitzen.
So lief doch noch alles gut. Und was mich betraf: Ich wurde vom König begnadigt und musste nicht sterben.
Aber was wurde aus mir und Quasimodo? Diese Sache mit Jean Frollo und dem Turm hat mir nur gezeigt, wie sehr er an seiner Familie hing, und ich beschloss, nicht mehr daran zu denken.
Doch ich feierte das Weihnachtsfest mit seiner Familie. Und es war wunderbar. Ich dachte schon fast, ich gehöre dazu.
Die Welt war in Ordnung. Jedenfalls für Quasimodo und seine Familie.
Am Abend, als Katherine schon schlief, zog Madeleine mich zu sich und sagte: „Er liebt dich, oder?“
„Wer? Von wem redest du?“, fragte ich.
„Von Quasimodo.“
Ich wurde rot im Gesicht: „Naja… Natürlich liebt er mich. Als Freund. Mehr nicht.“
„Nein, du lügst. Ich fühle es genau. Seitdem er aus dem Kerker zurückkam, war er so anders.“
Ich seufzte: „Du hast recht. Aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich liebe ihn Doch er liebt dich. Nur dich. Er tat nur so, als würde er mich lieben, um mich aufzuheitern.“
„Ach wenn. Er hat es getan! Also ist es so.“
Wütend ging Madeleine davon.
Quasimodo kam zu mir und sagte: „Warum hast du das gesagt?“
Es ist doch wahr.“
„Nein, ist es nicht. Das weißt du genauso gut wie ich.“
„Nein, es ist wirklich so!“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Aber das geht nicht! Wir leben in völlig verschiedenen Welten. Wie soll das denn funktionieren? Wir müssen uns damit abfinden. Wir können nicht zusammen sein. Tut mir leid. Ich muss wieder nach hause. Ich kann nicht hier bleiben.“
„Warum?“
„Das weißt du ganz genau. Ich komme aus der Zukunft, du gehörst hierher in die Vergangenheit, zu deiner Familie. Aber das ändert nichts daran, dass wir Freunde bleiben, egal, was passiert. Ich vergesse dich nicht.“
„Ich dich auch nicht. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“, sagte ich und lächelte.
Ich ging wieder die Treppe vom Glockenturm hinunter. Als ich unten ankam, war ich wieder in der Zukunft.
Ich blickte ein letztes Mal auf Notre-Dame, bevor ich ging. Ich verbrachte noch eine wunderbare Woche in Paris, denn im Paris der Zukunft, beziehungsweise in der Gegenwart waren gerade mal wenige Stunden vergangen, während ich fast eine Woche in der Vergangenheit war.
Naja, es waren ja auch dort 14 Jahre vergangen, seit dem ersten Treffen mit Quasimodo, während es in der Gegenwart gerade mal 3 Jahre waren.
Ich war sehr beeindruckt von den Sehenswürdigkeiten von Paris.
Doch meine Lieblingssehenswürdigkeit ist und bleibt die Kathedrale Notre-Dame de Paris.
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