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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 07.04.2005, 18:48   #1
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224

Standard Wer bist du?

Hi (bin neu hier),

Ich würd' gern mal ernst gemeinte Kritik hören, also, zB von Menschen, die tatsächlich Ahnung von Lyrik haben.
Ich habe eigentlich nicht sonderlich auf die Form geachtet, nur um euch vorzuwarnen. So bewandert bin ich in dem Bereich nämlich ehrlichgesagt nicht.
Naja, zerreist es mal, vll auch inhaltlich, wäre ganz nett zu wissen wie's rüberkommt

--

So höre mich,
du kleiner Geist,
der du in meinem
Kopf rum kreist.
Lass mich brennen,
lass mich beben,
will den Untergang erleben.

Zeig mir die Schönheit dieser Welt,
die mich für unzerbrechlich hält.
Zeig mir den Mensch auf dieser Erde,
auf den ich mich stützen werde.

Lass mich brennen,
lass mich beben,
will meinen Untergang erleben.

Zeig mir Liebe, ein letztes mal,
lass mich leiden, diese Qual.
Zeig mir Hass auf jenes Licht,
ertrage meine Sehnsucht nicht.

Und dann, so erbarme dich,
nimm den Dolch: Ersteche mich!
Auf dass aus dem trocken Blut,
erneut entsteht, brennend' Glut.
Und mit einem Flügelschlag,
ich mich nochmal ins Leben wag'...
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2005, 16:57   #2
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hallo Silent Winter,

in dem Du Leute zur Kritik einlädst, die Ahnung von Lyrik haben, verschreckst Du vermutlich potientielle Kritiker - denn jeder geht sofort beunruhigt in sich (habe ich nun Ahnung von Lyrik? Habe ich keine?) Ob ich wirklich Ahnung habe, weiß ich nicht, aber ich beschäftige mich schon eine Weile damit. So nimm nun, um was Du betteltest...

Zitat:
So höre mich, du kleiner Geist,
der du in meinem Kopf rum kreist.
Lass mich brennen, lass mich beben,
will den Untergang erleben.
xXxXxXxX (8 )
xXxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxXx
Für die metrische Betrachtungsweise habe ich Deine Zeilen mal etwas umgestellt. Denn für meine Begriffe dienen Deine Zeilenumbrüche nur der optischen Spielerei und verschleiern letztlich nur den von Dir verwendeten Paarreim - hat aber nichts geholften, ich habe ihn dennoch gesehen !
Du verwendest in Z 1&2 einen vierhebigen Jambus, in Z 3&4 einen vierhebigen Trochäus. Weder an den Reimen noch an der Metrik ist hier etwas auszusetzen...

Zitat:
Zeig mir die Schönheit dieser Welt,
die mich für unzerbrechlich hält.
Zeig mir den Mensch auf dieser Erde,
auf den ich mich stützen werde.
xXxXxXxX (8 )
xXxXxXxX
xXxXxXxXx (9)
XxXxXxXx (die einsilbigen Wörter lassen sich auch anders betonen)
Du siehst, hier langst Du aus dreierlei Gründen daneben: zum einen hat Zeile 3 eine Silbe zuviel, was, das Du bis dahin konsequent 8 Silben pro Zeile verwendest, etwas irritiert. Zum anderen harmonieren die Zeilen 3&4, die ja ein Reimpaar bilden, metrisch nicht miteinander, da Du nun in Z3 ebenfalls einen Jambus benutzt (@ Schatten: übrigens mit weiblicher Kadenz, d.h. zweisilbiges Wort am Ende der Zeile, das auf der vorletzten Silbe betont wird ). Und drittens, weil Du das metrsiche Schema der ersten Strophe verlässt und dies (vor allem) nicht beabsichtigt scheint!
Aber eigentlich lässt sich dieser Faux-Pas recht einfach beheben:
streich in Z3 das mir! Dann lässt sich das Zeig zu Beginn betonen, so dass wir zu folgendem metrsichen Schema gelangen:
XxXxXxXx - und voilà: 4-hebiger Trochäus und alles ist gut!
(Noch ein Tipp: vielleicht ist es sinnvoll, auch das auch zu streichen und dafür den Mensch(en) nicht so zu verkrüppeln, metrisch ist das egal:
Zeig den Menschen dieser Erde)

Zitat:
Lass mich brennen, lass mich beben,
will meinen Untergang erleben.
Noch mal eine Teilwiederholung der ersten Strophe. Warum nicht, gibt Deinen Zeilen etwas liedhaftes...

Zitat:
Zeig mir Liebe, ein letztes mal,
lass mich leiden, diese Qual.
Zeig mir Hass auf jenes Licht,
ertrage meine Sehnsucht nicht.
XxXxxXxX (9)
XxXxXxX (8 )
XxXxXxX
xXxXxXxX
Okay, hier zerbricht nun langsam Dein Dir selbst gegebenes Gefüge. Schade, denn diesen Wechsel von Jamben ud Trochäen fand ich recht gelungen, da er die leicht naive Reimform (ist nun man so beim Paarreim) etwas in den Hintergrund drängt. Ich habe ein wenig gegrübelt und hätte für die ersten beiden Zeilen eine Alternative vorzuschlagen, vielleicht eine Anregung für Dich:
So zeig mir Liebe noch ein Mal
verspüren will ich diese Qual

xXxXxXxX (8 )
xXxXxXxX
Für die Z4 fällt mir allerdings auf die Schnelle nicht recht was ein, falls Du sie überarbeiten solltest, würde ich darauf achten, sie um eine Silbe zu kürzen und im Trochäus zu schreiben.

Zitat:
Und dann, so erbarme dich,
nimm den Dolch: Ersteche mich!
Auf dass aus dem trocken Blut,
erneut entsteht, brennend' Glut.
Und mit einem Flügelschlag,
ich mich nochmal ins Leben wag'...
xXxxXxX
XxXxXxX
XxXxXxX
xXxXXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX
Diese Strophe ist deutlich anders als die Bisherigen, ein anderes metrisches Schema (und auch nach Gusto andere Veränderungen) sind also durchaus legitim. Dennoch wäre es schön, wenn das Metrum nicht so holpern würdew. In Z 1&4 bspw sieht man, dass sich Hebungen und Senkungen (im Gegensatz zur Grundtendenz in Deinen Zeilen) nicht konsequent abwechseln. Auch würde ich in den jeweiligen Reimpaaren dieselben Versfüße verwenden. Insgesamt wirkt es ein wenig, als sei Dir am ende ein wenig die Puste ausgegangen...

Inhaltlich lässt mich Dein ende übrigens ein wenig an einen Phoenix denken, auch wenn ich die anfänglichen Zeilen da noch nicht unterzuordnen vermag.

Insgesamt für jemanden, der (Eigenzitat) in diesem Bereich nicht sonderlich bewandert ist, ein guter Anfang. Aber an die Feinarbeit würde ich mich noch einmal machen.

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2005, 10:58   #3
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224

Danke dir! Ich werd mich da heute Abend mal dransetzen, wenn ichdie Ruhe finde ;)

Ja, ehrlichgesagt bin ich sogar jemand, der mit den ganzen Reim-Begriffen sehr wenig anfangen kann, ich hab' da nur diese äußerst oberflächlichen Kenntnisse aus der 7. Klasse (auch schon ein Weilchen her :o )

1)
Das Zeilenumbruch-Chaos der ersten Strophe war völlig beabsichtigt. ;)

2)
Das mit dem Menschen wird geändert, gute Idee. Damit würde auch die Wortwiederholung des "auf" wegfallen.
Das "mir" wegzulassen, muss ich nochmal überdenken ;) vielleicht lässt's sich ja anders beheben.

3)
Zitat:
Zeig mir Liebe, ein letztes mal,
lass mich leiden, diese Qual.
Zeig mir Hass auf jenes Licht,
ertrage meine Sehnsucht nicht.

XxXxxXxX (9)
XxXxXxX (8 )
XxXxXxX
xXxXxXxX
Hier komme ich selbst allerdings auf
XxXxxXxX (8)
XxXxXxX (7)
Korrigier mich, wenn ich falsch liege :)

Den Vorschlag

Zeig mir Liebe, ein letztes mal,
lass mich leiden, diese Qual.


in

So zeig mir Liebe noch ein Mal
verspüren will ich diese Qual


umzuändern finde ich sehr schön. Allerdings würde die erste Zeile dann aus diesem Wiederholungs-Schema rausfallen, da kämpfe ich ein wenig mit meinem Gewissen. Zudem das "verspüren" mir auch nicht so ganz zusagt.
Ich mag Wiederholungen an sich, allerdings denke ich manchmal, ich sollte damit sparsamer hantieren. Auf dauer fällt's nämlich auch auf die Nerven. Kleine Frage zwischendurch: Denkst du, da sind zu viele Wiederholungen drin?

5)
Bei der letzten Strophe hatte ich in der Tat einige Probleme einen Schluss zu finden. Ich wollte die letzten vier Zeilen eigentlich in zwei verpacken, allerdings scheint mir das immernoch relativ unmöglich.
Vor allem weil sie dabei irgendwie weniger gewichtet scheinen würden, das würde mir nicht zusagen.
Mh, ja. Mal sehen, was mir heute Abend noch dazu einfällt.
Das Phoenix-Motiv hat mich ein wenig dazu inspiriert, das so zu gestalten - ich dachte mir schon, dass es auffällt.

Edit:
Was mit gerade auffällt, deine Formulierung "das Gefüge zerbricht" war sehr treffend, aber wenn ich das gerade mit dem Inhalt verknüpfe:
Es ist ungefähr die Stelle, an der auch das inhaltliche Gefüge etwas aus dem Rahmen bricht, das lyrische Ich dachte bis dahin, bzw eher bis "will meinen Untergang erleben" eher an die glücklichen Seiten, die es haben könnte, erneut zu lieben. Bis es - ohne, dass ich jetzt jemandem die Interpretation vermiesen will - zu dem Entschluss gelangt, dass es eigentlich eine Qual darstellt (bzw, das Ich malt es sich so aus). Es möchte sich dennoch darauf einlassen, möchte gewissermaßen erst verbrannt werden um das erneut fühlen zu können, was ihm evtl. Schmerz bereitet hat. Es "erträgt die Sehnsucht nicht". Und da bricht es an sich inhaltlich ein wenig.
(Vll. hätte ich nach dem ersten Brennen/Beben lieber 'Neuanfang' gewählt, statt 'Untergang'. Trifft es IMO besser.)
In der letzten Strophe sollte es aber wieder gerade sein. Da da ja quasi der Entschluss/die Einsicht gefasst/gemacht ist. Das muss ich noch biegen.
--

Über weitere Meinungen würde ich mich sehr freuen! :)
Das sollte nicht verschreckend wirken, ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich gerne konstruktive Kritik annehme ;)
Auch inhaltlich, natürlich.
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2005, 12:53   #4
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224

Ha, Jetzt schon Zeit gefunden ;)

-

So höre mich, du kleiner Geist,
der du in meinem Kopf rum kreist.
Lass mich brennen, lass mich beben,
einen Neuanfang erleben.

Zeig mir die Schönheit dieser Welt,
die mich für unzerbrechlich hält.
Zeig' den Menschen dieser Erde,
auf den ich mich stützen werde.

Lass mich brennen, lass mich beben,
will meinen Untergang erleben.

So zeig mir Liebe noch ein Mal
spüren will ich diese Qual.
Zeig mir Hass auf jenes Licht,
ertrage meine Sehnsucht nicht.

Und dann, ja, so erbarme dich:
zur Hand den Dolch, ersteche mich!
Auf dass nun aus dem trocken Blut,
erneut entsteht, die brennend' Glut.
Und mit gewalt'gem Flügelschlag,
ich mich nochmal ins Leben wag'...

--

Wie gesagt, ich hab' nicht so viel Ahnung. Passt die letzte Strophe jetzt? (Auch wenns nur relativ billige Füllwörter sind )
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2005, 09:21   #5
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Zitat:
Und dann, ja, so erbarme dich:
zur Hand den Dolch, ersteche mich!
Auf dass nun aus dem trocken Blut,
erneut entsteht, die brennend' Glut.
Und mit gewalt'gem Flügelschlag,
ich mich nochmal ins Leben wag'...
xXxXxXxX 8
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Du siehst, nun ist es ein 4-hebiger Jambus (xX), der nirgends mehr aus dem Tritt kommt. Mit den Füllwörtern ist das so eine Sache: ganz um sie herum kommt man selten, wenn man die Metrik beachtet, aber natürlich ist es ein Ziel, sie weitgehend zu vermeiden... manchmal ist es da hilfreich - auch zur Lösung anderer Textprobleme - das Gedicht für einige Zeit ruhen zu lassen und sich später noch einmal heranzusetzen. Man ist dann meist leichter bereit, sich von Formulierungen zu lösen, die man zuvor für unverzichtbar hielt...

Das Ende gefällt mir jetzt abre erheblich besser. Allerdings solltest Du in Deinem Gedicht die Verwendung des Apostrophs konsequent handhaben (also zB entweder beide zeig mit oder ohne).

Zitat:
Hier komme ich selbst allerdings auf
XxXxxXxX (8)
XxXxXxX (7)
Korrigier mich, wenn ich falsch liege
Räusper... naja, ich kann eben mit Worten besser umgehen als mit Zahlen ...

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2005, 11:19   #6
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224

Ich hab beim umschreiben nicht wirklich aufs Apostroph geachtet, aber es stimmt schon.
Das sind eben kleine Feinheiten, kann man immer noch dazutun.

Aber dankeschön, dass du dich damit auseinander gesetzt hast, das freut mich sehr.
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
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