Meister Tod

[Ex Albatros]

Der Tod ist ein gewissenhafter Meister.
Wir riefen ihn nicht und doch stand er da.
Folgt' uns von Kindesbeinen wie ein Schatten,
und war uns schon im Schwarze-Mann-Spiel nah.

Der Tod ist ein erbitterter Gerechter.
Holt' sich noch jeden pünktlich in sein Reich.
Denn hat des Menschen Stunde erst geschlagen,
gilt ihm der Sünder wie der Heil´ge gleich.

Der Tod ist ein allwissender Bewahrer.
Schafft durch sein Nehmen Kommenden den Raum.
Trifft scheinbar wahllos ganze Völkerscharen,
schont auch daheim des Einzelnen gar kaum.

Der Tod ist ein geübter Maskenträger.
Naht' vielen als Erlöser sich im Schmerz.
Schien andern wie ein heimlicher Verführer
und trieb als Wegelag'rer üblen Scherz.

Der Tod ist unser glühendster Verehrer,
denn ohne uns da gäbe es ihn nicht.
Und ob er nimmt freut er sich jedes Lebens,
grinst Kindern schiefverwegen ins Gesicht.

Der Tod, das ist der letzte Feind des Menschen,
und unser Tun erst brachte ihn ins Sein.
Nur eines Einz'gen bittres Überwinden,
raubt' ihm den Stachel zum Verlorensein.

Der Tod ist wie ein stilles Meer am Abend,
in das die Sonne langsam niedersinkt.
Und wenn der letzte Strahl diesseits gebrochen,
am andern Ufer neuer Tag uns winkt.

[Yve]

Original von Albatros
Der Tod, das ist der letzte Feind des Menschen,
und unser Tun erst brachte ihn ins Sein.

Meine absoluten Lieblingszeilen. Das ganze Gedicht gefällt mir wirklich sehr gut.
Yve

[Ex Albatros]

Hallo Yve,

diese Aussage habe ich aus der Bibel, genauer gesagt aus dem 1. Korin-
therbrief, Kap. 15 Vers 26, wo es in der Übersetzung von 1984 heißt:
"Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod." Dies nur zu Deiner
Information.

Gruß Albatros