Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Kolumnen, Briefe und Tageseinträge

Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 07.09.2010, 01:38   #1
männlich sonosdemozos
 
Dabei seit: 09/2010
Ort: München
Alter: 35
Beiträge: 7

Standard Wie ein Pickel

Ich bin heute Morgen wie schon so oft in meinem Leben aufgewacht und darauf hin aufgestanden, da die Uhr auch eine fortgeschrittene Tageszeit anzeigte, war das auch eine recht gute Idee. Mein nächster Gang an diesem Tag sollte mich prompt zur Toilette führen und hierfür gibt es auch mehrere plausible Gründe: Zum Einen schrie die Blase nach einer baldigen Entleerung und zum anderen hatte ich auch gerade nichts besseres zu tun. So bin ich der Aufforderung letztendlich nachgegangen. Doch dies soll keine Geschichte über meinen Tag sein und schon gar nicht über meine Pinkelgewohnheiten. Nein, das was ich eigentlich erzählen will kommt nun:
Als ich mir also nach dem Geschäft die Hände waschen wollte, was ich übrigens immer mache wenn die Möglichkeit dazu gegeben ist, zum Beispiel bei den Bahnhofstoilette lass ich es, weil da holt man sich doch eher noch mehr Krankheiten am Waschbecken und man sollte einfach nur zusehen, dass man da schnell wieder hinauskommt und wenn ich Freiluftpinkeln veranstalte dann wasch ich mir zum Beispiel auch nicht die Hände, wo auch.
Aber nun wieder zum Wesentlichen meiner Erzählung. Ich steh da gerade am Waschbecken und will mir die Hände waschen, da fällt mein Blick unglückseligerweise in den Spiegel. Unglückselig nicht weil ich mein Spiegelbild nicht ertrage, ehrlich gesagt finde ich mich eigentlich schon geil, nein unglückselig weil da ein dicker, roter, weißverkappter Pickel war. Ja, der war da so einfach, keine Ahnung wo der herkam oder was seine Beweggründe waren sich da niederzulassen. Er war einfach da. Und dann auch noch an einer sehr ungünstigen Stelle, rechts unten an der Nase, einfach sehr schwer zu erreichen. Was nun? Naja , ich hab mein ganzes Fachwissen aus- und erst mal, auf Handarbeit setzend, so richtig angepackt.
Erst von rechts und links und dann von oben und unten, dann diagonal, ach was hab ich alles probiert, aber nichts ist passiert. Es gibt aber noch andere Mittel und Wege. Dann kam eine Pinzette zum Einsatz. Ein bisschen Haut und quetschen, aber auch dieser Weg war alles andere als Erfolg versprechend. Eigentlich wollte ich es dann mal mit einer Nadel probieren und vorsichtig alles herauspulen, aber wo hab ich bloß die Nadel hingelegt? Ich habe gesucht und gesucht, aber sie war nicht aufzutreiben.
Erschüttert und resigniert starrte ich in den Spiegel. Was nun? Einfach aufgeben und darüber hinwegsehen? Gut, für mich ist das ganz einfach, da meine Augen praktischerweise über der Nase angebracht sind und ich sowieso schon immer darüber hinweggesehen habe. Aber die Blicke der Anderen, die kann ich sehen. Es ist einfach nur katastrophal, aber wenn ich jetzt aufgebe, dann ändert sich da auch nichts, also Zähne zusammenbeißen und nach einmal ran an den Pickel.
Wieder setze ich meine ganze Muskelkraft ein und eine günstige Position der Finger machte schließlich dem Pickel mit einem großen Knall, der entweder von dem Stein kam, der mir vom Herzen gefallen ist oder von der weißen Kuppe, die beinahe mit Lichtgeschwindigkeit gegen den Spiegel gedonnert ist, den Gar aus.
Aber wieso erzähle ich diese Geschichte? Wieso berichte ich ganz ausführlich von einer so intimen Tätigkeit im heimischen Badezimmer? Weil mir dieser Pickel die Augen geöffnet hat und mich um eine ganz simple, wie auch tiefsinnige Lehre bereichert hat:

Das Leben ist wie ein Pickel, wenn man nicht kräftig anpackt, dann kommt auch nichts raus!
_______________________________________________

hab's jetzt mal hier reingepackt da ich es eher in Richtung Essay sehe als sonstige Geschichten

Grüße

sonosdemozos
sonosdemozos ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Wie ein Pickel




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.