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Alt 03.01.2006, 19:50   #1
paxo
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 2


Standard Bitte achten Sie stets auf die Reinheit Ihres Herzens

Der Tag hatte mit Regen begonnen. Für später war Sturm angesagt und die Typen vom Wetterdienst sollten Recht behalten. Der Himmel war drauf und dran, aus allen Wolken zu fallen, als meine Karre sich anschickte, in dieser gottverlassenen Scheißwüste zu verrecken.
Die ersten Tropfen begrüßte ich mit einem dämlichen Kichern. Um mich herum begann es also wie verrückt zu donnern und zu blitzen und ich sagte mir „Scheiße, wenn du nur den Mumm hättest“, und eine unbestimmte Sehnsucht durchströmte mich. Ich nahm’s persönlich und beschloss, mich ein wenig ins Zeug zu legen. Es ist immer besser, das sinkende Schiff zu verlassen, solang die Zeit es zulässt. In der Hinsicht macht mir keiner was vor, ich bin da Profi drin. Es galt also, die Ruhe zu bewahren. Dieses verdammte Gewitter würde schon irgendwann aufhören, das war mal sicher.
Vor einer halben Stunde hatte ich ein Aquarium gekauft, ich kam gerade aus der Stadt. Der Typ hatte nur gemeint, „Passense auf, dasses Ihnen nicht kaputt geht. Was meinense, wie viele Leute schon so ein Ding kaputt gekriegt haben, noch bevor sie zu Hause waren...?“. Ich begnügte mich damit, ihm sein Geld zu überreichen, und dann machte ich, dass ich da rauskam.
Das Ding ruhte jetzt auf dem Beifahrersitz. Okay, es sah nicht unbedingt aus wie ein Gutes, aber es würde schon seinen Zweck tun, sagte ich mir. Das war es auch, was der Kerl mir erzählt hatte. Es wurde etwas leiser und so langsam hörte der Regen auf, gegen die Scheiben zu peitschen. Ich nahm einen kräftigen Zug von meiner Zigarette. Nichts ist so schön wie aufwachen und bemerken, dass alles nur halb so schlimm ist. In einem Anflug von totaler Benebelung drehte ich den Zündschlüssel und, siehe da, der Wagen tat’s also wieder. „Das hätte böse enden können“, dachte ich mir. In Wahrheit bin ich der Ansicht, man darf sein Glück nicht überstrapazieren.
Auf der Fahrt passierte nichts Besonderes, nichts Erwähnenswertes. Die eine oder andere Frau gab mir Anlass zum Träumen und die Vollidioten, von denen sie sich bumsen ließen, hielten sich an ihren Taillen fest, falls ein Windstoß kommt oder was weiß ich.
Als ich mein Auto verließ, fiel mir der erste Sonnenstrahl des Tages mitten ins Gesicht. Es kam mir vor wie eine Einladung und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. War so nicht das ganze Leben? Man ist irgendwo da oben, fällt, dreht sich um und klettert erneut. Das ist die Portion Fairness, die das Leben für uns übrig hat, ich sah darin eine Art Garantie, dass die guten Momente auf jeden Fall überwiegen.
Jetzt dampften mir die Bürgersteige unter den Füßen weg und die Luft roch, wie sie nach dem Regen riecht, rein und nach Neuanfang. Mit einem leichten Rauschen im Ohr machte ich mich auf den Weg. „BITTE ACHTEN SIE STETS AUF SAUBERES WASSER!!“, las ich, das Aquarium auf dem Arm.
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