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Alt 06.06.2012, 16:00   #1
männlich Zebulon
 
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Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 60

Standard nontitlet

Salü Miteinander
Nachstehender Text ist von einem Freund. Er hätte dazu gerne die Meinung von Kompetenten Schreiberlingen, hauptsächlich vom Schreibstyl und der Wortwahl.
Inhalt ist sekundär.

Text zum Thema, Wieso habe ich mich für die Trompete entschieden?

Ich spazierte durch den Laden meines Onkels. Ich war acht und das Interesse an Musik stieg und brodelte, in einem Angst einflössenden Ausmass, Sekunde für Sekunde in mir auf. Es war an der Zeit ein Instrument zu wählen. Die Qual der Wahl. Die gesamte Vielfalt der klassischen Musik (eine andere kam niemals in Frage) stand mir offen. Instinktiv lief ich auf das Regal der Trompeten zu und schnappte mir eine. Dies war die Geburtsstunde der Wohl grössten Leidenschaft die ich, Mozart, der Kaiser Österreichs und gänzlich der Rest der Menschheit und deren Geschichte jemals empfand und/oder empfinden würde.
Jetzt... 14 Jahre später frage ich mich zum ersten Mal, warum eigentlich? Warum habe ich mich auf dieses Instrument fixiert? So mancher würde sagen, weil mein Onkel selbst diese in Klang gefasste Göttlichkeit durch das Praktizieren des Trompetenspiels zum Ausdruck zu bringen vermag. Oder weil zwei meiner Freunde dies ebenso versuchten.
So mancher ja... ich... ich nicht.
Es war eher mein Unterbewusstsein, dass mir folgendes zuflüsterte:
Nimm die Trompete! Warum? Weil sie kraftvoll, intensiv, extrem und leidenschaftlich, ja gar majestätisch ist. Nicht umsonst wurden Könige und Kaiser mit Trompeten empfangen während dem Pöbel die Infektion der Einfachheit der Saiteninstrumente zum Ertragen aufgezwungen wurde. Nur Zurückgebliebenen (manche sagen dem auch "der einfache Mann") wagt es, die Hysterie und der meist beleidigende Klang einer Violine zu entzücken. Warum wohl wird in einem Orchester der gesamte Streichersatz (ca. 40 Stk) von drei, vielleicht vier Trompeten übertönt.
Auch der Ausdruck der Instrumente, durch Auswertung der grössten aller Komponisten ist zu berücksichtigen. Was drückt eine Violine aus? Leid, Hysterie, Hektik, Drama und nicht zu vergessen Tempo. Und eine Trompete erhebt sich majestätisch über das gesamte Orchester. Schafft Klarheit. Schafft Stärke.
Darum messen sich Trompetenspieler am liebsten in der Kunst des "Hoch-Spielens". Sie haben es nicht nötig, beim Versuch unendliche Tempi und Läufe herunter zu fiedeln, kläglich in der Masse unter zu gehen.
In der Ruhe liegt die Kraft. Und so ist eine Trompete mit hohen Tönen, da sie auch zu höherem berufen sind, völlig zufrieden. Sie ist erhaben. Somit gelangt eine Trompete, durch die optimale, perfekte Technik des Blasens, zu einem erhabenen, eben höherem, musikalischen Dasein. Während sich Fiedler nur dara messen, wer es sich mit der Hand am schnellsten machen ann.
Und da ich schon so schön zweideutig rede, gebe ich noch meinen Schlusssatz zum Besten:
Die Trompete ist die sexuelle Befreiung der Seele in Form von Klang und Ausstrahlung. Leidenschaftlich, einfach perfekt und doch kann man das geliebte Spiel auch doch so falsch spielen.
Danke liebe Stimme, dank dir weiss ich nun, dass ich täglich das Instrument der Perfektion in Händen halte, und einfach nicht weiss, wie man es benützt, sondern nur lächerlich damit rumspiele...

A.U., 22.05.2012
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