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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 15.12.2018, 01:30   #1
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.038

Standard Erkenntnis

Ich bin nicht mehr, was ich einst war,
und endlich selbst und immer wahr,
dorthin war es ein weiter Weg
durch Feld und Wald, auf schmalem Steg.

Wer sagt, dass Strassen einfach sind?
Ich ging sie, sorglos. Ich war Kind,
mit dem die Welt nur Gutes meint
und blauen Himmels Glück vereint.

Doch plötzlich stand ich ganz allein
und wusste nicht mehr um mein Sein.
Da wurde es mir glas und klar:
Ich kann nicht bleiben, was ich war.

Im Schatten konnt ich nicht mehr stehn,
musst vielmehr eigne Wege gehn.
Am Abend löste ich mein Haar.
Und sah, was ich schon immer war.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2018, 06:53   #2
männlich pathos79
 
Benutzerbild von pathos79
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Sauerland
Alter: 44
Beiträge: 737

Hallo Ilka-Maria,

manchmal erfolgt uns die Erkenntnis in banalen Abhandlungen des Alltags, wie in einem Haareöffnen...Obwohl schon Jahre dahingeflossen sind, fängst Du in diesen Sekunden die Gewissheit über die Wahrheit in deinem Leben ein.

Die naive Sorglosigkeit des Kindseins verflüchtigt sich in einer individuellen Wahrwerdung des Ichs, sich immer weiter zu entwickeln. Daraus resultiert aber auch Stärke und Mut zu sich zu stehen und das hast Du gut verdichtet.

Zitat:
Doch plötzlich stand ich ganz allein
Warum "plötzlich" an dieser Stelle? Was ist passiert?

Zitat:
Da wurde es mir glas und klar:
Ich kann nicht bleiben, was ich war.
Für mich die Schlüsselstelle des Gedichts und wird durch die Aufsplittung des glasklar exponiert.


Take care
pathos79 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2018, 08:14   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Das abendliche Lösen des Haars bedeutet hier kein Bereitmachen für die Verschmelzung mit einem anderen, sondern mit sich selbst gegen Ende des Lebens.

Sehr schön geschrieben, liebe Ilka.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2018, 13:24   #4
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo Ilka-Maria,

diese Verse eines lyrischen Ichs in durchaus kritischer, aber nicht liebloser Selbstreflexion gefallen mir sehr.
Zitat:
Ich kann nicht bleiben, was ich war.
Besonders diese Erkenntnis muss erst einmal gewonnen und angenommen werden.

Herzliche, vorweihnachtliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2018, 23:11   #5
männlich Jo-W.
 
Dabei seit: 10/2018
Ort: Syke-Norddeutschland
Beiträge: 92

Standard Erkenntnis

die letzte Strophe trifft genau das, wofür man dennoch seine Jahre braucht-wichtige Gedanken hast du angesprochen-gefallen mir- einen Abendgruß-Jo-W.
Jo-W. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2018, 00:26   #6
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

Liebe Ilka-Maria,
Dein Gedicht bestätigt meine Behauptung, dass der gut gemeinte Wunsch: "Bleib wie du bist!", eigentlich ein schlechter ist.
Vielleicht treffe ich nicht genau den Sinn Deiner Verse, aber sie haben mich erneut zu dieser Einsicht gebracht.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2018, 01:28   #7
männlich Ex-Einsamkeit
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 130

Liebe Ilka -

mit dem Gedicht habe ich kleinere Schwierigkeiten. Die Getragenheit und die geordnete Ruhe, die das Gedicht ausstrahlt, gefallen mir sehr. Auch gefällt mir, dass das Gedicht von Dir, im Gegensatz zu vielen anderen von Dir, keine Inversionen besitzt.

Kann eine Person wahr sein und oder werden?
Du meintest sicherlich authentisch. Denn nur Gott kann Wahrhaftig sein, Wahrheit hingegen kann niemand sein.
Was sind einfache Strassen?

-

Es wurde Dir glas und klar?

Das ist keine Poesie, sondern schlechtes Deutsch respektive schlechter Ausdruck. Ich würde dies ändern.

Zum Nachdenken regt es dennoch an. Und das gefällt mir.


-
Ex-Einsamkeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2018, 06:22   #8
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.038

Ich danke euch allen fürs Lesen und Kommentieren.

LG
Ilka



Auf dies hier möchte ich kurz eingehen:

Zitat:
Zitat von Einsamkeit Beitrag anzeigen
Kann eine Person wahr sein und oder werden?
Du meintest sicherlich authentisch.
Wer für sich selbst wahr wird, hat einen gewissen Grad der Selbsterkenntnis erreicht. Mit dem ausgelutschten Wischi-Waschi-Begriff "authentisch", von dem niemand weiß, was er wirklich bedeuten soll, kann ich nichts anfangen. Selbst der aufrichtigste Mensch kommt nicht darum herum, seine Rollenspiele aufzuführen, je nachdem, in welchem Umfeld er sich bewegt, kein Mensch lässt jeden Gedanken heraus, kein Mensch kann sich Notlügen völlig verweigern, und kein Mensch ist frei von besonderen Haltungen, Gewohnheiten und Macken. Genau das sind die interessanten Figuren. Über "authentische" Figuren könnte ein Autor niemals ein spannende Geschichte schreiben. Es sind die gebrochenen Figuren, die interessieren.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2018, 11:43   #9
männlich Wolfmozart
 
Benutzerbild von Wolfmozart
 
Dabei seit: 04/2012
Alter: 59
Beiträge: 1.300

Hallo Ilka,

ein philosophisches Gedicht, sehr gut ausgeführt.

Gern gelesen

wolfmozart
Wolfmozart ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

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