Gedanken einer Unterrichtsstunde

[cute_fighter]

Gedanken einer Unterrichtsstunde

„Wörter können einem Schmerz, Hass und Wut geben. Liebe, Hoffnung und Freundschaft. Ihre Magie ist tiefer als ihre Entstehung selbst. Sie können über unsere Grenzen springen, unsere Gedanken mit anderen teilen. Egal in welcher Sprache, welchem Land oder welcher Kultur. Schon immer suchten Menschen einen Weg, anderen ihr Innerstes zu erklären oder es vor ihnen zu vertuschen.
Vielleicht wurden die Hexen damals nur verfolgt, weil sie die Magie der Wörter beherrschten und sich zudem besser als die anderen Menschen mit der Natur auskannten. Diese Eigenschaften, die sie über andere stellten, hatten gereicht, um sie zu verbrennen?!“

Sandras Blick wanderte durch den stickigen Klassenraum. Diese Gedanken beschäftigten sie schon seit längerer Zeit und in den Mathe-Stunden hatte sie endlich Zeit, wieder darüber nachzudenken, konnte sich durch den Kopf gehen lassen, was sie so viele Nächte lang geplagt hatte.
„Sandra, du kannst uns doch sicher die richtige Lösung sagen...“ Oder auch nicht... „Scheiße!“ Sandra ließ ihren Blick blitzartig wieder auf das Mathematikbuch wandern und verbannte alle anderen Wörter und Gedanken aus ihrem Kopf. Ihre Gedankenwelt überschlug sich in ihrem Kopf und sie schätzte, bei welcher Aufgabe sie sein mussten, bevor sie ohne noch einmal über die Aufgabe nachzudenken, antwortete: „Zwei. Die fünfte Wurzel kann man mit der Potenz zwei kürzen und hat so nur noch die dritte Wurzel aus acht.“ Ihre Lehrerin warf ihr einen bösen Blick zu und nickte dann zustimmend, bevor sie mit dem Unterricht fortfuhr.
Erleichtert atmete Sandra auf.

„Gedanken konnten manchmal schneller arbeiten als die Sprache es einem jemals ermöglichen würde. Aber wir denken doch in derselben Sprache, die wir auch sprechen, oder?
Haben unsere Gedanken vielleicht auch eine eigene, fremde Sprache, die wir Gefühle nennen. Manchmal verstehen wir sie, manchmal nicht. Sie ist unübersetzbar in unseren begrenzten Sprachschatz und trotzdem meinen wir für jedes Gefühl ein eigenes Wort bilden zu können...“

Nachdenklich öffnete Sandra ihren Block und zog einen Stift aus ihrem Mäppchen. Sie wollte festhalten, was ihr gerade so klar durch den Kopf gegangen war, doch es schien ihr, als würden die Wörter ihr entgleiten, sobald sie sie einfangen und auf Papier bannen wollte.
Draußen zwitscherten die Vögel durch das geöffnete Fenster und die Sonne tastete langsam nach dem Innenraum. Gleichzeitig aber schienen Sandras Gedanken über die Wörter, die sie so gerne auf das Papier gefesselt hätte, wieder klar in ihr zu entstehen. Ohne Wörter. In einer fremden Sprache. Es war einfach nur ein klares Gefühl, etwas in sich erbaut zu haben, was die Gefühls- und Gedankenwelt verband. Es war immer da gewesen, doch sie konnte nicht beschreiben was es war.
Ein lautes Rascheln um sie herum signalisierte ihr, dass ihre Mitschüler bereits die Sachen möglichst leise in die Taschen fallen ließen, was ihnen natürlich nicht gelang, da sofort alle anderen auch anfingen einzupacken. Es würde jeden Moment klingeln. Die einzige Stunde, in der Sandra noch ungestört nachdenken konnte hatte ein Ende genommen und sie verschob das Festhalten dieses neuen Gefühls auf später. Vielleicht würde sie dann die Wörter in der Hand halten, die sie vergeblich in sich suchte.





[naja...nichts besonderes...aber irgendwie wollte ich das festhalten]

[jule]

Das gefällt mir deshalb so gut, weil es wirklich so ist. Man kann so viele Sachen, Gefühle, etc. einfach nicht beschreiben, sondern nur "in sich verwahren", sie denken und/oder fühlen, aber nicht in Worte fassen. Wie oft muss man feststellen, dass man etwas einfach nicht erklären kann...Dazu wird aber doch so viel mit Worten ausgedrückt und oftmals ist das, was gesagt wird, gar nicht so gemeint oder wird vom anderen missverstanden, weil man es eben nicht wirklich in Worte fassen kann...

Es ist vielleicht nichts neues, vielleicht könnte man das Ganze auch auf irgend eine Art und Weise schöner schreiben, aber mir gefällt es genau so, wie es dasteht, weil die Gedanken in einem nunmal oft genau so kreisen.

Noch eine Verbesserung von mir:

Ihre Gedankenwelt überschlug sich in ihrem Kopf und sie schätze, bei welcher Aufgabe sie sein mussten, bevor sie ohne noch einmal über die Aufgabe nachzudenken, antwortete:

ich denke es muss heißen: "Ihre Gedankenwelt überschlug sich in ihrem Kopf und sie schätzte, bei welcher Aufgabe sie sein mussten, bevor sie, ohne noch einmal über die Aufgabe nachzudenken, antwortete.

Lg Jule

[cute_fighter]

hi jule

danke.

Ursprünglich sind mir nur die Gedanken eingefallen... ich wusste nicht, ob ich sie so stehen lassen sollte, aber irgendwie gefiel mir das noch nicht. Schließlich wollte ich eine ganz alltägliche Situation daraus machen. Naja, das mit der Mathelehrerin ist mir tatsächlich schon passiert ) , ist mir irgendwie gerade dabei in den Sinn gekommen...

vlg

[Struppigel]

Hi Cutie,

ich sehe es so, wie in Deiner Anmerkung - nichts Besonderes.
Fakt ist, das Umfeld hätte jedes Beliebige sein können. Die Schule ist wie eine zufällige Kulisse, die Gedanken hätte der Protagonist auch an völlig anderen haben können, ohne die Aussage oder den Sinn zu verfälschen. In der Kunst sollte sich aber jedes Detail zum Ganzen fügen, jedes Teil muss seine Berechtigung haben, nichts sollte überflüssig sein.

ihrem Kopf. Ihre Gedankenwelt überschlug sich in ihrem Kopf

Zweimal Kopf.

Potenz zwei kürzen und hat so nur noch die dritte Wurzel aus acht.“

Die markierten müsste man großschreiben. Bin mir bei der "zwei" nicht hundertprozentig sicher.
Wenn man einen Artikel einfügen könnte, muss man auch Zahlen großschreiben.

[cute_fighter]

hi struppi

hmm..ja, deshalb fand ich auch, dass es nichts besonderes ist... nur Gedanken, dir mir durch den Kopf gebraust sind und die ich so einfach schlicht aufschreiben wollte. Ohne einen tieferen Interpretationssinn.

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.
Schön, dass du wieder voll und ganz da bist

vlg