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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 10.12.2022, 16:03   #1
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
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Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Standard Reimewildwuchsbeet

Frisch verreimt nach Lust und Laune
wächst ein Reimewildwuchsbeet,
wo das Flötenspiel der Faune
in den Winden sanft verweht.

An den Bäumen schlengelnd ranken
Zeilen sich zum Blätterdach,
wachsen aus manch Nachtgedanken,
durch den Garten rauscht ein Bach

dessen Wasser metrisch fließen,
rings herum ein Blütenmeer
kleiner Verse, die wild sprießen,
schön und keck, nicht inhaltsschwer.

Hier und da erblühen prächtig
Kurzgedichte, wunderschön,
während Epen, stark und mächtig,
um den Teich der Mystik stehn.

An den Rändern plantschen kleine
Zeilen Schwachsinn, machen Quatsch
hüpfen kichernd über Steine
doch wer ausrutscht, der macht platsch

Einmal sank ein Flachwitz leise
auf den Grund des Teiches, bald
kam er wieder, klug und weise
als Sonett, gereift und alt

Voll Geheimnis sind die Weiten
dieses Gartens Mystikteich
jeder Vers, zu allen Zeiten
der es suchte wurde weich

Planscht nun mit den Flachwitzreimen
doch was drum herum gepflanzt
fing an sondersam zu keimen
dass es heut im Mondschein tanzt

Bäume sieht man Strophen schichtend
bau'n nen Turm aus Äpfelbein
tiefe Wahrheiten verdichtend
lohnend wird die Ernte sein

Auf der Kitsch und Herz Schmerz Wiese
wächst die Lyrik die man fühlt
sagt sie selbst, bloß wächst da diese
die im Leid sich suhlt und wühlt.

Ist ja Wildwuchs, darum setzen
wir am besten gleich dazu
Nihilistenreimesfetzen
und es regelt sich im nu.

Ein Stück weiter die Gedichte
tiefer Liebe, die in schön
filigran um eine Fichte
wachsen, sie mit Kunst verwöhn.

Hier und da ein kleines Verslein
mit, man glaubt nicht, was so geht
kann man's Reimen, pflanzt es hier ein
in das Reimewildwuchsbeet.
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.12.2022, 20:45   #2
weiblich Donna
 
Dabei seit: 02/2020
Beiträge: 406

Sehr schön, Anaximandala,
zum Glück gibt es selbst berufene Gärtner, die auch mal mit der Machete durchgreifen und Unkraut zu jäten wissen.
LG Donna
Donna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2022, 12:41   #3
männlich Anaximandala
 
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Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Guten Morgen Donna
Zitat:
zum Glück gibt es selbst berufene Gärtner, die auch mal mit der Machete durchgreifen und Unkraut zu jäten wissen.
Ja aber doch nicht in meinem
da würde sich das gante Bild wild entfaltend selbst gestalten, vielleicht mit dem Einfluss von kleinen Zufallsversen, die dort auf das Angebot am Ende hin von anderen gepflanzt wurden. Da wird nichts beschnitten, da wird nichts beeinflusst, es ist ja der Wildwuchsgarten
Und wo es anfängt, dass sich ein herzschmerzler in in seinem Leid suhlt, fass er sich ne Extraschulter anleidet, nur um sich dran ausweinen zu können;
da wird gehackt, da wird gebrannt, da wird vernichtet
da wird für die Freiheit gekämpft

Nein, ich kann deinen Kommentar nicht ganz einordnen,, Donna...
Vom Ding her widerspricht dad was du schreibst ja dem Konzept Wildwuchsgarten.
Da wird zwar geschnitten, aber so wenig wie möglich und nicht um zu ändern, sondern um ein Überwuchern einer Art zu verhindern und die Ästhetik etwas zu lenken

Oder du meinst damit, dass von wegen Wildwuchs meine Zwilen darüber ziemlich in Form geschneidert sind und die Kitsch und Herz Schmerz Wiese sogar bekämpft wird

Oder aber, vielleicht bist du ja einfach nur ein Gegner der Freiheit und möchtest meinen schönen Garten aus Bosheit zerstören
Dann hättest du aber reimen müssen, sonst kommst du nicht rein

Nein, einmal zur Aufklärung, das Gedicht sollte einen Faden einleiten für alles was so durch die Gedanken spukt und sich apontan aus dem Kopf herausreimt.
Alles zwischen schräg und schön, deep und dämlich. Da wärces natürlich schön, wenn sich noch wer anschließt, also wird da garnichts gehackt^^

Auf jeden Fall Danke für deinen Kommentar
außer er möchte Recht und Ordnung in mein Beet hacken und schlagen!

Dann komm wieder mit einem Reim, ohne kommt hier niemand rein
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.01.2023, 04:37   #4
weiblich Schreibfan
 
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An diesem Gedicht finde ich nix auszusetzen. Mir gefällt es sehr gut, die Idee ist Klasse.
Toll ist vor allem die Strophe, in welcher ein Flachwitz reift und als Sonett wiederkehrt. Ein gutes Bild für die Arbeit, die man manchmal in ein Gedicht stecken muss, damit alles sitzt...

LG Schreibfan
Schreibfan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2023, 13:27   #5
weiblich Donna
 
Dabei seit: 02/2020
Beiträge: 406

Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Nein, ich kann deinen Kommentar nicht ganz einordnen,, Donna...
Dem Kommentar von Schreibfan mag ich mich gerne anschließen. Was du schreibst ist einfach nur saugut, lieber Anaximandala. Tolle Bilder und Worte. Meine "vorweggenommene" ironische Kritik galt vor allem Heckenschneidern und Gralshütern, welche es nicht lassen können, sich an der Ideenvielfalt zu erfreuen.
noch ein frohes neues Jahr, Donna
Donna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2023, 15:50   #6
männlich dunkler Traum
 
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Beiträge: 1.615

... oh Anax, zwischen deinen Reimwildwuchsbeeten möcht ich mit Dir wandeln, ein Gläschen in der Hand. Welch verrückte Verse könnten daraus entstehen?

weiter so
und natürlich schöne Träume
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2023, 07:57   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Anixamandala,

das ist ein sehr hübsches Gedicht!

Zitat:
.Frisch verreimt nach Lust und Laune
wächst ein Reimewildwuchsbeet,
wo das Flötenspiel der Faune
in den Winden sanft verweht.

An den Bäumen schlengelnd ranken
Zeilen sich zum Blätterdach,
wachsen aus manch Nachtgedanken,
durch den Garten rauscht ein Bach

dessen Wasser metrisch fließen,
rings herum ein Blütenmeer
kleiner Verse, die wild sprießen,
schön und keck, nicht inhaltsschwer.

Hier und da erblühen prächtig
Kurzgedichte, wunderschön,
während Epen, stark und mächtig,
um den Teich der Mystik stehn.

An den Rändern plantschen kleine
Zeilen Schwachsinn, machen Quatsch
hüpfen kichernd über Steine
doch wer ausrutscht, der macht platsch
Bis hierhin wunderbar gereimt,
hier:
Zitat:
.Einmal sank ein Flachwitz leise
auf den Grund des Teiches, bald
kam er wieder, klug und weise
als Sonett, gereift und alt
bin ich etwas irritiert, das passt mE von der Betonung her nicht. Ich glaube, „bald" und „kam" nacheinander ist ein Hebungsprall, aber vielleicht ist das auch gewollt?

Auf jeden Fall hat sehr viel Spaß gemacht, dein Gedicht zu lesen!

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2023, 08:49   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
...
bin ich etwas irritiert, das passt mE von der Betonung her nicht. Ich glaube, „bald" und „kam" nacheinander ist ein Hebungsprall, aber vielleicht ist das auch gewollt?
Guten Morgen, Silbermöwe,

deine Betonungen sind falsch gesetzt, es handelt sich um einwandfreie Trochäen:

Einmal sank ein Flachwitz leise
auf den Grund des Teiches, bald
kam er wieder, klug und weise
als Sonett, gereift und alt.

Der Hebungsprall ergibt sich zwangsläufig daraus, dass die Kreuzreime auf männlichen Kadenzen enden.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2023, 08:56   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
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Danke, Ilka! Ein schönes Beispiel für einen richtigen Hebungsprall

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.01.2023, 16:41   #10
männlich Anaximandala
 
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Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Zitat:
An diesem Gedicht finde ich nix auszusetzen. Mir gefällt es sehr gut, die Idee ist Klasse.
Toll ist vor allem die Strophe, in welcher ein Flachwitz reift und als Sonett wiederkehrt. Ein gutes Bild für die Arbeit, die man manchmal in ein Gedicht stecken muss, damit alles sitzt...
Hallo Schreibfan,
vielen herzlichen Dank für deine netten Worte so früh im neuen Jahr, vor allem den Blick auf die Arbeit, die in einem Gedicht steckt finde ich klasse.
Ich freu mich sehr drüber, dass dir der Text so durchweg gut gefällt


Zitat:
Dem Kommentar von Schreibfan mag ich mich gerne anschließen. Was du schreibst ist einfach nur saugut, lieber Anaximandala. Tolle Bilder und Worte. Meine "vorweggenommene" ironische Kritik galt vor allem Heckenschneidern und Gralshütern, welche es nicht lassen können, sich an der Ideenvielfalt zu erfreuen
Hallo Donna,
ich konnte zwar nicht ganz einordnen, was du meinst, aber ich hab schon über deinen ersten Kommentar sehr gefreut, ich hoffe nur, die Ironie ist in meiner Antwort nicht verlorengegangen. Danke um so mehr für deine Bekräftigung!


Zitat:
... oh Anax, zwischen deinen Reimwildwuchsbeeten möcht ich mit Dir wandeln, ein Gläschen in der Hand. Welch verrückte Verse könnten daraus entstehen?
Mein Lieber, fühl dich herzlich eingeladen, selber eine etwas zu pflanzen, mein Wildwuchsbeet umfasst alles was ich schreibe, wenn du irgendwo eine nette Idee hast, sieh die letzte Strophe unbedingt als Aufforderung, ich steige gerne ein und wie du sagst, wer weiß, was draus entstehen könnte


Zitat:
bin ich etwas irritiert, das passt mE von der Betonung her nicht. Ich glaube, „bald" und „kam" nacheinander ist ein Hebungsprall, aber vielleicht ist das auch gewollt?

Auf jeden Fall hat sehr viel Spaß gemacht, dein Gedicht zu lesen!
Ich glaube sowohl durch das einmal, als auch die stärkere Betonung von Silben wie ein oder Witz ist das nicht abwegig, was du schreibst, aber Ilka hat ja netterweise sie Metrik schon dargelegt.
Im Nachhinein stolpere ich über eine ganz andere Stelle, ich würde nämlich mehr zu

kleiner Verse, wild am sprießen

tendieren, metrisch scheint ja auch ...die wild... ok zu sein, aber so ist es vielleicht doch noch etwas sauberer

Danke auf jeden Fall fürs drüberschauen, gerade im Kleinen finden sich ja doch hier und da nochmal kleine Schnitzer


Zitat:
Der Hebungsprall ergibt sich zwangsläufig daraus, dass die Kreuzreime auf männlichen Kadenzen enden.
Diesen Hebungsprall hab ich so noch garnicht beachtet... zumindest für den Satzfluss ist es vielleicht garnicht blöd, das zu wissen.... an sonsten ist der Hebungsprall aber kein sonderlich häufiges Stilmittel, oder?



Noch einmal Danke und ein frohes neues Jahr euch allen!
Liebe Grüße
Delf
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
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