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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 22.06.2011, 20:28   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Die Fessel

Ich lieg um Körper, Hals, Gelenk,
ein Strick, ein Ring, ein Riemen.
Zieh meine Griffe eng und renk
das Atmen aus zu Giemen.

Ich ducke dir das Zucken knapp,
vereitle die Bewegung.
Ich halte dich, machst du auch schlapp,
in Form durch strickte Hegung.

Ich hindere des Opfers Flucht
und geh mit ihm zum Galgen.
Der Sadomasochistensucht
lass ich die Lust sich balgen.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2011, 16:41   #2
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Strophe eins soll's wirklich "lieg" heißen, nicht "leg"? Geht aber auch so. "zum Giemen" würd ich schreiben.

Insgesamt wirkt das Gedicht etwas verrenkt. Aber paßt ja zum Thema. Wem's gefällt (Menschen, die auf SM stehen, wollen einander zwar keine ernsthaften Schmerzen zufügen, wenn ich richtig informiert bin, mein Ding ist es jedoch nicht)...

LG
Abendstern
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2011, 17:23   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo, lieber Abendstern,

"zum Giemen" ist besser, danke. Das Gedicht war durch Ilkas Gedicht "Hass" inspiriert. Habe Bilder zu Fesselung im Internet angschaut. Diese waren relativ tendenziell in ihrer Betonung des Sadomasochistischen. Ich bin von mir aus gar nicht darauf gekommen. Was mir aber ins Auge stach, war Bewegungseinschränkung, die die Fessel bringt und die sie eigentlich charakterisiert. Was mich vorher einzig mit dem Thema verband, war eine Erzählung Ilse Aichingers "Der Gefesselte", deren Protagonist kurioserweise in der unfreiwilligen Fessel ein neues, geradezu artistisches Leben beginnt und eine Liebe zu seiner Fessel entwickelt.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2011, 18:11   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

p.s.: in Strophe eins soll's wirklich "lieg" heißen, nicht "leg", denn Vers 2 ist so zu verstehen: als Strick, als Ring, als Riemen. Der eiserne Ring mit Schloss war neben Strick und (Leder) Riemen im Internet häufig zum Thema Fesselung zu sehen. "Etwas verrenkt"... inwiefern? Wenn etwa durch Formgebung unausgesprochen zum Ausdruck käme, dass z. B. Hände hinter dem Rücken an die Füße geschnürt sind, was die Gelenke fast ausrenkt, wäre es bezweckt.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.06.2011, 15:14   #5
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Zitat:
Wenn etwa durch Formgebung unausgesprochen zum Ausdruck käme, dass z. B. Hände hinter dem Rücken an die Füße geschnürt sind, was die Gelenke fast ausrenkt, wäre es bezweckt.
Dann ist es bezweckt. Die Frage ist nur, ob zufällig, bewußt oder unbewußt. Und ob man diesen Eindruck (durch Formgebung) noch verstärken könnte.

Zum Thema "Fesselung" möchte ich nur eins sagen: Wen es erregt, am Abgrund zu stehen, der sollte zusehen, daß ihm nicht schwindelig wird und daß er Andere, die in seiner Nähe stehen, nicht mit in den Abgrund reißt. Grenzgänger leben gefährlich. Und aus Spiel kann erschreckend schnell furchtbarer Ernst werden. In gegenseitigem Einvernehmen Fesselspielchen zu betreiben, warum auch immer, ist jedenfalls PRINZIPIELL etwas ANDERES, als einem Anderen etwas aufzuzwingen.

LG
Abendstern
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