Leiden schafft!

[nurdean]

Leid! Leid! Leidenschaft!
Übersinnliche Schaffenskraft!
Täglich deine Seele verkaufen,
in der See der Wollust ersaufen,
über glühende Kohlen laufen,
Freudentränen auf den Wangen und
Stück für Stück den Wahnsinn empfangen!

Du Quelle der Jugend!
Du treulose Tugend!
Du elend Verkehrter,
vom Glücke verehrter,
dem Frieden verwehrter!
Dein Feuer glüht heiss,
doch dein Herz ist aus Eis!

Du hast Angst, stecken zu bleiben,
kläglich zu verrecken und zu leiden!
Dein Leben, es kennt keine Rast,
nur dämliche, ewige Hast,
dein Leben ist der Morast
der dich aufhält auf deinen Wegen
zu ungewissem Segen.

Jetzt halt doch ein, halt endlich ein!
Siehst du nicht? Dann soll es sein!
Ich habe dich begleitet,
dir den Weg bereitet,
dich ein Stück geleitet,
doch da befällt's dich wieder:
Jetzt reitest du mich nieder?

Das Genie kennt keine Grenz,
keine Freud und keinen Lenz.
Du sagst, wer sucht, der dann auch findet,
doch du bist lang schon erblindet,
hast ausgelöscht, was uns verbindet,
hast verschlungen unsre Lieb,
deshalb nenne ich dich Dieb!

Doch ich lieb't grad das an dir,
warst so frei in deiner Gier,
in deinem Willen, deiner Pracht,
und deiner unbrechbaren Macht!
Wie in jener Sommernacht,
als du zu mir ins Bett herkamst
und endlich meine Seele nahmst!