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Alt 22.12.2019, 19:31   #1
männlich Andri
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Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425


Standard Der Türöffner

Seine Hand streichelt sanft über ihren Körper, die Finger spielen geschickt mit der weichen Haut. Bernd weiß, dass er ein guter Liebhaber ist, er kann zwischen Zärtlichkeit, Leidenschaft, ja gelegentlich sogar einer kleinen Prise Härte wechseln, intuitiv weiß er, was eine Frau anspricht, wie ihre Gefühlslage ist, was sie erregen könnte.
Marie spürt seinen noch jugendlichen, nackten Körper neben sich, schon etwas erhitzt, mit einem leichten Schweißfilm überzogen. Ganz eindeutig macht sich auch seine Erregung immer mehr bemerkbar, immer härter drückt er gegen ihre Hüfte.
Sie hatte ihn erst heute Abend in der Kneipe kennen gelernt und sich anbaggern lassen und warum auch nicht, es hatte ja keinen Sinn sich zu vergraben, das Leben, ihr Leben musste eben irgendwie weiter gehen und sie wollte ihren Spaß haben, das Leben leben. Und wenn auch etwas in ihr nicht auftauen will, genießt sie es seine Erregung zu spüren, seinen etwas schnelleren Atem zu bemerken, genießt seine Hände auf ihrem Körper.

Bernd lächelt ein wenig als er sich erinnert, wie leicht heute alles war. Sie saß an der Bar und war offenbar allein. Ganz klassisch hat er sie angesprochen, ob er sie auf ein Getränk einladen dürfe, ob sie denn öfter hier sei. Und von Anfang an hatte er das Gefühl, dass sie nach Aufmunterung, nach Zärtlichkeit geradezu hungert. Seine Kumpels würden natürlich feixen, „alter Witwentröster“ würden sie sagen, aber nun, sollen sie feixen, er hatte den Bogen eben raus.
Sie schien in einer gewissen Reserve zu verharren, ihr Körper wollte sich nicht wirklich seinen Händen öffnen, doch dafür hatte er seine spezielle Methode. Er nannte sie den Türöffner: Seine rechte Hand gleitet leicht über ihre Stirn, über die Augenbrauen, die Wange, über die Lippen, gleichzeitig streichelt er mit der linken über den Po, dann nach vorne fließen und tiefer gehen.

Aber als Marie seine zarten geschickten Finger an ihrem Gesicht fühlt, öffnen sich die Schleusen der Erinnerung.
Sebastians kräftige, fast klobige Finger streicheln sie, seine Finger haben immer noch diese schwielige, rissige Haut, in der die Haare kurz hängen bleiben, wenn er darüber fährt.
Aber es ist nur ein ganz leichtes Zippen, es macht ihr seine Hände nur umso bewusster.
Die Hände, Sebastians Hände, halten inne und die dicken starken Finger beben leicht, als sie versuchen ihr Gesicht nur ganz sanft zu berühren, um mit größter Vorsicht über ihre Stirn, über ihre Augenbrauen, über die Nase und über ihre Wange zu streicheln. Es ist das Zarteste was es gibt, zarter als jede andere Berührung, Sebastians Hände mit diesen harten grobknochigen Fingern als sie bebend, mit äußerster Feinfühligkeit ihr Gesicht streicheln. „Marie, meine Marie“.
Sie hatten, was ihr jetzt ganz seltsam und unerklärlich war, selten Sex und Sebastian forderte nie. Aber vielleicht, natürlich, wäre er glücklich gewesen, wenn sie ihm mehr gegeben hätte.
Er war damals schon sehr krank und sie wussten es beide, dennoch schien sein Körper, wie auch seine Hände, immer noch die alte Kraft zu besitzen.
Es war eine ihrer letzten gemeinsamen Nächte in ihrer Wohnung, obwohl es ihr da noch nicht klar war. Vielleicht ahnte Sebastian es bereits, war er doch noch zärtlicher als je.
Und als seine Finger leicht bebend ihre Wangen streicheln, fließen ihr die Tränen vor Rührung, vor Glück, es ist wie eine Andacht des Moments. Sie küsst ihn mit aller Liebe, die sie in sich findet "Sebastian". Sie streichelt ihn bis er einschläft.

Bernd fühlt ihre Emotion und glaubt den richtigen Moment zu treffen, als seine Finger zwischen ihre Beine gleiten.

Marie, zurück gerissen im Jetzt, richtet sich wütend auf und stößt mit dem Kopf fast gegen seinen.
„Lass mich bloß in Ruhe!“ „Was denn, was hast du, ist doch gut?“ „Hau ab! Verschwinde, los hau ab!“ „Hast du sie noch alle, kranke Zicke? Bescheuert!“
Nachdem Bernd gegangen war, beruhigt sie sich etwas. Er war eh ungewaschen, sie kann es nicht leiden, wenn sie schwitzen.
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2019, 23:05   #2
männlich Ex-Ralfchen
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Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302


servus -

abgesehen davon, dass am text sprachtechnisch herumgewerkelt werden sollte, hat der etwas, das mir sehr sehr gut gefällt: er ist aus dem leben und ich habe fast den verdacht, da ist ein bisschen autobio drin. (=der titel ist schlecht gewählt, fraune haben keine türen...man öffnet ihre sehnsüchte, ihr mental...das körperliche wird dabei überschätzt, frauen leben in vorstellungswelten, die wir meist nicht nachvollziehen können. aber sie geben uns zeichen...)

nur um etwas zu kritisieren - als vergötterer von frauen und jahrzehntelanger liebhaber möchte ich sagen - so beschreibt man das nicht, weil man als lover nicht mit der Haut an sich SPIELT:

[QUOTE]die Finger spielen geschickt mit der weichen Haut. [/QUOTE

seine Finger bewegen sich sanft und spielerisch über ihre Haut (und da würde ich sagen...welche teile ihres körpers.)
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2019, 23:26   #3
männlich Andri
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Ort: Die Erde
Beiträge: 425


Hallo Ralfchen,
tatsächlich ist die Geschichte gar nicht autobiografisch, aber schön, dass sie so unmittelbar wirkt. Tatsächlich habe ich mich schon bemüht die Sprache so anzupassen, dass sie das unmittelbare Erleben der Personen wiederspiegelt.
Der Türöffner ist ja tatsächlich ein Modell das Bernd in seiner sehr zielgerichteten Vorgehensweise für sich entwickelt. Und er öffnet damit in Marie ganz andere Türen als gedacht...daher finde ich den Titel eigentlich sehr passend und gleichsam die Geschichte schon beinhaltend. Ich spiele oft auch wirklich mit der Haut, kneife sie ganz leicht etc. und Bernd geht es oberflächlich an.
Es ist wirklich eine schöne Geschichte behaupte ich unbescheiden, die ich sprachlich nicht immer adäquat umsetzen konnte, wenn ich in Teilen auch damit nicht unzufrieden bin
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2019, 23:30   #4
männlich Ex-Ralfchen
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Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302


na ja - du spielst gerne mit der haut - also ist da was von dir drin. also ich bin extra-ultra-hautbesessen. nicht so wie der SKINNER in SILENCE OF THE LAMBS..aber doch magisch verfolgt vom größten menschlichen organ.

mensch ich hab soviele quarg-texte geschrfieben, die tangential das erzählten was ich fühlte und fühle. bis auf meine gewalt-texte, weil ich das gegenteil dazu bin. meist bringen in meinem schmarrn auch die mädels die wichser um...was besser ist und in realo viel zu selten vorkommt.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
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